Geduld der Eltern: Unterschied zwischen den Versionen

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Ein chinesisches Sprichwort sagt „Das Gras wächst nicht schneller, wenn man daran zieht“. Das Gleiche gilt auch für Kinder: Bitte nicht daran ziehen. Sie können Ihr Kind ganz ruhig sich selbst [[entwickeln]] lassen. Sie belassen ihm so seine bewundernswerte Geduld, die es von Natur aus schon mitbringt. Denn ungeduldige Kinder haben dieses Verhalten von ihren Eltern erlernt! Ungeduld ist keine natürlich Charaktereigenschaft, sondern [[anerziehen|anerzogenes]] Verhalten.
<metadesc>Geduld ist eine der wichtigsten Erziehungskompetenzen. Geduld verlangt vor allem, dass Sie lernen, den Grundbedürfnissen und Fähigkeiten Ihres Kindes zu vertrauen.</metadesc>
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Geduld ist eine der wichtigsten [[Erziehungskompetenzen]]. Geduld verlangt vor allem, dass Sie lernen, den [[Grundbedürfnisse des Kindes|Grundbedürfnissen]] und [[Fähigkeiten]] Ihres Kindes zu [[Vertrauen der Eltern|vertrauen]]. [[Warten der Eltern|Warten]] Sie also immer ab und beobachten Sie, wie sich das Kind von [[selbst tun|selbst]] [[Entwickeln|entwickelt]] und Ihnen von sich aus mitteilt, was es braucht. Sie belassen ihm so seine bewundernswerte [[Geduld des Kindes|Geduld]], die es seinerseits schon von Natur aus mitbringt, während es Ungeduld von seinen Eltern als [[Eigenheiten|Eigenheit]] übernimmt!


Geduld heisst, dass Sie Ihrem Kind von Beginn an so viel [[Zeit]] lassen, wie es braucht. Lassen Sie also Ihre Kinder unbedingt selbst bestimmen, wie viel Zeit es für etwas benötigt – und Sie werden sich nie über ungeduldige Kinder beklagen müssen. Das gilt insbesondere in den ersten zwei Jahren, in denen das Kind enorm viel zu [[lernen]] hat – und Sie dem Kind liebend gerne etwas [[nachhelfen]] möchten. Lassen Sie es sein: Sie tun sich und Ihrem Kind einen riesigen Gefallen, wenn sie es [[selbst tun|selbst machen]] lassen!
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Freuen Sie sich darüber, dass das Kind immer genau mit dem zufrieden ist, das ihm gerade [[gelingen|gelingt]] (und es sich nicht dauernd mit anderen Kindern misst). Es spielt überhaupt keine Rolle, wann das Kind zu laufen oder zu sprechen beginnt: jedes Kind hat seinen ganz eigenen Zeitpunkt und wird ganz von alleine damit beginnen. Das Gleiche gilt auch für alle anderen kleineren Dinge des Lebens, sei es Puzzle selbst zusammensetzen, sei es die Gabel in den Mund führen oder eine Schachtel zu öffnen: Lehnen Sie zurück und warten Sie, bis das Kind allenfalls selbst Hilfe verlangt (eher selten!) oder etwas anderes [[ausprobieren|ausprobiert]] (eher häufig!).
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Geduld heisst, dass Sie Ihrem Kind von Beginn an so viel [[Zeit]] lassen, wie es braucht. Lassen Sie es immer selbst bestimmen, wie viel Zeit es für etwas benötigt. Sie werden sich dafür nie über ungeduldige Kinder beklagen müssen. Das gilt insbesondere in den ersten zwei Jahren, in denen das Kind enorm viel zu [[Lernen des Kindes|lernen]] hat. In dieser Zeit ist die Versuchung der Eltern gross, dem Kind immer wieder von sich aus [[nachhelfen]] zu wollen. Halten Sie sich zurück, bis das Kind Ihre [[Hilfe]] verlangt (es kann sich zumindest durch [[Schreiendes Kleinkind|Schreien]], schon bald auch durch [[Mimik]] und [[Gestik]] mitteilen). Dadurch zeigen Sie ihm, dass Sie seinen [[Fähigkeiten]] [[Vertrauen der Eltern|vertrauen]] beziehungsweise ihm zutrauen, diese Fähigkeiten selbst zu entwickeln. Lassen Sie also zum Beispiel das Kind zuerst einmal probieren, ob es sein Stofftierchen selbst erlangen kann, bevor Sie ihm in gut gemeinter Absicht zuvorkommen.


