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<metadesc>Für Regeln sind die Eltern zunächst allein verantwortlich sind und zweitens müssen Regeln ausdrücklich abgemacht beziehungsweise vereinbart, oder doch zumindest von der Eltern vorgelebt, werden.</metadesc>
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Regeln sind für das Zusammenleben von Menschen essentiell: Jede Beziehung benötigt gewisse, mehr oder weniger bewusst vereinbarte, Regeln, nach denen sie gelebt werden soll. Das gilt für die Erziehung erst recht, allerdings mit dem entscheidenden Unterschied, dass
Regeln sind für das Zusammenleben von Menschen essentiell: Jede Beziehung benötigt gewisse, mehr oder weniger bewusst vereinbarte, Regeln, nach denen sie gelebt werden soll. Das gilt für die Erziehung erst recht, allerdings mit dem entscheidenden Unterschied, dass

Version vom 26. September 2019, 11:55 Uhr


Regeln sind für das Zusammenleben von Menschen essentiell: Jede Beziehung benötigt gewisse, mehr oder weniger bewusst vereinbarte, Regeln, nach denen sie gelebt werden soll. Das gilt für die Erziehung erst recht, allerdings mit dem entscheidenden Unterschied, dass

Das Kind kennt von Natur aus blosse Regelmässigkeiten, also eine Art Vorstufe zu eigentlichen Regeln. Diese Regelmässigkeiten sind fundamental in der Phase der Vertrauensbildung, also etwa in den beiden ersten Jahren, bevor das Kind seinen Willen entwickelt.

Abmachungen und Vereinbarungen müssen dem Kind hingegen erst gelehrt werden. Sie sind das weitaus wichtigste Instrument der Erziehungsarbeit, wenn es darum geht, dem Kind Grenzen zu setzen, wenn es seinen Willen zu entwickeln beginnt, das heisst ab etwa dem dritten Lebensjahr.

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Vertrauensbildung (bis etwa 2 Jahre)

Regeln entstehen häufig aus Regelmässigkeiten, das heisst Wiederholungen von alltäglichen Dingen wie Stillen, Essen, Schlafen. Je mehr Sie zusammen mit Ihrem Kind einen Rhythmus finden, desto mehr gewinnt Ihre Beziehung zum Kind an Vertrauen: Das Kind lernt zum Beispiel, dass es nach dem letzten Schoppen des Tages, wenn es den Schlafanzug schon angezogen hat, schlafen gehen kann, sich also keine Sorgen mehr machen muss und loslassen kann. Aus solchen Regelmässigkeiten schöpft das Kind Vertrauen in den Lauf der Dinge und wird sich irgendwann auch darauf verlassen können, dass es die ganze Nacht durchschlafen kann und erst am nächsten Morgen wieder Essen und Trinken verlangen.

Abmachungen

In der Vertrauensphase, also bevor das Kind seinen Willen entwickelt, können Sie Regeln schon aus den natürlichen Rhythmen ableiten (nach dem Stillen legen Sie das Kind zum Schlafen, nach dem Nachtessen waschen Sie ihm Hände und Gesicht usw.). Daraus können Sie dann nach und nach eigentliche Abmachungen treffen ("Wenn Du fertig gegessen hast, gehst Du Dich bereit machen, um ins Bett zu gehen."). Halten Sie sich möglichst konsequent an solche Abmachungen, sodass das Kind weiss, was, wann auf es zukommt. Diese Wiederholungen geben ihm Sicherheit und somit Vertrauen. Wenn das Kind eine solche Abmachung einmal vergisst, liegt es an Ihnen, es daran zu erinnern.

Je reifer das Kind ist, desto anspruchsvoller können Abmachungen sein ("Wenn Du nach dem Spielen aus dem Garten zurück kommst, klopfst Du zuerst die Schuhe aus."). Abmachungen sind noch einseitig, das heisst es liegt an Ihnen als Eltern, diese zu formulieren und dem Kind als Aufforderungen mitzuteilen (und nicht etwa als Frage oder Bitte: "Kannst Du bitte noch die Schuhe verräumen?"). Denken Sie daran, dass Kinder in diesem Alter volles Vertrauen in ihre Eltern haben und deshalb mit eindeutigen Aussagen bestens klar kommen. Eine Bitte oder eine Frage hingegen provoziert schon rein sprachlich die Möglichkeit, diese abzulehnen beziehungsweise zu verneinen. Vertrauen schaffen heisst aber in erster Linie "Ja" sagen, das "Nein!" folgt erst in der nächsten Phase, wenn das Kind beginnt seinen Willen zu entwickeln.

