Kleider

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Kleider sind einerseits schlicht ein Grundbedürfnis des Kindes. Andererseits stellen sich im Zusammenhang mit Kleidern auch immer wieder typische Erziehungsfragen.

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Nacktheit

Bedenken Sie zunächst die primäre Funktion von Kleidern: sie sollen vor Kälte schützen. Und nur das Kind spürt, ob es genügend warm hat! Lassen Sie es deshalb grundsätzlich immer selbst entscheiden, ob und wie viel Kleidung es braucht. Hingegen können Kinder anfangs noch nicht abschätzen, ob ihnen kalt wird, wenn sie das Haus verlassen, denn sie leben voll im Hier und Jetzt, haben also noch keine Vorstellung einer Zukunft. Erst wenn sie mehrmals erfahren durften, dass es im Winter draussen kalt ist, werden Sie Ihnen glauben, dass es durchaus Sinn macht, schon im warmen Haus noch mehr Kleider anzuziehen. Zuvor werden sie womöglich dagegen protestieren, nicht weil sie unvernünftig wären, sondern ganz im Gegenteil: Es ist ihnen in der Wohnung mit Winterkleidern ganz offensichtlich zu heiss! Zwingen Sie also Ihr Kind nie, Kleider zu tragen, sondern lassen Sie es selbst erfahren, dass Ihr Rat sinnvoll ist. Die ersten Male werden Sie Jacke und Mütze vielleicht selbst nach aussen tragen müssen, um dann dem frierenden Kind zu geben. Sobald es aber erfahren konnte, wie sinnvoll Ihr Rat ist, wird es Ihnen glauben.

Nackt sein kann schliesslich nicht nur für Erwachsene, sondern auch für Kinder eine sinnliche Erfahrung sein. Lassen Sie Kindern diese Erfahrung, sie werden noch früh genug Schamgefühle entwickeln. Es gibt zumindest in der Wohnung keinen triftigen Grund, Kinder in Kleider zu zwingen (abgesehen von Windeln).

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Ankleiden und Entkleiden

Häufig entscheidet das Kind von einem Tag auf den anderen, dass es sich selbst an- und entkleiden will. Oder es will doch zumindest mehr und mehr mithelfen. Lassen Sie es das unbedingt ausprobieren und ermuntern Sie es weiterzumachen. Wenn Sie sehen, dass es noch Schwierigkeiten hat, fragen Sie immer zuerst, ob Sie ihm helfen sollen. Das fordert anfangs natürlich ein wenig Geduld von Ihnen, doch werden Sie schon bald dafür belohnt, indem das Kind schneller selbständig wird. Umgekehrt will es, auch wenn es sich mittlerweile eigentlich selbständig an- und entkleiden kann, gelegentlich von Ihnen "bedient" werden. Das hat meistens nichts mit Bequemlichkeit zu tun, sondern viel häufiger damit, dass es immer wieder Ihre Nähe sucht und braucht. Wenn Sie hingegen zu schnell nachhelfen, insbesondere ohne zuerst das Kind gefragt zu haben, weil es Ihnen einfacher geht, würden Sie das Kind in seiner freien Entwicklung behindern.

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Kleider verräumen und nachtragen

Sobald sich das Kind selbst an- und entkleiden kann, sollten Sie von ihm auch fordern, dass es seine Kleider verräumt. Das wird ihm je leichter fallen, umso konsequenter Sie das bisher schon selbst taten, indem Sie ihm zum Beispiel immer sagten, was Sie machen. Denn es nimmt Sie ja automatisch zum Vorbild. Verantwortung sollten Sie dem Kind auch unterwegs möglichst früh geben, wenn es zum Beispiel darum geht, dass es die Jacke ausziehen will: Fordern Sie es auf, diese um den Bauch zu binden oder geben Sie ihm einen Rucksack mit, in dem es seine sieben Sachen verstauen kann. Das verlangt anfangs etwas Geduld von Ihnen, da das Kind natürlich noch nicht so schnell beim Verräumen ist, doch werden Sie schon bald dafür belohnt. Denn je früher Sie dem Kind Selbständigkeit zutrauen, desto selbstverständlicher wird es! Umgekehrt kann die Bequemlichkeit des Kindes sehr schnell geradezu provoziert werden. Seien Sie sich also von Beginn an bewusst, dass Kinder sehr gerne Verantwortung übernehmen. Sie müssen bloss bereit sein, diese auch abzugeben und anfangs etwas mehr Geduld aufzubringen. Dann müssen Sie mit Ihren Forderungen bloss noch konsequent bleiben, denn Kinder "lernen" sehr schnell, wenn Sie sich ihnen zum "Diener" machen!