Wenn das Kind beginnt seinen [[Willen]] zu entwickeln (in der Regel ab etwa zwei Jahren), werden Sie vielleicht den Eindruck haben, dass Ihre „Geduld nun etwas gar strapaziert“ wird. Wenn das Kind, um das obige Beispiel weiterzuführen, das Buch einfach „nach Lust und Laune um sich schmeisst“, geht es denn auch nicht mehr darum, sich in Geduld zu üben, sondern darum, dem Kind > Grenzen zu setzen. Das mag nach einem feinen Unterschied aussehen, in der Tat brauchen Sie sich aber bloss eine Frage zu stellen: Werden Sie ungeduldig, weil dem Kind etwas nicht gelingt – oder werden Sie ungeduldig, weil dem Kind etwas gelingt, das Sie nicht bereit sind zu tolerieren? Im ersten Fall geht es tatsächlich um Geduld (um den den Fähigkeiten des Kindes zu vertrauen), im zweiten hingegen geht es darum, dem Kind eine Grenze zu setzen, indem Sie klar „Nein“ zu seinem Tun sagen (und ihm damit helfen, seinen Willen zu kultivieren).
Freuen Sie sich darüber, dass das Kind immer genau mit dem zufrieden ist, das ihm gerade [[gelingen|gelingt]]. Es spielt überhaupt keine Rolle, ob das Kind "früh" oder "spät" zu laufen oder zu sprechen beginnt: jedes Kind hat seinen ganz eigenen Zeitpunkt und wird ganz von alleine damit beginnen. Das Gleiche gilt auch für alle anderen kleineren und grösseren Dinge des Lebens, sei es das Puzzle selbst zusammensetzen, sei es eine Schachtel öffnen: Lehnen Sie sich zurück und lassen Sie das Kind so oft [[ausprobieren]], bis es ihm gelingt (oder es vorerst einfach sein lässt).
 
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Wenn das Kind beginnt seinen [[Willensbildung|Willen zu entwickeln]], in der Regel ab etwa dem dritten Lebensjahr, genügt Geduld allein nicht mehr. Wenn das Kind zum Beispiel damit beginnt, die Gabel nicht bloss zum Essen auszuprobieren, sondern auch noch dazu, das Essen wild um sich zu schmeissen, geht es nicht mehr darum, sich in Geduld zu üben, sondern dem Kind [[Grenzen]] zu setzen (ausser Sie sind bereit, derartige Eskapaden einfach zu [[Toleranz der Eltern|tolerieren]]). Sie können dann das Kind noch so geduldig mahnen, solange es nicht Ihr [[laut und deutlich]] ausgesprochenes [[Nein der Eltern|"Nein!"]] hört, wird es weiter machen. Denn das Kind sucht nicht nur Grenzen, es braucht sie auch, und zwar von seinen Eltern. Solange es diese nicht [[konsequent]] erhält, wird es mit grösster [[Ausdauer des Kindes|Ausdauer]] immer noch wildere Einfälle haben, um seine Eltern zu fordern! Ihre Geduld wird dann sehr schnell, jedenfalls vor der des Kindes, am Ende sein, und die Gefahr ist dann gross, dass Sie es schliesslich mit der Brechstange versuchen, das heisst den [[Gebrochener Wille|Willen des Kindes mit Gewalt brechen]]. Damit würden Sie aber etwas vom Wertvollsten überhaupt, über das der Mensch verfügt, zerstören oder doch zumindest arg beeinträchtigen. Seien Sie also vorsichtig, wenn es auf einmal nicht mehr darum geht, dem Kind geduldig zuzuschauen, sondern ihm auch Grenzen zu setzen. Beim ersten Mal werden Sie sich vermutlich noch überraschen lassen, danach sollten Sie aber zu lernen beginnen, angemessen mit [[Toben|"Tobsuchtsanfällen"]] und ähnlichem umzugehen.
 
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* [[Selbst tun]]
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* [[Helfen]]  
* [[Helfen]]  
* [[Lernen]]   
* [[Nachhelfen]]
* [[Lernen des Kindes|Lernen]]   
* [[Zuhören]]
* [[Zuhören]]
* [[Ausdauer]]  
* [[Ausdauer]]
* [[Toben]]
 
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Aktuelle Version vom 26. September 2019, 14:18 Uhr


Geduld ist eine der wichtigsten Erziehungskompetenzen. Geduld verlangt vor allem, dass Sie lernen, den Grundbedürfnissen und Fähigkeiten Ihres Kindes zu vertrauen. Warten Sie also immer ab und beobachten Sie, wie sich das Kind von selbst entwickelt und Ihnen von sich aus mitteilt, was es braucht. Sie belassen ihm so seine bewundernswerte Geduld, die es seinerseits schon von Natur aus mitbringt, während es Ungeduld von seinen Eltern als Eigenheit übernimmt!

