Drogen

Aus 2 x 2 der Erziehung
(Weitergeleitet von Rauchen)
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Unter Drogen werden umgangssprachlich meistens bloss Substanzen verstanden, die vom Gesetzgeber als solche deklariert werden, wobei dieser zwischen illegalen (wie zum Beispiel Kokain oder Heroin) und legalen Drogen (wie zum Beispiel Nikotin oder Alkohol) unterscheidet. Typischerweise sind solche Drogen bei Kindern erst etwa ab dem Beginn der Pubertät ein Thema. Drogen müssen zwar nicht zwingend süchtig machen, doch wird das Thema im "Zweimalzwei der Erziehung" vor allem unter diesem Gesichtspunkt betrachtet, also weniger hinsichtlich des Genusses oder des Rausches. Denn das Ziel der Erziehung sollte Selbständigkeit und nicht Abhängigkeit sein.

Drogen, ob legale oder illegale, gehören zu jeder Gesellschaft, die Frage ist bloss, inwiefern deren Mitglieder einigermassen vernünftig damit umgehen können. Vernünftig in Bezug auf die Erziehung bedeutet Konsum ohne gefährliche Nebenwirkungen, insbesondere frei von süchtigem Verhalten. Wenn es um Sucht geht, sollten aber auch Themen wie Zucker, Unterhaltungselektronik, Ersatzbefriedigung und weitere Verhaltensweisen der Eltern betrachtet werden, die den eigentlichen Nährboden für süchtiges Verhalten bilden können.

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Illegale Drogen

Dass illegale Drogen im Familienhaushalt nichts zu suchen haben, dürfte selbstverständlich sein. Jugendliche kommen aber meistens ausserhalb der Familie und häufig auch ohne eigenes Dazutun in Kontakt damit. Sie müssen deshalb über die Problematik aufgeklärt werden. Da die meisten Eltern keine illegalen Drogen konsumieren oder zumindest weit weg von der "Szene" sind, ist es sinnvoll, dass die Schulen beziehungsweise von diesen beauftragte Fachleute die Aufgabe übernehmen. Sie sollten sich aber zumindest erkundigen, ob das auch tatsächlich geschieht. Viele Eltern haben vor illegalen Drogen schon nur deshalb grosse Angst, weil sie zu wenig Wissen und Erfahrung haben. Es ist deshalb äusserst wichtig, die Kinder zu fragen, was sie darüber wissen und ob das überhaupt ein Thema im Kollegenkreis ist. Denn irgendwann werden Sie sowieso nicht mehr verhindern können, dass Jugendliche zum Beispiel Cannabis-Produkte zumindest ausprobieren. Drohen und Strafen sind in der Erziehung an sich schon kontraproduktiv und können in diesem Alter geradezu animierend wirken. Fragen Sie insbesondere nach den Gründen für das Interesse an Drogen. Was immer die Antwort ist, es geht, von der reinen Neugier einmal abgesehen, letztlich um zwei Dinge:

  • die Erfüllung einer Sehnsucht durch einen Rauschzustand oder
  • das Überschreiten von Grenzen, insbesondere des Bewusstseins,

beziehungsweise beides zusammen. An sich sind beide Anliegen durchaus legitim, die Frage ist bloss, mit welchen Gefahren solche Eskapaden verbunden sind. Diese Gefahren sollten Sie besprechen. Tauschen Sie sich auch darüber aus, welche harmlosen, oder gar gesunden, Alternativen zu Drogen es gibt, wie zum Beispiel Tanz, Musik, Meditation oder Sport.

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Legale Drogen

Was für illegale Drogen gilt, gilt vom Prinzip her genau gleich für legale Drogen, also insbesondere Alkohol, Nikotin oder Koffein. Der wesentliche Unterschied liegt darin, dass diese Drogen in der Regel zum Alltag der Eltern, wie überhaupt zur Gesellschaft, gehören (und denn auch meistens gar nicht also solche bezeichnet werden). Kinder erfahren dadurch schon früh, wie damit umgegangen wird. Als Eltern sind Sie also ein Vorbild, ganz gleich, ob im positiven oder negativen Sinn, wobei es wenig hilfreich ist, zum Beispiel im Versteckten zu trinken oder zu rauchen, haben Kinder doch ein sehr feines Gespür dafür und reagieren darob bestenfalls verwirrt oder enttäuscht, wenn sie dahinter kommen. Kinder wollen häufig wissen, weshalb sie zum Beispiel erstens kein Bier trinken dürfen und zweitens, weshalb Sie denn trinken würden, wo es doch so gefährlich sei. Im Idealfall nehmen Sie die Frage zum Anlass, Ihren Konsum zu überdenken, zumal Kinder häufig frappierend einfache, aber gute Argumente haben.

Ab wann einem Jugendlichen zum Beispiel bei einem Fest ein Glas Wein angeboten werden soll, müssen Eltern individuell und situativ entscheiden, da viele individuelle Faktoren eine Rolle spielen können, wie insbesondre Ihre eigenen Gewohnheiten, aber auch die Ihres persönlichen Umfelds. Sicher sollten Sie sich im Zweifel in Zurückhaltung üben, ist doch Alkohol gerade für die Entwicklung in den Jugendjahren gefährlich und gewöhnen sich Jugendliche umso schneller daran, desto früher sie "angefixt" werden. Noch vorsichtiger sollten Sie bei Zigaretten sein, da Nikotin ausgesprochen schnell süchtig machen kann. Je kultivierter Sie selbst mit Alkoholika umgehen, desto besser sind die Chancen, dass auch Ihre Kinder vernünftig damit umgehen lernen. Schliessen Sie aber Ihre Kinder nicht einfach kategorisch aus, wenn sie danach verlangen, denn sie würden ganz einfach Wege finden, Ihre Verbote im Geheimen zu umgehen, sodass Sie die Kontrolle schnell ganz verlieren!

