Freiwilligkeit

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Freiwilligkeit heisst zunächst, dass das Kind aus eigenem Antrieb handelt. Das tut es schon von Natur aus. Freiwilligkeit bedeutet aber zudem, dass ein Mensch nicht nur für sich selbst, sondern gleichzeitig auch für seine Umwelt (oder gar für höhere Ideale), sinnvoll und nützlich handelt. Erst dann kann von einem wirklich freien Willen, eben von "Freiwilligkeit", gesprochen werden. Die Grundlagen dafür legen Sie als Eltern in den beiden ersten, alles entscheidenden Phasen der Erziehung.

Vertrauensbildung (bis etwa 2 Jahre)

Freiheit

Der erste Teil des Wortes "Freiwilligkeit" hat offenbar mit Freiheit zu tun. Und um das geht es in der Phase der Vertrauensbildung: Lassen Sie das Kind in dieser Zeit möglichst frei von allem, zwingen Sie es zu nichts, lassen Sie es frei bewegen und entscheiden. Sagen Sie grundsätzlich und zuerst immer "Ja". Sie brauchen keine Angst zu haben, denn in dieser Phase hat das Kind ausschliesslich Grundbedürfnisse, also noch keine übermässigen Wünsche oder gar unverschämten Absichten. Es sollte bloss ausnahmsweise Grenzen erfahren müssen, insbesondere wenn wirkliche Gefahren drohen oder wenn Sie an Ihre eigenen Grenzen stossen. In dieser Zeit soll und darf das Kind in einem positiven Sinn verwöhnt werden.

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Selbständigkeit

Freiheit bedeutet auch, dass Sie das Kind ganz von selbst entwickeln lassen, es weiss ganz genau, wann es welchen Schritt macht, es braucht zu nichts gedrängt zu werden. Viele Eltern meinen, sie müssten dem Kind unbedingt helfen, da und dort etwas nachhelfen und überhaupt das Kind dauernd unterstützen oder gar fördern. Das ist zwar meistens gut gemeint und trotzdem äusserst kontraproduktiv: Dem Kind wird damit nämlich in erster Linie vermittelt, dass seine Fähigkeiten noch ungenügend entwickelt seien, es wird als "noch schwach" betrachtet. Dabei sollte es vielmehr darum gehen, dass Sie es für das bewundern, was es gerade kann, ohne dass Sie es mit anderen vergleichen, sondern bloss um seiner eigenen individuellen Persönlichkeit wegen beachten.

Lernen Sie dem Kind und seinen Fähigkeiten zu vertrauen. Denn es hat genau jene Fähigkeiten, die es gerade braucht. Manche seiner Handgriffe mögen anfangs vielleicht noch unbeholfen wirken, doch sind Kinder wunderbar ausdauernd und geduldig. Wenn etwas nicht klappt, versuchen sie es immer und immer wieder von Neuem. Bevor Sie Ihrem Kind zuvorkommen, üben Sie sich zuerst in Geduld und fragen Sie danach immer zuerst, ob es wirkliche Hilfe braucht.

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Kooperationsbereitschaft

Kinder sollen Hilfe als etwas Positives erfahren, das Beziehungen stärkt und nicht als etwas Bevormundendes. Lassen Sie sie deshalb auch Ihnen "helfen", wenn sie Lust dazu haben, sei es beim Kochen, sei es beim Rucksack packen. Klar ist das Ihnen anfangs noch keine echte Hilfe, da es viel schneller ginge, wenn Sie alles selbst machen würden. Aber Sie stärken so die natürliche Kooperationsbereitschaft des Kindes, sodass es später von sich aus bereit sein wird zu helfen, wenn Sie froh darum wären.

Umgekehrt wird es hingegen ausgesprochen schwierig: Wenn das Kind dauernd bei der Entwicklung seiner Fähigkeiten gestört wurde und es womöglich auch noch abgelehnt wurde, wenn es Ihnen "helfen" wollte, wird es seine Lust zur Kooperation schon sehr früh verlieren, und später, wenn es zum Beispiel um die Übernahme von Haushaltsarbeiten geht, entsprechend mit Protest und Ablehnung reagieren.

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Willensbildung (etwa 2 bis 4 Jahre)

Wille

Der zweite Teil des Wortes "Freiwilligkeit" bildet sich aus dem Willen, den das Kind in der Regel etwa im dritten Lebensjahr zu entwickeln beginnt. Der Wille ist nebst dem Selbstvertrauen die weitaus wichtigste Kraft des Menschen. Bloss ist dieser Wille anfangs noch ausgesprochen egozentrisch und absolut, Rücksichtnahme auf andere Bedürfnisse ist dem Kind noch fremd. Es liegt deshalb an den Eltern, den Willen des Kindes gewissermassen zu kultivieren, indem sie für Widerstand sorgen: Das Kind braucht nun Herausforderungen und Grenzen, um die Kraft seines Willens zu spüren und zu erfahren, wenn es zu weit geht. Am besten geht das, wenn Sie mit ihm Regeln vereinbaren. Sie könnten zum Beispiel mit ihm zusammen regeln, was es Ihnen beim Kochen alles helfen darf beziehungsweise, was noch zu gefährlich ist. Nehmen Sie sich dafür Zeit, gerade das gemeinsame Kochen ist eine wunderbare Form der Beziehungspflege, zumal das Ergebnis, also das Essen, ja auch ein gemeinsames Erlebnis ist.

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Herausforderungen

Der noch rohe Wille vermittelt dem Kind das Gefühl, alles zu können und alles zu erreichen. Eigentliche Allmachtsphantasien sind denn keine Seltenheit. Lassen Sie ihm diesen Glauben, es soll ruhig ausprobieren dürfen, was es alles schafft. Wenn es zum Beispiel Ihre Einkäufe die Treppe hochschleppen will, muss es erfahren dürfen, ob und wie das geht. Sie könnten ihm allenfalls den Tipp geben, statt alles auf ein Mal hochzutragen, es in zwei Schritten zu anzugehen. Lassen Sie es versuchen, auch wenn Sie der Meinung sind, dass es aussichtslos ist. Es ist entscheidend, dass das Kind seine Kräfte positiv erfahren kann. Eltern hingegen, die dauernd der Meinung sind, das sei noch nichts für ihre Kinder oder ihnen jede Anstrengung abnehmen, werden später feststellen müssen, dass ihren Kindern die Lust am Mithelfen längst vergangen ist und sie womöglich für bequem halten.

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Grenzen

Der Wille des Kindes braucht nicht nur Herausforderungen, sondern kann auch an Grenzen stossen. Wenn das Kind zum Beispiel beim Kochen auf die Idee kommt, entgegen Ihren Regeln das Gemüse in der Küche herumzuschmeissen, müssen Sie dem eine Grenze setzen, indem Sie laut und deutlich "Nein!" sagen. Es ist im übrigen völlig natürlich, dass Kinder auf solche Ideen kommen: Es geht ihnen schlicht darum auszuprobieren, was sie mit ihrer Kraft so alles bewirken können, es geht also keineswegs um irgendwelche bösen Absichten! Konfrontationen sind deshalb unvermeidlich und Sie müssen auch lernen, auf allfälliges Toben angemessen zu reagieren.

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Fragen und Feedback

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