Gewalttätige Eltern

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Gewalt im Sinne von körperlicher Schädigung ist in der Erziehung selbstverständlich durch nichts zu rechtfertigen und heutzutage zumindest in westlichen Gesellschaften auch durchwegs verpönt beziehungsweise strafbar. Daneben gibt es aber verschiedene andere Formen von Gewalt, die nicht minder problematisch sind.

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Formen der Gewalt

Während bei physischer Gewalt wie

einigermassen klar ist, um was es geht, kann psychische Gewalt nicht mehr so eindeutig definiert werden, da sie häufig eher subtil daherkommt oder mehr oder weniger grosse Grauzonen bestehen. Regelmässig geht es entweder um mangelndes Vertrauen oder mangelnde Grenzen, beziehungsweise eine Mischung von beidem (in alphabetischer Reihenfolge):

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Gewalt und Grenzen

Missverständnis

Ein grosses Missverständnis ist die Meinung von Eltern, sie müssten das Kind notfalls mit Gewalt "in seine Schranken weisen": Wenn einem Kind Gewalt angetan wird, werden seine (!) Grenzen überschritten. Das ist also etwas ganz anders, als wenn die Eltern dem Kind zeigen, wo ihre (!) Grenzen sind. Das ist wie unter Nachbarn: Wenn Ihr Nachbar zum Beispiel seinen Tisch in Ihren Garten stellt, müssen Sie ihm sagen, dass Sie das nicht dulden oder einen Zaun aufstellen, sodass er sieht, wo Ihr Grundstück beginnt, Sie dürfen nicht einfach Ihrerseits in seinen Garten eindringen und ihm dort zur Strafe seine Himbeeren klauen.

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Kontakt

Wenn Sie eine Grenze setzen, markieren Sie den Punkt, wo die Berührung zwischen Ihnen und dem Kind stattfindet, also Kontakt. Gewalt bewirkt zwar auch Kontakt, doch verbunden mit Schmerzen, da es eben eine Grenzverletzung ist.

Wenn Sie dem Kind eine Grenze setzen wollen, müssen Sie sich seinem Willen entgegen stellen, indem Sie laut und deutlich "Nein!" sagen und konsequent dabei bleiben. Das gilt auch dann, wenn das Kind sich seinerseits mit körperlichem Einsatz durchsetzen will. Wenn das Kind Sie zum Beispiel schlägt, dürfen Sie weder zurückschlagen noch das Kind einfach festhalten. Wenn Ihr "Nein!" oder "Stop!" ausnahmsweise nicht genügt, dürfen Sie aber schon auch mal Ihre Hand oder Ihren Fuss dem Schlag entgegenhalten, sodass das Kind seine eigene Kraft auf schmerzhafte Art und Weise spürt.

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Hierarchie

Kinder kennen von Natur aus noch keine Grenzen und haben deshalb auch nicht die Verantwortung dafür, diese zu lernen. Es sind vielmehr die Eltern, die lernen müssen, ihren Kindern Grenzen zu setzen! Darin besteht die Hierarchie zwischen den Eltern und dem Kind. Der Vorwurf an das Kind, "es respektiere keine Grenzen", ist deshalb für das Kind nicht nur unverständlich, sondern geradezu unsinnig. Sagen Sie dem Kind stattdessen "Nein!". Dieses "Zauberwort" versteht jedes Kind, zumal wenn Sie es laut und deutlich aussprechen und konsequent dabei bleiben. Sie dürfen das Kind anfangs damit ruhig auch einmal durch Ihre Lautstärke und Vehemenz erschrecken, das kann nicht schaden, aber manchmal geradezu Wunder bewirken!

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Ursachen elterlicher Gewalt

Die wenigsten Eltern würden ihr gewalttätiges Verhalten als legitim bezeichnen. In den allermeisten Fällen sind sich die Eltern ihrem Veralten entweder gar nicht bewusst (vor allem bei psychischer Gewalt) oder sie reagieren im Affekt und bereuen ihr Verhalten hinterher (vor allem bei physischer Gewalt). Viel wichtiger als der Ruf nach Strafe wäre deshalb, den betroffenen Eltern zu helfen, mit Konflikten konstruktiver umzugehen (zumal die Strafe ja noch regelmässig in einer Trennung von den Kindern mündet, sodass diese auch noch gleich mitbestraft werden!).