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Willensbildung (etwa 2 bis 4 Jahre)

Schon bald, das heisst spätestens mit der Willensbildung nach etwa zwei Jahren, geht es dann nicht mehr nur um Regelmässigkeiten, sondern darum, dass dem Kind mit Regeln auch Grenzen aufgezeigt werden: Tischmanieren und ähnliches sind dazu ein Musterbeispiel. Dabei ist es weniger wichtig, welche Anstandsregeln bei wem zur Anwendung kommen, als vielmehr dass diese konsequent umgesetzt werden. Konsequent heisst, dass die Regeln eingehalten werden. Dafür sind allein die Eltern verantwortlich, das heisst, es liegt an Ihnen, dass Sie erstens darauf achten, ob die Regel vom Kind (und erst recht von Ihnen!) eingehalten wird und dass Sie zweitens auch die Folgen der Nichteinhaltung umsetzen. Wenn Sie dem Kind zum Beispiel sagen, dass es ohne Essen vom Tisch muss, wenn es mit den Erbsen herumzuschmeissen beginnt, macht das nur Sinn, wenn Sie die Regel ohne Wenn und Aber umsetzen und bereit sind, die Konsequenzen (tobendes Kind und ähnliches) zu ertragen! Ansonsten sollten Sie eine solche Regel unbedingt sein lassen, da es ausgesprochen kontraproduktiv wirken würde, wenn das Kind merkt, dass Sie gar nicht bereit sind, diese auch einzuhalten.

Eine Gratwanderung können Ausnahmen von Regeln sein. Dabei geht es weniger darum, wie oft Sie nachgeben, sondern wie schnell: Wenn das Kind zum Beispiel ausnahmsweise länger als vereinbart bei der Tagesmutter bleiben will, sollten Sie wenigstens verlangen, dass es Ihnen den Wunsch begründet, sodass Sie auch spüren, dass es dem Kind etwas wert ist. Gerade im Alter, da Sie mit dem Kind Vereinbarungen treffen können, ist es entscheidend, dass Sie ihm die Gelegenheit geben, mitzuverhandeln. So wird sich das Kind viel einfacher an die Vereinbarung halten, weil es spürt, dass seine Anliegen auch ernst genommen werden.

Vereinbarungen

Regeln sind denn auch bestens geeignete Übungsfelder, um Kindern Verantwortung zu lehren, jedenfalls wenn Sie diese mit den Kindern gemeinsam vereinbaren. Das funktioniert natürlich erst, wenn das Kind den Sinn einer Regel auch verstehen kann. Ob es dazu bereits fähig ist, merken Sie zum Beispiel daran, dass es selbst Vereinbarungen vorschlägt oder nach dem "Warum" einer Regel fragt und diese nicht mehr einfach in blindem Vertrauen befolgt. Bestens dafür geeignet ist der Ämtchenplan für Küchenarbeiten: Es leuchtet Kindern sehr schnell ein, dass es erstens nötig ist, das Geschirr abzuwaschen und dass Sie zweitens nicht alles alleine machen wollen. Wenn die Kinder dann noch mitbestimmen dürfen, wer, wann, was zu erledigen hat, werden Sie auch das ohne grössere Probleme hinkriegen! Wie spontan Kinder bereit sind im Haushalt mitzuhelfen, hängt übrigens sehr davon ab, wie sie ihrerseits das Thema Helfen erlebt haben (wurde ihnen die Hilfe etwa aufgedrängt, war das kein positives Erlebnis und entsprechend negativ wird auch das Thema Mithelfen besetzt sein!).

Verzichten Sie darauf, Regeln einfach so spasseshalber aufstellen ("Wenn Du nicht sofort aufräumst, wird Dich der Nikolaus dann in den Sack stecken!"). Denn Ironie führt bei Kindern einzig zu Verwirrung, da sie Ihnen völlig vertrauen und Ihre Aussagen zunächst einmal wortwörtlich nehmen! In der Phase der Willensbildung ist einzig Klartext gefordert.