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Vertrauensbildung (bis etwa 2 Jahre)

Geduld heisst, dass Sie Ihrem Kind von Beginn an so viel Zeit lassen, wie es braucht. Lassen Sie es immer selbst bestimmen, wie viel Zeit es für etwas benötigt. Sie werden sich dafür nie über ungeduldige Kinder beklagen müssen. Das gilt insbesondere in den ersten zwei Jahren, in denen das Kind enorm viel zu lernen hat. In dieser Zeit ist die Versuchung der Eltern gross, dem Kind immer wieder von sich aus nachhelfen zu wollen. Halten Sie sich zurück, bis das Kind Ihre Hilfe verlangt (es kann sich zumindest durch Schreien, schon bald auch durch Mimik und Gestik mitteilen). Dadurch zeigen Sie ihm, dass Sie seinen Fähigkeiten vertrauen beziehungsweise ihm zutrauen, diese Fähigkeiten selbst zu entwickeln. Lassen Sie also zum Beispiel das Kind zuerst einmal probieren, ob es sein Stofftierchen selbst erlangen kann, bevor Sie ihm in gut gemeinter Absicht zuvorkommen.

Freuen Sie sich darüber, dass das Kind immer genau mit dem zufrieden ist, das ihm gerade gelingt. Es spielt überhaupt keine Rolle, ob das Kind "früh" oder "spät" zu laufen oder zu sprechen beginnt: jedes Kind hat seinen ganz eigenen Zeitpunkt und wird ganz von alleine damit beginnen. Das Gleiche gilt auch für alle anderen kleineren und grösseren Dinge des Lebens, sei es das Puzzle selbst zusammensetzen, sei es eine Schachtel öffnen: Lehnen Sie sich zurück und lassen Sie das Kind so oft ausprobieren, bis es ihm gelingt (oder es vorerst einfach sein lässt).

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Willensbildung (etwa 2 bis 4 Jahre)

Wenn das Kind beginnt seinen Willen zu entwickeln, in der Regel ab etwa dem dritten Lebensjahr, genügt Geduld allein nicht mehr. Wenn das Kind zum Beispiel damit beginnt, die Gabel nicht bloss zum Essen auszuprobieren, sondern auch noch dazu, das Essen wild um sich zu schmeissen, geht es nicht mehr darum, sich in Geduld zu üben, sondern dem Kind Grenzen zu setzen (ausser Sie sind bereit, derartige Eskapaden einfach zu tolerieren). Sie können dann das Kind noch so geduldig mahnen, solange es nicht Ihr laut und deutlich ausgesprochenes "Nein!" hört, wird es weiter machen. Denn das Kind sucht nicht nur Grenzen, es braucht sie auch, und zwar von seinen Eltern. Solange es diese nicht konsequent erhält, wird es mit grösster Ausdauer immer noch wildere Einfälle haben, um seine Eltern zu fordern! Ihre Geduld wird dann sehr schnell, jedenfalls vor der des Kindes, am Ende sein, und die Gefahr ist dann gross, dass Sie es schliesslich mit der Brechstange versuchen, das heisst den Willen des Kindes mit Gewalt brechen. Damit würden Sie aber etwas vom Wertvollsten überhaupt, über das der Mensch verfügt, zerstören oder doch zumindest arg beeinträchtigen. Seien Sie also vorsichtig, wenn es auf einmal nicht mehr darum geht, dem Kind geduldig zuzuschauen, sondern ihm auch Grenzen zu setzen. Beim ersten Mal werden Sie sich vermutlich noch überraschen lassen, danach sollten Sie aber zu lernen beginnen, angemessen mit "Tobsuchtsanfällen" und ähnlichem umzugehen.

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Weiterführende Themen

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Übergeordnetes Thema

Vertrauensbildung (erstes Phase der Erziehung)

Fragen und Feedback

Das "Zweimalzwei der Erziehung" ist zum Teil noch im Aufbau. Allfällige Fragen oder Feedback sind willkommen: Email

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