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Weitere Gefahren

Gerade im Zusammenhang mit Erziehungsfragen sollten noch weitere Gefahren diskutiert werden, die landläufig zwar nicht als Drogen wahrgenommen werden, aber doch zu einem süchtigem Verhalten führen können:

  • Zucker: Mittlerweile ist allgemein anerkannt, dass man von Zucker süchtig werden kann. Sie sollten das Kind deshalb zumindest in den ersten zwei Jahren möglichst weitgehend damit verschonen, zumal es von sich aus gar nicht danach verlangen wird. Die Süsse einer Karotte oder eines Stück Brots zum Beispiel genügt einem Kleinkind völlig. "Anfixen" lassen sich aber auch schon Kleinkinder, zumal wenn ihnen Süssigkeiten auch noch als Belohnung oder zur Ablenkung gegeben werden. Der allgemeine Wohlstand in der westlichen Zivilisation bringt es leider mit sich, dass Süssigkeiten überall und in nahezu unbeschränktem Mass zur Verfügung stehen. Sie müssen deshalb notfalls zum Mittel der "künstlichen Verknappung" greifen. Zucker stellt in den ersten Jahren zudem eine Reizüberflutung dar, gerade wenn er noch in bunte Farben verpackt ist, wie das bei Süssigkeiten für Kinder regelmässig der Fall ist.
  • Unterhaltungselektronik: Noch fataler ist die Reizüberflutung durch Unterhaltungselektronik. Die Sinne von Kindern können richtiggehend zugedröhnt werden. Die Anziehungskraft von bewegten Bildern und Tönen auf Kinder ist zudem riesig. Wenn elektronische Geräte dann auch noch zur Ablenkung oder Vertröstung zum Einsatz kommen, ist die Gefahr gross, dass Kinder irgendwann nicht mehr ohne sein können und kaum mehr wissen, was sie mit sich allein anfangen sollen. Diese Form der Abhängigkeit ist natürlich der beste Nährboden für süchtiges Verhalten. Zu beachten ist zudem, dass die Gefahr nicht bloss in den Inhalten (wie zum Beispiel Gewaltdarstellungen, Rassismus oder Pornographie) liegt, denn davon können Sie Kinder zumindest in den ersten Jahren ja noch weitgehend schützen, sondern in elektronischen Medien an sich. Es hilft also gar nichts, wenn die Geräte angeblich kindgerecht sind, ganz im Gegenteil: Die Hemmschwelle für den Konsum wird einfach noch tiefer gesetzt, sodass dieses Argument geradezu kontraproduktiv wirkt!
  • Ersatzbefriedigung: Gewisse Verhaltensweisen der Eltern scheinen auf den ersten Blick harmlos, können aber bereits in den ersten Jahren im Kind Sehnsüchte provozieren, die später zu eigentlichem süchtigen Veralten führen. Das gilt vor allem für die Ersatzbefriedigung in Form von Vertröstungen oder Verharmlosungen von Kummer aller Art, wenn also das Kind nicht wirkliche getröstet wird. Ebenso heikel können mangelnde Herausforderungen sein, wenn dem Kind zum Beispiel zu viel an Anstrengungen abgenommen werden oder es auf eine negative Art verwöhnt wird. Es wird so um die Erfahrung von Grenzen gebracht, sodass es diese anderweitig wird suchen müssen.

Das Problem bei diesen Gefahren ist, dass sie selten als solche erkannt werden, da das süchtige Verhalten regelmässig erst viel später, typischerweise in der Phase der Pubertät auftritt, sodass der direkte Zusammenhang zu den beiden ersten, alles entscheidenden Phasen der Erziehung nicht mehr so offensichtlich ist.

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Exkurs: Kritik an der Politik

Die allgegenwärtige Verfügbarkeit von Drogen, legalen und illegalen, ist erschreckend, gerade für Eltern von Jugendlichen. Legitimiert wird diese hohe Verfügbarkeit meistens mit der Liberalisierung der Märkte, also wirtschaftlichen Argumenten. Es scheint, als ob die Gesetzgeber für den kurzfristigen Gewinn Schäden an der Gesellschaft in Kauf nehmen würden, die langfristig kaum mehr tragbar sind. Auch wenn der Umgang mit Drogen lernbar ist und reife Menschen mit einem gesunden Selbstvertrauen und einem freien Willen weit weniger suchtgefährdet sind, müsste sich die Gesellschaft bewusst sein, dass viel zu viele ihrer Mitglieder diese Reife eben gerade nicht haben, zumal die Wirtschaft alles unternimmt, um Konsumenten von ihren Produkten abhängig zu machen, also von süchtigem Verhalten profitiert. Der gleichzeitige Verweis auf die Eigenverantwortung des Menschen ist denn in diesem Zusammenhang geradezu zynisch.

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Weiterführende Themen

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Fragen und Feedback

Das "Zweimalzwei der Erziehung" ist zum Teil noch im Aufbau. Allfällige Fragen oder Feedback sind willkommen: Email


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