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Sozialisation bis Pubertät (etwa 4 bis 16 Jahre)

Mit dem Eintritt in die (Vor)Schule sollte das Kind so reif sein, dass es die dortigen Regeln ohne weiteres respektieren kann. Lehrpersonen, Trainer und andere Autoritätspersonen sollten darauf aufbauen können, dass die ihnen anvertrauten Kinder grundsätzlich erzogen wurden. Ihre Hauptrolle sollte sich auf die Vermittlung von Wissen und Fertigkeiten konzentrieren können und nicht auf die (Nach)Erziehung.

Idealerweise würden aber auch Schulregeln gemeinsam von Schülern und Lehrern aufgestellt und umgesetzt. Dazu sind Kinder im gleichen Masse fähig, wie sie schon zu Hause gelernt haben sollten, zusammen mit den Eltern Regeln zu vereinbaren (zum Beispiel zum Thema Taschengeld). Die Schulen hätten es im übrigen dadurch um ein Vielfaches einfacher, wenn es um die Einhaltung der Regeln geht und die Schüler hätten zum Beispiel im Deutschunterricht ganz nebenbei auch noch etwas Praktisches gelernt (siehe auch den Exkurs: Kritik an der Schule).

Mit der Pubertät ist schliesslich auch die Zeit gekommen, da Regeln, wie auch überhaupt alles andere, von Jugendlichen äusserst extensiv hinterfragt werden. Wenn die Jugendlichen bis dahin beim Erstellen dieser Regeln noch nicht miteinbezogen wurden und dementsprechend auch noch nicht gelernt haben diese zu verantworten, kann es sehr schnell zu offener Konfrontation kommen. Als Eltern müssen Sie sich dieser Konfrontation trotzdem, ja sogar erst recht stellen, ansonsten Sie den Kontakt zum Jugendlichen sehr schnell verlieren können. Denn in diesem Alter ist es Kindern, die sie eben nicht mehr sind, ein Leichtes, sich Ihnen und Ihren Regeln zu entziehen. Das wiederum kann aber ebenso schnell gefährlich werden, da Jugendliche, die sich auf diese Weise von ihren Eltern distanzieren müssen, regelmässig zu Überreaktionen neigen und so allzu schnell Gefahren eingehen, die sie bereuen könnten. Sie tun deshalb gut daran, dass Sie das Thema Regeln schon in den ersten, entscheidenden Jahren angehen, sodass Sie die Phase der Loslösung, um die es in der Pubertät unter anderem geht, mehr oder weniger gelassen angehen können!

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Spielregeln

Vorgegebene Spielregeln

Sobald das Kind eine gewisse Reife erlangt hat, wird es auch bei Spielen mitmachen können, die nach klar festgelegten Regeln gespielt werden sollen. Selbstverständlich müssen diese Spiele mitsamt den Regeln altersgerecht sein. Und beim ersten Mal dürfen Sie auch mal "ein Auge zudrücken". Denn selbst wenn das Kind die von Ihnen zuvor erklärten Regeln verstehen kann, ist es immer noch eine gewisse Herausforderung, da die Regeln ja erst bei bestimmten Spielsituationen, also in der Zukunft, zur Anwendung kommen, das Kind aber noch voll im Hier und Jetzt lebt. Kommt hinzu, dass die Spielregeln ja nicht etwa gemeinsam vereinbart wurden, sondern vorgegeben sind. Es wird also am Anfang ein gewisser Seiltanz für Sie sein, denn einerseits müssen Sie Regeln konsequent durchsetzen, andererseits müssen Sie

  • erstens dem Kind Zeit geben die Regeln zu verstehen und es
  • zweitens zuerst erfahren lassen, wie es ist, wenn die Regel auch tatsächlich zur Anwendung kommt.

Grundsätzlich sollten Sie eher zu streng als zu nachgiebig sein und das Kind allenfalls trösten, wenn es traurig ist, weil es von einer Regel ungünstig und womöglich noch überraschend getroffen wird. Es kann aber auch mit Wut reagieren, sodass Sie ihm Zeit für eine Versöhnung geben müssen. Wenn Sie mit mehreren Kindern unterschiedlichen Alters zusammen spielen, stellt sich die Frage, inwiefern für die jüngeren noch gewisse Ausnahmen gelten sollen, wogegen dann häufig die älteren zu protestieren beginnen. Je nach Konstellation und Reife der Kinder können Sie in solchen Fällen zum Beispiel die älteren Kinder bei den Ausnahmen mitbestimmen lassen. Damit zeigen Sie den Älteren, dass Sie auch etwas davon haben, dass sie schon reifer sind, indem sie Verantwortung übernehmen dürfen.

