Gefahren

Aus 2 x 2 der Erziehung
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ARTIKEL IM AUFBAU / IN ÜBERARBEITUNG!




Kinder sind schon aufgrund ihrer körperlichen Entwicklung und geringen Erfahrenheit mannigfaltigen Gefahren ausgesetzt, doch wird ihr Gespür für Gefahren häufig unterschätzt und die Gefahren selbst von Eltern ebenso oft überschätzt.

Ein angemessenes Gefahrenbewusstsein ist aber für die Entwicklung des Kindes von grosser Bedeutung und muss in den ersten Jahren geschaffen werden:

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Künstliche Gefahren

Bedeutung

Um es vorweg klarzustellen: Es gibt in unserer Zivilisation eine ganze Reihe von Gefahren, für die Sie als Eltern zumindest in den ersten Jahren die alleinige Verantwortung übernehmen müssen, so insbesondere:

Leider nehmen diese Art von Gefahren schon allein aufgrund der technischen Entwicklung sogar noch zu, womöglich in gleichem Masse wie die natürlichen Gefahren abnehmen.

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Geräte und Maschinen

Für künstliche Gefahren können Kinder noch kein Gespür haben, da sie eben nicht natürlich sind. So sind Kinder zum Beispiel mit der Abschätzung der Geschwindigkeit oder der Entfernung von Autos in den ersten zehn Jahren völlig überfordert. Als Eltern müssen Sie deshalb vorsorgen und gegebenenfalls eingreifen. Die Frage ist bloss: Wie?

Wegsperren und Fernhalten helfen nur bis zu einem gewissen Grad. Denn irgendwann wird das Kind genügend kräftig oder geschickt sein, um auch grössere Hürden überwinden zu können (zumal der Ehrgeiz dazu gerade durch das Geheimnisvolle und Verbotene angestachelt wird!). Nebst den obligaten Sicherheitsmassnahmen (wie zum Beispiel "Medikamente sind ausser Reichweite von Kinder aufzubewahren") ist es deshalb entscheidend, dass Sie dem Kind die Gefahren erklären und ihm Möglichkeiten zeigen, wie es die Gefahren meistern kann. Schlagen Sie ihm zum Beispiel am Fussgängerstreifen vor, dass es beim Strasse überqueren jeweils sagen soll, wann es "gut" ist. Selbstverständlich müssen Sie das Kind dabei an der Hand halten und selbst entscheiden, ob Sie gehen können oder nicht. Aber das Kind kann so schon sehr früh mit Ihnen in Sicherheit üben und fühlt sich mitverantwortlich.


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Medikamente und Gifte

Selbstverständlich halten Sie Medikamente und Gifte "ausser Reichweite von Kindern", so wie es regelmässig als Vorschrift deklariert ist. Doch müssen Sie sich bewusst sein, dass die Reichweite Ihres Kindes von Tag zu Tag zunimmt und irgendwann nur noch ein Tresor helfen würde. Es braucht also noch eine andere Strategie um mit der nicht zu unterschätzenden Gefahr umzugehen.

Wenn Sie dem Kind sagen, wie gefährlich zum Beispiel Ihre Medikamente sein können, wird Ihnen das Kind nur glauben, wenn es genügend Vertrauen zu Ihnen hat. Denn die Gefahr ist für das Kind viel zu abstrakt und widersprüchlich, als dass es das verstehen würde.

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Drogen

(Text folgt)

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Böswillige Menschen

(Text folgt)

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Überfluss und Reizüberflutung

(Text folgt)

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Von den Eltern geschaffene Gefahren

Von besonderem Interesse sind Gefahren, die Eltern schaffen, obwohl sie in bester Absicht handeln. Die wohl grösste Gefahr ist der Wickeltisch: Wenn Sie das Kind wie üblich selbst hochheben und hinlegen (es also nicht selbst hochklettert), wird es nicht die geringste Ahnung von der Gefahr des Herunterfallens haben, da es Ihnen ja vollkommen vertraut und deshalb auch keinerlei Gespür entwickeln könnte, dass es schon bei der ersten Drehung herunterfallen könnte.

