Freude der Eltern

Aus 2 x 2 der Erziehung
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Die Freude der Eltern über ihre Kinder ist an sich selbstverständlich und naturgegeben. Sie kann aber sehr schnell durch übermässigen Belastung oder Erziehungsfehler beeinträchtigt werden. Und schliesslich sollten sich Eltern auch über gewisse Entwicklungen des Kindes freuen, die ihnen anfangs Mühe machen, weil sie die eigentlich positive Kraft verkennen.

Selbstverständliche Freude

Kinder sind ja schon an sich ein einziger Grund zur Freude: Wenn sie zur Welt kommen, sind sie voller Lust und Hoffnung, sehen bezaubernd aus und können himmlisch lächeln. Selten sind die Menschen, die sich darüber nicht freuen könnten. Selbstverständlich freuen sich Eltern auch über die einzelnen Entwicklungsschritte des Kindes. Lassen Sie sich dabei vom Kind überraschen, erwarten Sie nicht etwa, dass es zu einem bestimmten Zeitpunkt laufen oder sprechen sollte. Jedes Kind hat seinen ganz eigenen, individuellen "Entwicklungsplan", unabhängig von irgendwelchen Entwicklungstabellen, die ja immer bloss einen Durchschnitt abbilden können, während Ihr Kind einmalig ist!

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Beeinträchtigung der Freude durch Überforderung oder Erziehungsfehler

Die Freude kann ziemlich schnell getrübt werden, wenn die Eltern für die, zumindest anfangs, sehr anstrengende Rundumbetreuung nicht genügend vorbereitet sind oder sonstige, äussere Umstände ungünstig sind. Wenn Sie sich überfordert fühlen, sollten Sie sich möglichst schnell Hilfe besorgen, sei es von den eigenen Eltern, Nachbarn oder Freunden, sei es von professionellen Beratungsstellen. Ansonsten kann die Situation nicht nur für Sie selbst, sondern auch für das Kind, schnell gefährlich werden. Sie brauchen sich also nicht etwa zu schämen, wenn Sie sich nicht mehr freuen können, sondern sollten das für ein Alarmzeichen halten, dass Sie Hilfe brauchen!

Der Hauptgrund, weshalb manchen Eltern die ursprüngliche Freude an den Kindern mehr oder weniger schnell vergeht, sind aber eigentliche Erziehungsfehler, denen Sie offen und ehrlich auf den Grund gehen sollten. Dabei geht es nicht etwa darum, dass Eltern ihre Kinder absichtlich schlecht behandeln würden, sondern meistens liegen ganz einfache Missverständnisse vor, die sich eben gravierend auswirken können.

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Weitere Gründe zur Freude

Nicht jeder Fortschritt, den das Kind macht, wird zur augenscheinlichen Freude seiner Eltern. Manchmal werden Sie erstaunt oder gar erschrocken sein und erst auf den zweiten Blick erkennen, dass das Kind gerade etwas Wichtiges gelernt hat, über das Sie sich eigentlich freuen könnten:

  • Selbständigkeit: Kinder werden praktisch vom ersten Tag an selbständiger. Darüber sollten Sie sich freuen, auch wenn es zum Beispiel bedeutet, dass der Säugling mehr und mehr selbst bestimmt, wann es Zeit zum stillen ist oder das Kind später selbst entscheiden will, ob es die Mütze braucht oder nicht. Die Betreuung eines Kindes kann denn auch als einen einzigen Prozess des Abschiednehmens empfunden werden: Es braucht sie von Tag zu Tag weniger! Dass das manche Eltern traurig stimmen kann, ist zwar verständlich, doch sollten Sie sich bloss einmal vorstellen, wie es umgekehrt wäre, das heisst, wenn Ihr Kind ein Leben lang auf Sie angewiesen wäre: Sie könnten sich sicher ab sofort über die zunehmende Selbständigkeit und die damit verbundene Trennung freuen!
  • Protest: Kinder mögen anfangs vollkommen auf die Fürsorge ihrer Eltern angewiesen sein, doch entwickeln sie sich gerade anfangs mit einer unglaublichen Geschwindigkeit. So protestieren sie zum Beispiel schon bald, wenn sie den Esslöffel nicht selbst in die Hand nehmen dürfen. Das ist eigentlich ein erfreuliches Zeichen der gesunden Entwicklung. Sie sollten sich deshalb freuen und das Kind ausprobieren lassen, auch wenn Sie dabei in Kauf nehmen müssen, dass es anfangs noch das eine oder andere Missgeschick gibt.
  • Widerstand: Bevor das Kind seinen eigenen Willen zu entwickeln beginnt, vertraut es Ihnen noch ganz allgemein, wird also grundsätzlich tun oder lassen, was immer Sie ihm sagen. Doch dann wird es plötzlich und scheinbar grundlos Widerstand leisten. Sein frisch erwachter, eigener Wille erschreckt die meisten Eltern und lässt gar viele hilflos dastehen. Nun müssen ab sofort lernen, dem Kind auch "Nein!" zu sagen. Dann können Sie sich darüber freuen, dass Ihr Kind diese für den Menschen so enorm wichtige Kraft zu entwickeln beginnt.

Die meisten dieser Missverständnisse geschehen während der Phase der Willensbildung, wenn Eltern regelmässig überrascht werden, weil sich ihr Kind von einem Tag auf den anderen wie verwandelt zeigt: Hat es bisher einfach alles angenommen, was von den Eltern kam, widersetzt es sich ohne jeden äusseren Anlass "einfach gegen alles". Dieser Konfrontation müssen Sie sich unbedingt stellen und lernen, auch "Nein!" zu sagen und konsequent dabei zu bleiben. Dann können Sie sich schon bald wieder darüber freuen, wenn das Kind dank seines mehr und mehr "kultivierten" Willens immer neue und noch höhere Herausforderungen sucht und bewältigt.

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Freude, Schadenfreude und Auslachen

Missgeschicke und Misstritte von Kindern mögen für Erwachsenen manchmal derart lustig sein, dass sie sich vor Lachen kugeln könnten. Bleiben Sie dabei vorsichtig: Lacht das Kind mit oder wirkt es traurig oder gar wütend? Kinder können zwar durchaus über die Tücken des Lebens, über die sie stolpern, lachen. Dann dürfen Sie auch gerne mitlachen. Sie sollten sich aber auch bewusst sein, dass sie sich immer die grösste Mühe geben, um etwas zu erreichen und darin ernst genommen werden wollen. Der Pfad zwischen (wohlwollendem) Mitlachen und (distanzierendem) Auslachen ist denn eine Gratwanderung. Versuchen Sie deshalb auf Ihr Gespür zu achten und beobachten Sie die Reaktion des Kindes

Manche Eltern reagieren gar mit eigentlicher Schadenfreude, wenn sich das Kind weh tut, nachdem sie es zuvor doch vor der Gefahr eindringlich gewarnt haben. Dabei geht vergessen, dass Trost, den das Kind in solchen Fällen brauchen würde, ein Grundbedürfnis ist, also unabhängig von irgendeinem "Fehlverhalten" geschuldet ist!

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Weiterführende Themen

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Übergeordnetes Thema

Vertrauensbildung (erstes Phase der Erziehung)

Fragen und Feedback

Das "Zweimalzwei der Erziehung" ist zum Teil noch im Aufbau. Allfällige Fragen oder Feedback sind willkommen: Email

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