Entscheiden

Aus 2 x 2 der Erziehung
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ARTIKEL IM AUFBAU / IN ÜBERARBEITUNG!




Entscheiden ist eine der wesentlichsten Funktionen des Menschen überhaupt. Das beginnt schon mit der Geburt, wenn sich das Kind entscheidet auf diese Welt zu kommen. Das Ziel des Menschen sollte natürlich sein, dass er möglichst bewusst entscheidet. Die Voraussetzung dafür, dass er dieses Ziel irgendwann erreicht, schaffen Sie als Eltern in den ersten Jahren des Kindes.

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Schwangerschaft und Geburt

Ob das Kind seine Eltern auswählt oder nicht, ist vielleicht mehr eine philosophische, spirituelle oder gar religiöse Frage, die für die Erziehung weniger relevant ist. Auf jeden Fall aber beginnt das Leben des Kindes mit einem gewichtigen Entscheid, nämlich auf die Welt zu kommen. Es ist das Kind, das den Zeitpunkt seiner Geburt bestimmt (inwiefern sich künstliche Eingriffe wie Kaiserschnitt auf die Psyche des Kindes auswirken, ist eine andere Frage). Schon allein diese Tatsache sollte Ihnen als Leitlinie dafür dienen, dass Kinder grundsätzlich alles selbst entscheiden können, ganz unabhängig davon, wie gross die Tragweite des Entscheids ist (selbstverständlich mit dem Vorbehalt, dass Sie bei wirklichen Gefahren eingreifen müssen).

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Vertrauensbildung (bis etwa 2 Jahre)

Während der Phase der Vertrauensbildung ist der Wille des Kindes noch auf seinen Lebenswillen beschränkt: Alles, was das Kind entscheidet, entscheidet es im Hinblick auf sein Überleben. Oder anders ausgedrückt: es geht ausschliesslich um seine Grundbedürfnisse. Sie dürfen deshalb, ja sollen sogar, alles was das Kind selbst entscheiden will, auch ihm überlassen! Ganz gleich, ob es gestillt oder gehalten werden will, schlafen oder spielen will: sagen Sie "Ja" zu ihm und vertrauen Sie ihm, dass es das tut oder lässt, was ihm gut tut. In diesem Alter dürfen Sie das Kind ruhig verwöhnen.

Sie müssen bloss vorsichtig sein, wenn es um die Kehrseite des allgemeinen Wohlstands geht, also um Reizüberflutung, Überfluss oder gar um wirkliche Gefahren geht. Das gilt zum Beispiel für sogenannte "Auswahlsendungen": Wenn Sie einem Kleinkind einen Ball schenken wollen, ist es vollkommen unnötig, ihm zehn verschiedenen Bälle zur Auswahl hinzuhalten, es wäre damit schlicht überfordert. Gehen Sie alleine in den Laden und suchen Sie selbst einen aus (und vermeiden Sie zudem, dass der Ball auch noch bunt bemalt ist: Der Ball für sich allein wird dem Kind völlig genügen, alles weitere wäre kontraproduktiv!). Wenn das Kind aber eh schon dabei ist und von sich aus einen bestimmten Ball aussucht, dürfen Sie es natürlich selbst auswählen lassen, wenn es mag.

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Willensbildung (etwa 2 bis 4 Jahre)

Wenn das Kind beginnt seinen Willen zu entwickeln, in der Regel etwa im dritten Lebensjahr, nimmt auch seine Entscheidungskraft eine andere Dimension an: es will sich nun mit seiner ganzen, ihm zur Verfügung stehenden Kraft durchsetzen und etwas erreichen, das weit über die Befriedigung seiner Grundbedürfnisse geht. Das ist zunächst in Zeichen der gesunden Entwicklung! Es ist aber auch offensichtlich, dass seine Entscheide mit denen Anderer, insbesondere seiner Eltern, kollidieren kann. Als Eltern müssen Sie sich in diesem Moment erstens klar sein, was Sie selbst überhaupt wollen und zweitens ob Sie den Entscheid des Kindes hinnehmen wollen oder nicht. Wenn das Kind zum Beispiel auf dem Spaziergang unbedingt noch weitere Steine aufheben und betrachten will, während Sie schon weitergehen wollen, müssen Sie sich zuerst fragen, ob Sie sich in Geduld üben wollen oder ob Sie dabei zu frieren beginnen und deshalb dringend weitergehen wollen. Wollen Sie weitergehen und können das Kind trotz gutem Zureden nicht zum mitkommen bewegen, können Sie die Situation eskalieren lassen, wobei es verschiedene Möglichkeiten gibt:

  • Sie gehen weiter und das Kind kümmert sich nicht darum: Nun müssen Sie entscheiden, inwiefern Sie das allenfalls damit verbundene Risiko verantworten können: Je nach Situation kann das natürlich sehr schnell gefährlich werden, sodass Sie trotzdem etwas weiter ab warten müssen.
  • Sie gehen weiter und das Kind beginnt zu toben (entweder aus Wut, weil es sich nicht durchsetzen kann oder sich von Ihnen vernachlässigt fühlt oder schlicht, weil es sich allein ängstigt). In diesem Falls müssen Sie warten, ansonsten Sie das Kind verlassen würden (etwas vom Schlimmsten, das ihm geschehen kann!). Warten Sie beim Kind, bis es ich beruhigt hat und bereit ist, sich mit Ihnen zu versöhnen.
  • Keinesfalls dürfen Sie das Kind einfach packen und wegtragen, das wäre ein Machtmissbrauch, der sich schon bald, spätestens aber wenn das Kind etwas kräftiger ist, als äusserst kontraproduktiv herausstellen würde! Denn auch das "Nein!" des Kindes ist zu respektieren, ansonsten es ziemlich illusorisch wird, wenn Sie es umgekehrt von ihm verlangen.