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Natürliche Gefahren

Bedeutung

Die Angst vor natürlichen Gefahren ist erstaunlicherweise gerade in unserer westlichen Zivilisation am grössten, wo diese doch beinahe ganz eingedämmt wurden und zum Beispiel die Kindersterblichkeit in den letzten Jahrzehnten enorm gesunken ist. Die letzte wirklich grosse natürliche Gefahr für Kinder sind Gewässer, von dem Kinder geradezu magisch angezogen werden. Tragischerweise wird gerade diese Gefahr von Eltern immer noch häufig unterschätzt.

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Umgang mit Gefahren

Im übrigen können aber auch schon kleine Kinder sehr gut mit Gefahren aller Art umgehen. Entscheidend ist, dass Sie als Eltern Vertrauen in die Fähigkeiten des Kindes haben und nicht gleich panisch reagieren, wenn dem Kind bloss ein kleines Wehwehchen droht. Wenn das Kind zum Beispiel die Treppe hochklettert, können Sie zunächst einmal davon ausgehen, dass es das kann, beziehungsweise dass es stoppt, wenn es Angst bekommt oder nicht mehr weiter weiss (und nach Ihrer Hilfe ruft). Kinder haben ein ausgezeichnetes Gespür dafür, was sie sich zutrauen können und was nicht. Unterstützen Sie das Kind, indem Sie sich über seine Kletterkünste freuen. Erst wenn Sie sehen, dass es zum Beispiel rutscht, können Sie ihm sagen, was es machen soll. Bleiben Sie gelassen und geben Sie positive Anweisungen ("Halt Dich fest am Geländer!"). Wenn Sie hingegen nervös werden oder dem Kind gar Unglück prophezeien ("Du fällst jetzt gleich runter"), wird es verunsichert und zu Misstritten provoziert. Noch heikler ist es, wenn Sie das Kind einfach von der Treppe reissen und ihm damit zeigen, dass Sie es nicht für fähig halten, die (selbst gewählten!) Herausforderungen zu meistern. Zudem wird sich das Kind womöglich mit Händen und Füssen dagegen wehren, womit erst recht Gefahr entsteht.

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Verantwortung für Gefahren

Achten Sie immer darauf, ob die Gefahr vom Kind selbst oder zum Beispiel von Ihnen geschaffen wurde. Ist das Kind unten an der Treppe und will hochklettern, begibt es sich selbst in Gefahr und kann ein entsprechendes Gespür dafür entwickeln. Wurde das Kind aber zuvor hochgetragen und will nun umgekehrt die Treppe hinunterklettern, konnte es die Gefahr nicht wahrnehmen, weil es Ihnen ja vollkommen vertraute, als Sie es hochtrugen (und damit erst in Gefahr brachten). In diesem Fall können Sie ihm zum Beispiel sagen, dass Sie unter ihm sichern würden.

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Angst vor Gefahren

Schliesslich reagieren Kinder mit Angst und zeigen diese auch sofort, wenn sie sich durch eine Gefahr überfordert fühlen. Negieren Sie diese Gefühle auf keinen Fall, sondern lassen Sie dem Kind sein Gespür! Wenn Sie sehen, dass es verängstigt zu Ihnen schaut, fragen Sie, ob es Angst hat. Und wenn es das bejaht, fragen Sie, ob Sie ihm helfen sollen. Bevor Sie es aber irgendwo herunterreissen, sollten Sie ihm zuerst vorschlagen, wie es sich selbst helfen kann. So zeigen Sie ihm, dass Sie seinen Fähigkeiten vertrauen und stärker wiederum sein Selbstvertrauen.

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Gespür für Gefahren

Entscheidend bei Gefahren ist also weniger die Gefahr selbst, sondern dass das Kind lernen kann, diese richtig einzuschätzen, sodass es weder über- noch unterfordert wird. Das Gespür dafür hat das Kind schon von Natur aus, Sie müssen es ihm bloss belassen, indem Sie es möglichst immer alles selbst entscheiden lassen.

