Anstand der Eltern

Aus 2 x 2 der Erziehung
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Anstand wird leider oft mit Respekt verwechselt, weshalb daraus einige Missverständnisse entstehen können. Während den beiden ersten, alles entscheidenden Phasen der Erziehung braucht das Kind in erster Linie Klartext, alles andere wäre eine Überforderung.

Anstand und Respekt

Anstand wird häufig mit Respekt verwechselt. Respekt bedeutet in der Erziehung, dass Sie die eigenständige Persönlichkeit und selbständige Entwicklung des Kindes anerkennen können. Es geht also um eine innere Haltung gegenüber dem Kind, während beim Anstand vor allem die Form wichtig ist, mit welchen Floskeln Sie etwa einen Wunsch äussern. Diese Formen sind in erster Linie kulturell bedingt, also nicht etwa von Natur aus gegeben. Der Wille des Kindes ist von Natur aus noch roh und absolut, er muss erst kultiviert werden. Diese Kultivierung kann zudem nicht einfach vom Kind erwartet oder gefordert werden, es liegt vielmehr der Verantwortung der Eltern, mittels Herausforderungen und Grenzen dem Kind Widerstand zu leisten, sodass es lernen kann, mit seiner noch ungestümen Kraft sinnvoll umzugehen. Erst dann, wenn es diese Reife erworben hat, wird es auch mit Anstandsregeln sinnvoll umgehen können.

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Anstand und Klartext

In den ersten Jahren brauchen Kinder ausschliesslich Klartext. Das heisst, all das anständige Bitten oder höfliche Fragen der Eltern können Kinder noch gar nicht richtig verstehen, sie sind damit geradezu überfordert! Lassen Sie also in den ersten Jahren sämtliche Höflichkeitsfloskeln konsequent weg: sie sind nicht nur unnötig, sondern geradezu kontraproduktiv. Insbesondere während der Willensbildung ist es entscheidend, dass Sie in die Befehlsform wechseln ("Zieh Deine Schuhe an!"), um wirklich verstanden zu werden. Denn das Kind, das Ihnen bisher einfach in allem vertraute, beginnt nun auch Widerstand zu leisten, sodass es vermehrt Ihre volle Überzeugungskraft braucht. Noch klarer müssen Sie sein, wenn das Kind Ihre Grenzen überschreitet. Wenn es zum Beispiel sein Geschwister schlägt, muss Ihre Reaktion ein lautstarkes und konsequentes "Nein!" sein (oder auch "Stop!"). Ihr "Nein" darf in einer solchen Situation keine Relativierung beinhalten und keinen Widerspruch zulassen. Sie dürfen das Kind ohne weiteres auch mal damit erschrecken, das kann sogar hilfreich sein. Denn es braucht dringend eine klare Grenze, die nur Sie ihm setzen können. Wenn Sie das Kind hingegen höflich bitten ("Könntest Du bitte etwas rücksichtsvoller mit Deiner Schwester umgehen?") genügt das nicht, zumal das Kind all die sprachlichen Finessen noch gar nicht versteht. Es ist mit derartigen Bitten oder Fragen schlicht überfordert und Sie werden es regelmässig noch zehn weitere Male bitten. Und im schlimmsten Fall hat es am Ende immer noch nicht verstanden und Sie verlieren die Geduld und tun dem Kind womöglich Gewalt an, indem Sie es wegreissen, wegsperren oder gar selbst zu schlagen beginnen. Dann ist der Teufelskreis natürlich perfekt und das gegenseitige Vertrauen verloren.

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Anstandsregeln

Viele Eltern meinen, dass sie dem Kind unbedingt schon von Anfang an Anstandsregeln beibringen müssten, da es sonst zu spät sei, weil sich das Kind nicht mehr daran gewöhnen könne. Das ist allerdings ein Irrtum, denn Anstandsregeln bedingen einerseits ein Mindestmass an kognitiven Fähigkeiten, um überhaupt verstanden zu werden und andererseits einen bereits hinreichend kultivierten Willen. Das können Sie aber von Kindern während den beiden ersten, alles entscheidenden Phasen der Erziehung noch nicht erwarten!

Anstandsregeln sind anfangs für das Kind noch weitgehend unverständlich, auch wenn man sie ihm natürlich antrainieren kann, sodass es sie einfach mechanisch nachplappert ("Wie heisst das Zauberwort?"). Das hat dann aber weniger mit Erziehung als mehr mit Dressieren zu tun! Solche Regeln des Umgangs unter Menschen haben aber durchaus ihre Berechtigung im Rahmen der Sozialisation: Wenn das Kind erst einmal genügend Selbstvertrauen aufgebaut hat und Grenzen respektieren kann, wird es auch langsam aber sicher fähig sein, all die Nuancen zwischen Wollen, Fordern, Wünschen oder Verlangen zu verstehen. Das müssen Sie dem Kind aber in der Regel nicht speziell beibringen, denn es nimmt Sie ja von Natur aus zum Vorbild und wird Ihnen schon aus diesem Grund das meiste irgendwann nachahmen (weil Sie zum Beispiel immer "Danke" sagen, wenn das Kind Ihnen etwas gibt). Wichtiger ist hingegen, dass Sie ab diesem Zeitpunkt mit dem Kind über Sinn und Unsinn von solchen Regeln sprechen, zumal das Kind jetzt auch die Erfahrung macht, dass Regeln von Familie zu Familie durchaus unterschiedlich sein können (weil sie eben nicht von Natur aus gegeben sind).

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Das "Zweimalzwei der Erziehung" ist zum Teil noch im Aufbau. Allfällige Fragen oder Feedback sind willkommen: Email


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