Überforderung

Kinder können gerade in den ersten Jahren sehr anstrengend sein. Das gilt umso mehr für die heutige Form der Kleinfamilie und das oftmals isolierte Wohnen (im Gegensatz zur früheren Form der Sippe). Als Eltern sollten Sie sich deshalb möglichst schon vor der Geburt besonders zu zwei Punkten Gedanken machen:

  • Vorrang der Kinder: Zumindest während den beiden ersten, entscheidenden Phasen der Erziehung, also während rund vier Jahren, tun Sie gut daran, ihre eigenen Bedürfnisse nach Freizeit und Komfort zurückzuschrauben. Überlegen Sie sich, auf was Sie alles verzichten können, ohne dass Ihr Wohlbefinden zu leiden beginnt. Ein Grossteil der Überforderung kommt nämlich daher, dass Sie Ihre Kinder unmöglich einfach so neben Ihrem bisherigen Leben betreuen können. Kinder nehmen in dieser Phase viel zu viel Platz und Zeit ein und reklamieren diesen vehement, wenn sie nicht erhalten, was sie brauchen. Später können Sie sich dafür umso mehr erfreuen, wenn Sie feststellen wie gerne Ihr Kind mit Ihnen kooperiert und wie selbständig es geworden ist. Diese "Investition" wird sich so um ein Mehrfaches lohnen!
  • Organisation der Betreuung: Die heutigen Lebensformen bringen es mit sich, dass die Betreuung der Kinder nicht mehr selbstverständlich von der Grossfamilie oder den Nachbarn mitgetragen wird, sondern organisiert (und häufig finanziert) werden muss. Sie sollten sich deshalb schon frühzeitig überlegen, wer und was sie dabei unterstützen kann. Das beginnt schon bei der Wohnungswahl, die zum Beispiel für die Grosseltern besser oder schlechter erreichbar sein kann, oder mehr oder weniger auf Familien und deren Bedürfnisse ausgerichtet ist. Geben Sie im Zweifel den familiären Bedürfnissen den Vorzug (Ihr Hobby kann auch noch ein wenig warten), Sie werden es nicht bereuen!

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Unwissen

Viel Wissen ist für die Erziehung von Kinder zwar nicht nötig, doch ein paar grundlegende Dinge sollten Sie sich bewusst werden:

  • Grundbedürfnisse des Kindes: In den beiden ersten Jahren des Kindes, also der Phase der Vertrauensbildung, müssen Eltern vor allem lernen, den Grundbedürfnissen des Kindes zu vertrauen und diesen Vorrang geben. Das bedeutet gleichzeitig, dass Sie Ihre eigenen Bedürfnisse zumindest ein Stück weit zurückstellen müssen. Dieser Kompromiss ist zwingend!
  • Grenzen: In der Phase der Willensbildung, also in der Regel ab etwa dem dritten Lebensjahr, staunen viele Eltern über das Verhalten des Kindes, das plötzlich zu Dingen "Nein!" sagt, die es zuvor freudig annahm. Als Eltern sollten Sie daher ein paar einfache Dinge lernen, so zum Beispiel wie Sie auf das Toben des Kindes angemessen reagieren können.

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Eigene Gewalterfahrungen

Eltern, die in ihrer Kindheit selbst Gewalt erfahren haben, können natürlich sehr leicht in Versuchung kommen, wiederum ihrerseits Gewalt anzuwenden. Im besten Fall sind Sie sich dem bewusst und können sich Hilfe zum Beispiel in Form einer Therapie holen. Indem Sie sich der Problematik bewusst werden und sich Mühe geben, diese Spirale zu durchbrechen, gewinnen Sie nebenbei die Chance, sich mit ihren Eltern zu versöhnen.

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Soziale Umstände

Schliesslich können auch soziale Umständen wie die Berufstätigkeit, die Herkunft oder die Beziehung zwischen den Eltern derart problematisch sein, dass ein Klima der Gewalt entsteht. Als Eltern sollten Sie sich aber auf das konzentrieren, was Sie von sich aus ändern können - und das sind in erster Linie Sie selbst und nicht die Umwelt!

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Folgen von Gewaltmissbrauch

Gewalt in einer Beziehung bedeutet zunächst immer einen Verlust von Vertrauen und Grenzen, also die Grundlagen für eine reife Beziehung. Entsprechend seiner individuellen Persönlichkeit und dem Alter reagiert aber jedes Kind anders auf diesen Verlust an Beziehung. So gibt es zum Beispiel eher defensive oder eher offensive Reaktionen. Sie können sich das bildhaft vorstellen, wenn Sie auf eine Ball eindreschen: Je nach Beschaffenheit des Balls und der Art wie Sie ihn malträtieren, kann der Ball zum Beispiel gleich platzen, seitlich wegspringen, zuerst zusammengedrückt werden und dann hochspringen oder es geht ihm ganz langsam die Luft aus. Typische Folgen von Gewaltmissbrauch bei Kindern sind zum Beispiel (in alphabetischer Reihenfolge):

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Weiterführende Themen

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Übergeordnetes Thema

Willensbildung (zweite Phase der Erziehung)

Fragen und Feedback

Das "Zweimalzwei der Erziehung" ist zum Teil noch im Aufbau. Allfällige Fragen oder Feedback sind willkommen: Email

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