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Bagatellgefahren

Bedeutung

Bagatellgefahren sind kein eigentlichen Gefahren, es geht mehr um Missgeschicke, die kaum zu Verletzungen führen können, jedenfalls zu keinen ernsthaften. Sie sind aber trotz allfälliger Schmerzen wichtig, einerseits weil das Kind sie braucht um aus den Erfahrungen lernen zu können und andererseits weil sie dem Kind helfen, mit echten Gefahren vernünftig umzugehen.

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Nutzen für das Lernen

Lassen Sie Ihr Kind unbedingt alles, was nicht gerade zu eigentlichen Verletzungen führen kann, selbst erfahren. Erfahrung ist der beste Lehrmeister und Kinder lernen extrem schnell! Ein Kind, das nie erlebt hat, wie es ist, den Kopf am Tisch anzuschlagen, weil immer eine schützende Hand der Eltern dazwischen fährt, wird diese Erfahrung irgendwann später nachholen müssen, denn Sie werden es schon bald nicht mehr ununterbrochen vor solchen Missgeschicken behüten können. Sagen Sie dem Kind also besser, dass es Acht geben soll, wenn es unter dem Tisch aufstehen will - und trösten Sie es, wenn es sich trotzdem anschlägt. Gerade während der Phase der Vertrauensbildung ist echter Trost sehr viel wichtiger als das Verhindern von schmerzhaften Erfahrungen.

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Nutzen für die Prävention

Die Erfahrung von kleineren, harmlosen Gefahren ist zudem das Mittel, um später mit grösseren, wirklichen Gefahren umgehen zu können: Kinder lernen Gefahren nur dann angemessen einzuschätzen, wenn sie die Folgen ihres "gefährlichen Tuns" direkt und am eigenen Leib selbst erfahren können! Dabei brauchen Sie sich keine Sorgen zu machen, denn Kleinkinder können sich schon aufgrund ihrer beschränkten Kräfte und Beweglichkeit kaum selbst verletzen. Je grösser und kräftiger sie jedoch werden, desto grössere Gefahren können sie auch eingehen - und sie werden ganz bestimmt Mittel und Wege dazu finden, denn den Drang zu Bewegung und Selbständigkeit können Sie früher oder später auch mit Gewalt nicht mehr bremsen. Gerade Kinder, die dauernd gebremst werden, entwickeln umso mehr Willen und List, ihren Eltern zu entkommen, woraus ein eigentlicher Teufelskreis entsteht. Die beste Prävention vor wirklichen Gefahren ist, wenn Sie Ihrem Kind schon in den ersten Jahren möglichst viel Freiheit lassen und dabei kleinere Missgeschicke und Schmerzen in Kauf nehmen - und ihm dafür immer und bedingungslosen Trost spenden.

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Provozierte Gefahren

Bedeutung

Schliesslich gibt es noch einen andere Art, Kinder unnötigen Gefahren auszusetzen, ohne dass sich die Eltern dessen bewusst wären, nämlich indem Sie die Gefahren geradezu selbst provozieren:

Diese Provokationen geschehen zwar meist unbewusst, doch sind sie äusserst konfliktträchtig, da regelmässig auch noch mit einer Anschuldigung der Eltern auf das Kind verbunden ("Ich habe Dir ja gesagt....", "Ich habe es ja kommen sehen...").

Prophezeiungen

Wenn einem Kind eine Gefahr droht, sollten Sie ihm sagen, was es tun soll, um sich selbst zu helfen. Also zum Beispiel "Lass das Zündholz fallen" oder "Blas es aus", wenn Sie sehen, dass sich die Flamme langsam aber sicher seinen Fingern nähert. Geben Sie immer eine positive Anweisung, denn Negierungen ("Halt das Zündholz nicht so nahe an das Gesicht") kann das Kind in den ersten Jahren noch nicht verstehen (es versteht bloss "nahe ans Gesicht").