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Kleider und Gruppendruck

Mit der Sozialisation beginnen sich Kinder auch zu vergleichen und der Druck der Werbung zum Beispiel für Markenkleider kann gross werden. Für Eltern beginnt damit eine schwierige Aufgabe, wenn sie sich dagegen wehren wollen. Einerseits ist es nichts als vernünftig, sich unsinnigem Konsumdruck entgegenzustellen, andererseits wollen Eltern natürlich auch nicht, dass ihre Kinder von Kameraden ausgegrenzt werden, zumal das auch noch meistens ausserhalb ihres Einflussbereichs geschieht. Der beste Schutz vor Gruppendruck ist immer ein gesundes Selbstvertrauen. Die Grundlage dafür sollten Sie während den beiden ersten, alles entscheidenden Phasen der Erziehung gelegt haben. Gefordert wären aber auch die Schulen, die solche Themen vermehrt in ihren Unterricht einbauen könnten (siehe auch den Exkurs: Kritik an der Schule).

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Kleidergeld

Die Erweiterung des Taschengelds durch ein Kleidergeld ist ein bestens geeignetes Mittel, um Kindern beziehungsweise Jugendlichen mehr Verantwortung zu übergeben und sie auf ihr Leben als selbständige Erwachsene vorzubereiten. Ab einem gewissen Alter ist es zudem nichts mehr als ein Zeichen der gesunden Entwicklung, dass sich Jugendliche durch ihren Kleiderstil von ihren Eltern abgrenzen wollen. Entscheidend ist dabei, dass Sie nach Vereinbarungen suchen, also zusammen die Höhe und die Tragweite regeln. Gehen Sie schrittweise vor, indem Sie das Kleidergeld zum Beispiel anfangs bloss für bestimmte Kleidungsstücke wie Hosen oder T-Shirts bestimmen oder ein Budget erstellen. Wann Sie beginnen, sollte weniger vom Alter abhängen als mehr von der Reife und den Forderungen des Kindes selbst.

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Kriterien für gute Kinderkleider

Achten Sie beim Kauf von Kinderkleidern möglichst auf folgende Punkte:

  • Natürliche Stoffe und Schadstofffreiheit: Es sollte selbstverständlich sein, dass zumindest Kleider für Kinder möglichst frei von Schadstoffen sind. Achten Sie auch auf möglichst natürliche Materialien, die für die Haut gut verträglich sind.
  • Funktionaler, bequemer Schnitt: Kinderkleider müssen nicht repräsentieren, sondern in erster Linie warm geben, vor Verletzungen schützen und dabei gleichzeitig den Bewegungsdrang zulassen können.
  • Robustheit und Verarbeitungsqualität: Kinder sollen ohne Rücksicht auf die Kleider spielen, klettern und raufen dürfen. Gut, wenn auch einmal eine Hose geflickt werden kann oder von den jüngeren Geschwistern nachgetragen werden kann.
  • Zurückhaltende Farben: Bleiben Sie zumindest während den ersten Jahren zurückhaltend mit grellen Farben: Die kindlichen Sinne sind noch sehr fein und sollten vor Reizüberflutung geschützt werden.
  • Preis: Je nach Familienbudget ist natürlich auch der Preis ein Kriterium, wobei in der westlichen Zivilisation mit dem üblichen Überfluss meistens die Möglichkeit von Second Hand-Kleider besteht, was nicht zuletzt auch der Umwelt zugutekommt.

Je älter das Kind wird, desto mehr will es auch selbst mitreden bei der Auswahl. Wenn Jugendliche reif dazu sind, können Sie auch ein selbst verwaltetes Kleidergeld vereinbaren. Mit Kriterien sollten Sie sich dann zurückhalten und mehr Ihrer bisherigen Erziehungsarbeit, also Ihrer Vorbildfunktion vertrauen, beziehungsweise in Kauf nehmen, dass die Prioritäten auch einmal mehr auf dem Stil als der Qualität gesetzt werden.

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Fragen und Feedback

Das "Zweimalzwei der Erziehung" ist zum Teil noch im Aufbau. Allfällige Fragen oder Feedback sind willkommen: Email


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