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Von Kindern aufgestellte Spielregeln

Sehr viel einfacher ist es, wenn die Kinder unter sich selbst Regeln beim Spielen aufstellen. Das machen sie von sich aus, indem sie ganz einfach ihre Eltern nachahmen. Überlassen Sie die Verantwortung den Kindern und beobachten Sie höchstens unauffällig von der Ferne. Eingreifen müssen Sie bloss, wenn ein Kind derart benachteiligt wird, dass es zum Beispiel zu schreien beginnt. Vertrauen Sie aber zunächst einmal, dass sich Kinder selbst ganz gut zu wehren wissen und dass ihnen am gemeinsamen Spiel in der Regel genügend gelegen ist, um schon aus eigenem Interesse faire Regeln aufzustellen.

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Unsinnige Regeln

Je früher Sie beginnen, die Regeln, die in Ihrer Familie gelten sollen, gemeinsam mit den Kinder zu erarbeiten, desto schneller werden Sie auch auf Regeln stossen, bei denen Sie beim besten Willen nicht begründen können, welchen Sinn diese eigentlich machen! Gerade Anstandsregeln oder Tischmanieren sind voll von Merkwürdigkeiten, die von Kindern gnadenlos aufgedeckt werden. Überlegen Sie sich also gut, was Sie antworten, wenn Sie zum Beispiel vom Kind gefragt werden, weshalb es das Messer nicht abschlecken darf, die Gabel aber schon! Denn an der Gefahr, sich in die Zunge zu schneiden, kann es in der Regel nicht liegen, ist doch die Gabel mit ihren Zinken meist sehr viel spitzer und somit gefährlicher. Sie werden staunen, wie viele Regeln von Erwachsenen aus lauter Gewohnheit befolgt werden, die einer näheren Prüfung nicht wirklich standhalten können. Die Fragen der Kinder bieten eine wunderbare Gelegenheit zum überdenken von überlieferten Vorstellungen von "was man macht und was nicht"!

Immerhin muss aber betont werden, dass unsinnigen, aber konsequent eingehaltenen Regeln besser umgehen können als mit einem Umfeld, in dem gar keine Regeln gelten oder bloss mit Konsequenzen gedroht wird, die nicht eingehalten werden. Denn Kinder müssen sich zumindest in den ersten Jahren auf ihre Eltern als Vorbilder verlassen können, ansonsten sie den Halt verlieren.

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Unterschiedliche Regeln

Eltern befürchten häufig, dass sie Probleme bekämen, wenn das Kind, nachdem es zum Beispiel bei den Grosseltern andere Regeln erfahren hat, wieder zurück kommt. Diese Angst ist unbegründet, denn für Kinder ist es eine fundamentale Erfahrung, dass es unterschiedliche Regeln gibt: Denken Sie bloss an die unterschiedlichen Rollen von Vater und Mutter während der Schwangerschaft und der Geburt und der (ersten) Zeit danach: Während das Kind zum Beispiel von der Mutter gestillt wird, wird es vom Vater gewickelt. Wichtig ist einzig, dass Sie ihm sagen, wo was gilt und ihm erklären weshalb, wenn es danach fragt.

Ähnliches gilt auch bei Geschwistern, wo gewisse Regeln vom Alter des Kindes abhängen (oder gar von der Erfahrung der Eltern!). Regeln dürfen sich durchaus entwickeln, allerdings sollte für das Kind eine Art roter Faden erkennbar sein. Wenn Sie zum Beispiel dem Kind Ihr Mobiltelefon immer dann zum spielen überlassen, wenn Sie selbst in Ruhe ein Fussballspiel sehen wollen und es ihm bei anderer Gelegenheit mit der (an sich sinnvollen) Begründung verweigern, dass ihm das nicht gut tue, ist die Regel aus der Sicht des Kindes natürlich nicht mehr plausibel (was es zudem auch noch sehr schnell durchschauen wird!).