Wenn Sie ihm hingegangen prophezeien, dass es sich noch die Finger verbrennen werde, ist ihm ebensowenig geholfen, denn es weiss immer noch nicht, was es tun soll. Viel schlimmer noch: Es hat bloss etwas von "Finger verbrennen" gehört und wird sich dementsprechend auf das einstellen! Hat sich das Kind aber erst einmal auf die verbrannten Finger eingestellt, wird es - ganz unbewusst - womöglich entsprechend handeln, sodass Ihre Prophezeiung eintritt, denn es vertraut Ihnen ja! Solche Mechanismen mögen sehr subtil sein, doch funktionieren sie und sind ganz offensichtlich äusserst kontraproduktiv. Im "besseren" Fall hat das Kind aber bereits aufgehört Ihnen zu vertrauen (da es die Erfahrung schon mehrfach gemacht, dass das nicht gut kommt!) und reagiert entweder verwirrt oder beginnt zu protestieren.

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(Verkapptes) Anstacheln

Bemerkungen von Eltern (und häufig auch von Aussenstehenden) an Kinder wie "Du wirfst ja diesen Stein nicht auch noch Deiner Schwester an den Kopf, nicht wahr." oder "Du gehörst ja nicht zu denen, die immer die Kindergärtnerin anspucken, oder?" beinhalten selten eine positive Botschaft. Meistens geht es darum, Kinder mehr oder weniger bewusst zu einem Verhalten anzustacheln, zu dem diese selbst eigentlich kaum je in Versuchung kommen würden. Häufig ist es auch noch so, dass der Provokateur ganz froh ist, wenn er sieht, das das eigentlich verpönte Verhalten von anderen ausgeübt wird. Es geht dabei um eine Art Delegation.

Wenn Sie dieses Verhalten bei sich selbst bemerken, überlegen Sie sich, was Sie damit bezwecken wollen: Trauen Sie dieses Verhalten wirklich dem Kind zu oder erinnern Sie sich vielleicht bloss an Ihre eigenen Jugendsünden? Oder fänden Sie es gar einfach lustig, wenn das Kind derartigen Blödsinn machen würde? In aller Regel werden Sie feststellen, dass nämlich keine sinnvolle Botschaft hinter solchen Bemerkungen steckt.

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Unterdrückung des Entdeckungs- und Bewegungsdrangs

Kinder wollen die Welt entdecken und sich sich bewegen - und das nach Lust und Laune. Wenn Sie Kinder daran hindern, werden Sie sehr schnell mehr oder weniger heftige Gegenreaktionen auslösen. Kleinkinder können Sie zwar noch mit leichter Gewalt bändigen, doch schon bald werden sie genügend kräftig und listig sein, um Ihnen zu entkommen. Und genau dann beginnt es gefährlich zu werden, da sich das Kind dann mit übermässig viel Kraft und Schwung befreit und entsprechend zu überborden droht. Die Gefahr ist also schlicht von den Eltern provoziert.

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Erziehungsfehler

Zusammenfassend kann also gesagt werden, dass weniger die Gefahren selbst ein Problem für Kinder sind als vielmehr eigentliche Erziehungsfehler. Kinder mit genügend Selbstvertrauen und einem Willen, dem von den Eltern angemessen Grenzen entgegengesetzt wurden, gehen viel weniger und dabei erst noch verantwortungsvoller Risiken ein. Für diese Reife des Kindes sind Sie als Eltern verantwortlich, es geht um Ihre Erziehungsarbeit in den ersten Jahren des Kindes. Später haben Sie kaum mehr Einfluss auf das Risikoverhalten des Kindes, denn mit der Erweiterung seines Aktionsradius' entzieht es sich mehr und mehr Ihrer Aufsicht.

(Text folgt)

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Weiterführende Themen

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Übergeordnetes Thema

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Fragen und Feedback

Das "Zweimalzwei der Erziehung" ist zum Teil noch im Aufbau. Allfällige Fragen oder Feedback sind willkommen: Email


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