Belohnen

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Die Ziele der Erziehung sind gemäss dem "Zweimalzwei der Erziehung" ein gesundes Selbstvertrauen und ein möglichst freier Wille. Das heisst, dass Kinder von sich aus etwas tun oder lassen sollen, also aus eigenem Antrieb und ohne spezielle Belohnung, jedenfalls ohne materielle Belohnung. Andererseits gilt es auch, Kinder auf die spätere Realität des Berufslebens vorzubereiten. Und dieses wiederum funktioniert im allgemeinen nach dem Grundsatz "Leistung gegen Lohn". Sie werden sich deshalb früher oder später auf eine Art Gratwanderung zwischen (immaterieller) Anerkennung und (eher materiellen) Belohnung einlassen müssen. Dazu sollte Ihnen vor allem Ihr Gespür helfen. Zumindest während den beiden ersten, alles entscheidenden Phasen der Erziehung sollten materielle Belohnungen aber noch kein Thema sein.

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Vertrauensbildung (bis etwa 2 Jahre)

Während der Phase der Vertrauensbildung braucht das Kind keinerlei Belohnung, sondern einzig Ihre Aufmerksamkeit und allenfalls noch Ermunterung. Dem Kind fehlt zudem nicht bloss das Bedürfnis nach Belohnung, sondern auch das Verständnis, da es Zusammenhänge zwischen seinem Verhalten und der Belohnung so wenig verstehen kann, wie die zwischen seinem Verhalten und Strafen. Es vertraut ganz einfach darauf, dass Sie alle seine Grundbedürfnisse immer und zuverlässig erfüllen. Mehr verlangt es nicht und mehr braucht es auch nicht.

Allerdings ist es durchaus möglich, dass Eltern künstliche Bedürfnisse provozieren. Besonders häufig geschieht das, wenn dem Kind Süssigkeiten gegeben werden, weil ihm zum Beispiel etwas gelungen ist. Es geht dabei um ein negatives Verwöhnen, das besonders kontraproduktiv ist. Und da das Kind Ihnen vollkommen vertraut, wird es sich sehr schnell an solche Mechanismen gewöhnen und je länger desto mehr von sich aus für alles und jedes Belohnungen fordern.

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Willensbildung (etwa 2 bis 4 Jahre)

Wenn das Kind beginnt seinen Willen zu entwickeln, in der Regel etwa im dritten Lebensjahr, erfährt es auch den Zusammenhang zwischen seinen Absichten und seinen Erfolgen. So versteht es zum Beispiel, dass es genügend Kraft hat, um auf einen Stuhl zu klettern, sodass es an die Süssigkeiten im Schrank gelangt. Sein Verlangen kann dann plötzlich weit über seine Grundbedürfnisse hinausgehen. Es braucht deshalb unbedingt Herausforderungen, um diese enorme Energie konstruktiv einsetzen zu können. Besonders beliebt sind bei Kindern in diesem Alter denn auch Wettrennen und Kräftemessen aller Art. Als Eltern werden Sie zu beliebten Sparringspartnern, was Kindern schon Belohnung genug ist. Seien Sie sich bewusst, dass sich Kinder zumindest in diesem Alter schon aus reiner Freude am Leben von alleine entwickeln, sie brauchen dazu weder spezielle Anreize noch irgendwelche Motivation. Entscheidend ist einzig, dass Sie dem Kind seine Freude lassen, indem Sie es möglichst immer und alles selbst tun und entscheiden lassen (wenn nicht gerade wirkliche Gefahren drohen). Bleiben Sie aufmerksam und freuen Sie sich mit dem Kind über seine Erfolge. Jedes Kind hat seine eigenen, individuellen Fähigkeiten und es will für seine ganze Persönlichkeit geschätzt werden.

Besonders heikel wird es, wenn Eltern in Versuchung kommen, Gehorsam zu belohnen. Denn erstens kann Gehorsam nicht das Ziel der Erziehung sein, da Kinder ja irgendwann in die Freiheit entlassen werden sollen, und zweitens würden Sie sich damit schon bald der Willkür des Kindes ausliefern, sobald es bemerkt, dass es einfach noch mehr verlangen kann, um Ihre Forderungen zu erfüllen. Und drittens steht hinter dem vermeintlichen Problem des mangelnden Gehorsam eine ganz andere Aufgabe der Eltern: Sie müssen lernen, dem Kind auch Grenzen zu setzen. Dazu dient vor allem Ihr konsequentes "Nein!" und die Vereinbarung von Regeln. Belohnungen für Gehorsam sind schliesslich das Gegenstück zu Strafen für Ungehorsam. Mit anderen Worten gesagt: es geht um das Mittel von "Zuckerbrot und Peitsche". Dieser Erziehungsstil ist äusserst kontraproduktiv, wenn Sie als Ziel der Erziehung die Selbständigkeit vor Augen haben. Denn Selbständigkeit bedeutet einen verantwortungsvollen Umgang mit der Freiheit, also ziemlich genau das Gegenteil von Gehorsam.

