Nein des Kindes

Aus 2 x 2 der Erziehung
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"Nein" in der ersten Phase (bis etwa 2 Jahre)

Das "Nein" des Kindes ist in den beiden ersten Jahren noch sehr sanft, aber doch immer an seiner Gestik oder Mimik erkennbar: Es dreht den Kopf weg oder macht eine kleine Handbewegung. Trotzdem ist es natürlich sehr wichtig, dass Sie als Eltern dieses "Nein" respektieren. Denn erstens müssen Sie lernen dem Kind zu vertrauen, dass es ganz genau weiss, wann es genug hat und zweitens schaffen Sie mit diesem Respekt die Grundlage dafür, dass das Kind später auch Ihr "Nein" respektiert. Den schon in dieser Phase sind Sie natürlich ein Vorbild für das Kind! Denken Sie also immer wieder daran, dass das Kind in dieser Zeit ausschliesslich Grundbedürfnisse hat (Vom Gestillt werden über Gehalten werden bis zum Trost) und selbst entscheiden kann, wann genug ist (und umgekehrt sich selbst meldet, wenn es mehr davon braucht). Eine "Zwangsbeglückung" wäre völlig fehl am Platz und zudem äusserst kontraproduktiv!

"Nein" in der zweiten Phase (2 bis etwa 4 Jahre)

Doch plötzlich kommt das "Nein" des Kindes ungewohnt heftig und grundsätzlich. - Die meisten Eltern werden dann regelmässig auf dem linken Fuss erwischt: Auch Kinder, die bisher jedem Vorschlag der Eltern mit Begeisterung oder doch zumindest freiwillig folgten, sagen nun plötzlich "Nein!" oder "Will ich nicht!". Das typische Alter für diese Phase ist im dritten Lebensjahr (häufig auch als "Trotzphase" bezeichnet).

Viele Eltern vermuten eine Fehlentwicklung oder befürchten gar Böswilligkeit des Kindes. Doch das Kind ist bloss dabei, seinen eigenen Willen zu entwickeln - und das ist ein hervorragendes Zeichen für seine geistige Gesundheit! Diese Entwicklung geht selten so sanft vor sich, wie man es gerne hätte. Der Wille des Kindes kann zunächst einmal sehr abrupt und vehement sein. Sie sollten als Eltern deshalb gut darauf vorbereitet sein, um erstens zu verstehen, um was es geht und zweitens angemessen darauf reagieren zu können. Ansonsten besteht die grosse Gefahr, dass Sie Ihr Kind völlig falsch verstehen und sich im schlimmsten Fall gar mit nichts anderem mehr zu helfen wissen als mit roher Gewalt (und das Kind darauf regelmässig mit Totalverweigerung reagiert).

Zunächst geht es darum, die für die Erziehung wesentlichen Entwicklungsphasen des Kindes zu verstehen: Während das Kind in den beiden ersten Lebensjahren vor allem sein Selbstvertrauen dadurch entwickelt, dass seine Eltern ihm und seinen Fähigkeiten vertrauen lernen, müssen die Eltern in den beiden folgenden Jahren lernen, dem Willen des Kindes Grenzen entgegenzusetzen. Und zwar so, dass sie dabei den Willen des Kindes nicht gleich wieder zerstören:

  • Vertrauen - "Ja!": Wenn das Kind zur Welt kommt, ist es noch vollkommen eins mit seinen Eltern und nimmt alles an, was es von ihnen erhält. Und die Eltern sollten darauf genauso antworten und dürfen grundsätzlich zu Allem "Ja" sagen: Insbesondere die Grundbedürfnisse des Kindes (zu unterscheiden von Wünschen!) sollten in dieser Zeit bedingungslos und sofort erfüllt werden. Denn dieses Vertrauen der Eltern ist die Basis für das Selbstvertrauen des Kindes.
  • Grenzen - "Nein!": Wenn das Kind nun, in der Regel ab dem Alter von etwa zwei Jahren, beginnt seinen Willen zu entwickeln, wird es plötzlich "Nein" sagen. Als Eltern müssen Sie das respektieren (so wie Sie umgekehrt dem Kind lehren müssen, dass es Ihr "Nein" respektiert). Wenn Sie dem Kind zum Beispiel vorschlagen, dass Sie das Pflaster in einem Ruck von seinem Arm entfernen, weil Sie wissen, dass es so am wenigsten schmerzt, das Kind dazu aber "Nein" sagt, sollten das unbedingt respektieren. Lassen Sie das Kind selbst erfahren, dass das langsame Entfernen schmerzhaft ist. Sie haben damit gleich zweierlei erreicht: Erstens hat das Kind gelernt, dass es Ihrem Rat hätte vertrauen können und zweitens haben Sie ihm seinen Willen gelassen (ohne dass daraus weder ein Nachteil für Sie noch eine Gefahr für das Kind entstanden wären). Wenn Sie hingegen dem Kind das Pflaster einfach gegen seinen Willen wegreissen, haben Sie nicht nur seinen Willen missachtet, sondern ihm auch noch die Möglichkeit genommen zu erfahren, dass es besser Ihrem Rat gefolgt wäre (womöglich mussten Sie es zudem noch ziemlich unsanft anpacken).

Etwas schwieriger wird es, wenn das Kind zu etwas "Nein" sagt, das eigentlich zu seinem Schutz gedacht ist. Wenn Sie ihm zum Beispiel sagen, dass es Ihnen beim Strasse überqueren die Hand geben muss, und mit "Nein" antwortet, gibt es verschiedene Möglichkeiten: Sie können ihm zunächst versuchen die Gefahren zu erklären und ihm sagen, dass Sie Angst hätten. Das wird aber häufig nichts nutzen, da die Gefahr für das Kind viel zu abstrakt ist um sie versehen zu können (und auch sein Wille grösser ist als die Sorge um Ihre Angst). Je nach Alter beziehungsweise Reife des Kindes könnten auch Sie eine alternative Abmachung suchen, bei der Sie sich genügend sicher fühlen (manchmal genügt schon, dass das Kind sich am Einkaufswagen hält statt an Ihrer Hand). Keinesfalls sollten Sie aber das Kind einfach mit Gewalt an die Hand nehmen und es über den Fussgängerstreifen schleppen. Denn damit würden Sie nicht nur seinen Willen brechen, sondern auch noch eine viel grössere Gefahr schaffen, weil das Kind sich nun mit aller Kraft loszureißen versucht (und das irgendwann schaffen wird!). In diesem Fall müssen Sie Ihren Willen auf andere Art durchsetzen. Wenn Sie darauf besehen, dass Sie mit dem Kind nur an Ihrer Hand die Strasse überqueren, das Kind das aber kategorisch ablehnt, ist die Konsequenz davon, dass Sie die Strasse eben nicht überqueren. Das bedeutet, dass Sie das zunächst dem Kind sagen und zweitens so lange warten, bis das Kind ein Einsehen hat. Unter Umständen müssen Sie einen Tobsuchtsanfall oder einen Schreikampf in Kauf nehmen oder sich gar mit Ihrem Körper dem Kind in die Quere stellen, wenn es Sie umgehen will. - Wichtig dabei ist einzig, dass Sie sich mit Ihrem Willen dem Willen des Kindes klar entgegengesetzt haben!


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Übergeordnetes Thema

Willensbildung (zweite Phase der Erziehung)

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