Die Phase der Willensbildung wird selten ohne Konflikte zwischen Eltern und Kind über die Bühne gehen. Das braucht sie aber auch gar nicht, denn die Auseinandersetzung ist dazu da, dass beide lernen können: Die Eltern müssen lernen, dem Kind konsequent "Nein!" zu sagen und das Kind erfährt, dass es zwar selbst entscheiden darf, seine Entscheide aber auch auf Widerstand treffen können. Dieser Widerstand kann zwar leidvoll sein, er schafft aber auch Kontakt und somit Beziehung.

Auseinandersetzungen können durchaus auch kooperativ und konstruktiv erfolgen, indem Sie mit dem Kind nach Vereinbarungen suchen. Wenn Sie sich im obigen Beispiel nach dem Konflikt versöhnen konnten, können Sie schon beim nächsten Mal vorschlagen, wie Sie die Situation so organisieren, dass beide Seiten zufrieden sind (gut möglich, dass sogar das Kind von sich aus auf die Idee kommt!). Vereinbarungen beruhen, im Unterscheid zu einseitigen Abmachungen, auf Gegenseitigkeit, das Kind muss also mit seinen Vorschlägen einbezogen werden, sodass es die Verantwortung mittragen kann. Gehen Sie aber Konflikten nicht einfach aus dem Weg, indem Sie alles "mit Anstand besprechen und regeln" wollen, denn das Kind muss auch erfahren können, wie es ist, wenn es hart auf hart zu und hergeht. Kinder mit ihrem frisch erwachten Willen kennen anfangs nur "entweder oder", alle Differenzierungen und Relativierungen wären noch schlicht eine Überforderung.

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Sozialisation bis Pubertät (etwa 4 bis 16 Jahre)

Wenn Sie in den ersten Jahren gelernt haben, das Kind grundsätzlich und immer selbst entscheiden zu lassen, werden Sie es von nun an umso einfacher haben. Denn das Kind konnte lernen, Verantwortung zu übernehmen und mit den Konsequenzen seiner Entscheide umzugehen. So können Sie mehr und mehr mit dem Kind auf Augenhöhe regeln. Ein hervorragendes Übungsfeld dafür ist das Taschengeld. Dabei geht es nicht bloss um das Aushandeln der Höhe, sondern vielmehr darum, gemeinsam festzulegen, welche Posten vom Kind beziehungsweise vom Jugendlichen aus dem Taschengeld zu finanzieren sind. Das kann sehr schnell sehr anspruchsvoll werden und es beleibt Ihnen immer noch die Verantwortung gelegentlich zu prüfen, ob der Jugendliche damit nicht überfordert ist (wenn er zum Beispiel noch nicht abschätzen kann, wieviel er zur Seite legen muss, um Kleider und Schuhe finanzieren zu können). Und Sie müssen vielleicht auch damit leben können, dass ihm der Ausbau des Fahrrads sehr viel mehr wert ist als eine "anständige" Mahlzeit.

Lassen Sie Ihre Kinder auch möglichst die Schule, die Freizeitaktivitäten und die Kameraden frei wählen. Selbstverständlich können Sie die Wahl erhärten, indem Sie nach den Kriterien der Entscheide fragen. Doch besser als ein "richtiger" oder "falscher" Entscheid ist immer ein eigener Entscheid! Denn damit übergeben Sie auch die Verantwortung. Die meisten Kinder werden übrigens in ihrer Urteilsfähigkeit eher unter- als überschätzt. Je früher Sie dem Kind Verantwortung abtreten, desto besser lernt es, seinem Gespür zu folgen und seine Intuition zu entwickeln.

Auch beim allgemeinen Familienleben können Sie Ihre Kinder natürlich miteinbeziehen. Beim Thema Ferien oder der Wohnungswahl ist das schon aus eigenem Interesse besonders zu empfehlen: Sie werden die Wohnung oder die Ferien nur dann geniessen können, wenn sich auch die Kinder wohl fühlen, ansonsten kann es für alle schnell zur Qual werden! Eine Gratwanderung zwischen der Entscheidungsfreiheit des Kindes und Ihrem Verantwortungsbewusstsein werden Sie erleben, wenn die Kinder lieber allein zu Hause bleiben wollen, statt mit Ihnen zum Beispiel einzukaufen oder zu einem Besuch zu fahren. Entscheiden wird dann sein, ob es Ihnen in den ersten Phasen der Erziehung gelungen ist, mit dem Kind Abmachungen und Vereinbarungen zu treffen, auf deren Einhaltung Sie sich verlassen können.

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Entscheidungen und Konsequenzen

Selbst entscheiden muss immer auch die Verantwortung für die daraus entstehenden Konsequenzen beinhalten. Das sollte auch für Kinder unbedingt gleich von Anfang gelten. Wenn das Kind zum Beispiel unbedingt seine neue Lokomotive mit zum Besuch bei der mitnehmen will, können Sie ruhig lassen, wenn Sie von ihm auch fordern, dass es selbst eine Lösung für den Transport sucht (zum Beispiel einen Rucksack) und sich dafür verantwortlich fühlt (also den Rucksack auch hin und zurück trägt).

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Weiterführende Themen

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Übergeordnetes Thema

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Fragen und Feedback

Das "Zweimalzwei der Erziehung" ist zum Teil noch im Aufbau. Allfällige Fragen oder Feedback sind willkommen: Email


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