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Sozialisation bis Pubertät (etwa 4 bis 16 Jahre)

Mit dem Eintritt in die Schule sind dann Belohnungssysteme häufig kaum mehr zu vermeiden, denn Schulnoten sind nichts anderes als eine, wenn auch immaterielle, Belohnung für Leistungen, die einem bestimmten Anforderungsraster entsprechen. Das Problem dabei ist, dass alle Kinder dem gleichen Lehrplan unterworfen werden, also unabhängig von ihren individuellen Fähigkeiten. Das mag im Hinblick auf die spätere Berufstätigkeit durchaus Sinn machen, doch entspricht es eben selten dem einzelnen Kind, da kein Kind durchschnittlich ist, sondern vielmehr jedes einzelne ganz spezifische, aussergewöhnliche Fähigkeiten hat. Es gilt daher gewisse Kompromisse zwischen den Bedürfnissen des Kindes und den Erwartungen der Gesellschaft an ihre Mitglieder zu finden. Immerhin dürfen Sie darauf vertrauen, dass die allermeisten Kinder ohne weiteres mit diesen Erwartungen zu recht kommen, wenn ihre Grundbedürfnisse zuvor ausreichend und zuverlässig befriedigt wurden. Denn unter dieser Voraussetzung konnten sie genügend Frustrationstoleranz aufbauen, um auch mit Voraussetzungen klarzukommen, die ihnen nicht hundertprozentig entsprechen.

Belohnung von Schulnoten

Wenn Sie es in den ersten jähren geschafft haben, dem Kind seine natürliche Lernfreude zu belassen, wird es auch in der Schule gerne lernen, auch wenn ihm nicht jeder Schulstoff gleich viel Spass macht. Das Kind muss denn auch nicht besonders belohnt werden für seine Anstrengungen und Erfolge. Eine Erhöhung des Taschengeldes als Belohnung für besonders gute Schulnoten ist zudem nicht ganz unproblematisch. Das werden Sie schon feststellen, wenn Sie mehrere Kinder haben, deren Fähigkeiten naturgemäss ganz unterschiedlich ausgeprägt sind: Ab wann entspricht welche Note einer überdurchschnittlichen Leistung, also einer besonderen Anstrengung des Kindes? Geschwister haben ein sehr feines Empfinden für Gerechtigkeit untereinander und die Gefahr ist gross, dass sich das eine oder andere ungerecht behandelt fühlt. Im Vordergrund sollte deshalb immer die elterliche Beachtung und Anerkennung stehen. Dabei geht es nicht bloss um Lob, sondern auch darum, dass Sie zusammen mit dem Kind herausfinden, wo Sie es wie beim Lernen unterstützen können. Insbesondere Hausaufgaben sind nicht für jedes Kind gleich locker zu bewältigen.

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Belohnung von Mithilfe im Haushalt

Ob Sie die Mithilfe im Haushalt belohnen wollen, ist vor allem eine Frage Ihrer eigenen Wertvorstellungen. Zunächst einmal sollten Sie davon ausgehen, dass Kinder von sich aus und gerne mithelfen, jedenfalls dann, wenn Sie es schon in den ersten Jahren mithelfen liessen, also zu einer Zeit, als es Ihnen noch keine wirkliche Hilfe war, als es für das Kind aber besonders wichtig war, in Ihren Alltag muteinbezogen zu werden. Auf jeden Fall müssen Sie sich im Klaren sein, welche Mithilfe Sie so oder so verlangen und welche als aussergewöhnlich belohnt werden soll. Und bei Geschwistern gibt es natürlich beachten, dass Sie alle gleich behandeln, was schnell kompliziert werden kann.

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Weiterführende Themen

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Übergeordnetes Thema

Vertrauensbildung (erstes Phase der Erziehung)

Fragen und Feedback

Das "Zweimalzwei der Erziehung" ist zum Teil noch im Aufbau. Allfällige Fragen oder Feedback sind willkommen: Email

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