Überforderung des Kindes

Aus 2 x 2 der Erziehung
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Überforderung ist natürlich ein allgemeines Problem für Menschen. Das Spezielle bei Kindern ist, dass sie von Natur aus ihren Eltern vollkommen vertrauen und sich schon deshalb zumindest in der Phase der Vertrauensbildung kaum gegen Überforderung wehren können. Erst mit der Willensbildung ab etwa dem dritten Lebensjahr hat das Kind eine, wenn auch naturgemäss beschränkte, Möglichkeit sich zur Wehr zu setzen (in dieser Phase wird sinnigerweise die Unterforderung in der Regel das grössere Problem).

In der westlichen Zivilisation dürfte die körperliche Überforderung (insbesondere Kinderarbeit) zwar nur noch selten vorkommen. Doch die, meistens viel subtileren, Formen von psychischer Überforderung sind für das Wohl des Kindes keineswegs weniger heikel. Ein Kind ist überfordert, wenn von ihm etwas verlangt wird, was nicht oder noch nicht seinen Fähigkeiten beziehungsweise seiner Reife entspricht. Kinder können auf unterschiedlichste Arten überfordert werden, so insbesondere durch (in alphabetischer Reihenfolge):

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Überforderung und Herausforderung

Kinder haben grösste Freude an ihrer Leistungsfähigkeit. Sie leben deshalb alle Fähigkeiten, die sie gerade frisch erworben haben, immer sofort und in vollen Zügen aus. So wir das Kind, das zum Beispiel gerade gelernt hat, Fahrrad zu fahren, womöglich so lange herumfahren, bis es vor Erschöpfung beinahe umfällt. Lassen Sie es selbst entscheiden, wann es genug hat! Denn nur das Kind weiss, wann der Zeitpunkt gekommen ist, um aufzuhören. Selbst wenn es einmal tatsächlich zu spät ist (und Tränen die Folge sind), ist es immer noch wichtiger, dass das Kind diesen Zeitpunkt selbst erfahren hat und daraus entsprechend lernen kann (nachdem es von Ihnen "trotzdem" getröstet wurde!).

Schützen Sie Ihr Kind also nicht etwa vor seinem eigenen Übermut, indem Sie seinen Bewegungsdrang einzuschränken versuchen. Denn das wäre höchst kontraproduktiv: Das Kind wird seinen Bewegungsmangel so schnell als möglich kompensieren wollen und die nächste, erstbeste Gelegenheit packen. Da es nun aber die Erfahrung gemacht hat, dass es womöglich wieder daran gehindert wird, wird es entweder mit noch mehr Einsatz zur Tat schreiten oder mit einem Schlich versuchen, in einem günstigen Moment der Aufmerksamkeit der Eltern entwischen zu können. Beides ist eine Überreaktion und kann sehr schnell sehr gefährlich werden (gerade im Beispiel des Fahrradfahrens)!

Kinder suchen also die Herausforderung. Und als Eltern dürfen Sie Ihr Kind durchaus zu neuen Taten anspornen. Jedenfalls solange Sie die Grenzen des Kindes respektieren, das heisst zum Beispiel das Kind erst nehmen, wenn es Angst zeigt oder nicht mehr mag.

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Mögliche Folgen

Wenn Sie von einem mehr fordern, als es kann, wird es sich nicht mehr angenommen fühlen, so wie es ist. Denn für ein Kind gibt es weder viele noch wenige Fähigkeiten, sondern ganz einfach so viel, wie es gerade hat beziehungsweise schon entwickelt hat. Kinder haben noch die wunderbare Eigenschaft, mit sich so zufrieden zu sein, wie sie gerade sind! Da könnten Sie als Eltern einiges für ihr eigenes Glück lernen.

Ein Kind, das sich von seinen Eltern nicht angenommen fühlt, verliert sehr schnell das Vertrauen in diese und kann somit auch nur wenig Selbstvertrauen aufbauen. Aber Vorsicht vor einem Wechsel ins andere Extrem: Unterforderung hat genau die gleichen Folgen für die Entwicklung des Kindes. Es geht also nicht etwa darum, sich dauernd zu fragen, was Sie dem Kind zumuten können oder nicht, sondern Sie sollten schlicht das Kind selbst entscheiden lassen, was es sich zumutet!

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Fordern als Seiltanz

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Fragen und Feedback

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