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Regeln und Gehorchen

Eines der grössten Missverständnisse in der Erziehung ist die Meinung, dass Kinder lernen müssten zu gehorchen. Das Ziel der Erziehung sollte aber gerade nicht Gehorsam sein, sondern Selbständigkeit. Dazu braucht es einen freien Willen, also ziemlich genau das Gegenteil. Allerdings bedeutet ein freier Wille nicht, dass man einfach ohne Rücksicht auf die Umwelt tun und lassen kann, wozu man gerade Lust und Laune hat, sondern dass der Mensch die Freiheit verantwortungsvoll nutzen kann.

Um diese Freiheit erreichen zu können, muss der Wille des Kindes zuerst gewissermassen kultiviert werden. Dafür braucht das Kind Eltern, die ihm Grenzen setzen. Wenn das Kind zum Beispiel das Spielzeug vor dem Essen nicht verräumen will, obwohl das bei Ihnen als Regel so gilt, können Sie das Kind vor die Wahl (!) stellen: Spielzeug verräumen und essen oder Spielzeug liegen lassen und auf das Essen solange warten, bis die Forderung erfüllt ist. Das geht vollkommen ohne Zwang (es wäre zudem äusserst kontraproduktiv, wenn Sie zum Beispiel das Kind mitsamt dem Spielzeug in sein Zimmer schleifen wollten!). Gut möglich, dass es aber beim ersten Mal nur mit Toben geht, denn wenn das Kind mit seinem frisch erwachten Willen an eine Grenze stösst, ist es ganz natürlich, dass es mit Wut oder Trauer reagiert.

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Regeln und Freiheit

Ein grosses Missverständnis vieler Menschen ist schliesslich die Meinung, dass Freiheit bedeutet, ohne Regeln leben zu können (was regelmässig in Egoismus mündet und früher oder später ebenso regelmässig in diktatorischen Systemen). Anarchische Gedankenspiele faszinieren aber gerade Jugendliche häufig sehr stark. Dabei geht es meist weniger um eine politische Motivation als vielmehr um das Aufbegehren gegenüber den Eltern beziehungsweise der elterlichen Generation, die als Herrschaft wahrgenommen wird.

Das ist völlig normal und als Eltern sollten Sie gelassen genug reagieren, um solche "Anwandlungen" unter dem Licht des Strebens nach Autonomie beurteilen zu können. Und zwar gleich aus zweierlei Gründen:

  • Wenn Sie damals gelernt hatten, dem Kind beziehungsweise dessen Willen konsequent Grenzen zu setzen, hatte der Jugendliche Regeln für das Zusammenleben entsprechend positiv erfahren. Oder anders gesagt: Die Hörner hat er schon als Kind, nämlich während der Autonomiephase ab etwa dem dritten Lebensjahr, abgestossen. Entsprechend einfacher geht geht die Loslösung während der Pubertät, zumal dann nicht mehr Sie als Eltern, sondern die Kolleginnen und Kollegen "Sparringspartner" sein sollten.
  • Wenn Sie den Bestrebungen nach Autonomie mit Gewalt entgegenzuhalten versuchen, werden Sie genau das Gegenteil erreichen: Der Jugendliche fühlt sich rundum darin bestätigt, dass Sie bloss Ihre Macht missbrauchen und er sich dagegen wehren muss!

Den Umgang mit der Freiheit müssen Jugendliche in erster Linie selbst lernen. Wenn Sie zum Beispiel Ihre Tochter oder Ihren Sohn alleine in den Ausgang gehen lassen, müssen diese ihr eigenem Gespür folgen können, um herauszufinden welche Umgebung ihnen gut tut und welche sie besser meiden.

Freiheit bedeutet also einerseits, dass der Mensch sein Potential voll entfalten kann, andererseits aber auch seine Umwelt und nicht zuletzt seine eigenen Grenzen respektieren kann. Es geht also mehr um eine innere Freiheit und weniger um Macht (beziehungsweise Machtmissbrauch), materiellen Reichtum oder Ruhm und der dergleichen.

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Weiterführende Themen

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Übergeordnetes Thema

Willensbildung (zweite Phase der Erziehung)

Fragen und Feedback

Das "Zweimalzwei der Erziehung" ist zum Teil noch im Aufbau. Allfällige Fragen oder Feedback sind willkommen: Email

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