Selbständigkeit

Aus 2 x 2 der Erziehung
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Das Ziel jeder Erziehungsarbeit sollte sein, dass das Kind selbständig wird. Wobei selbständig nicht bloss heisst ohne Unterstützung von den Eltern leben zu können. Selbständig heisst vielmehr, > verantwortungsvoll der > Freiheit umzugehen. Das ist natürlich ein sehr hohes Ziel und bedeutet, abhängig von den eigenen Ansprüchen, eine lebenslange Aufgabe auch des Kindes selbst, also jedes Erwachsenen.

Selbständige Menschen zeichnen sich insbesondere dadurch aus, dass sie ihre > Fähigkeiten und Möglichkeiten kennen und diese sowohl für sich als auch für ihre Mitmenschen sinnvoll und nützlich einsetzen können. Diese Eigenschaft ist schliesslich auch eine der wichtigsten Voraussetzungen für die > Beziehungsfähigkeit. Wenn Sie Ihre Kinder zu selbständigen Menschen erziehen, tun Sie nicht bloss diesen selbst, sondern insbesondere auch den Partnern Ihrer Kinder, einen grossen Gefallen!

Demgegenüber brauchen Kinder, die nicht gelernt haben selbständig zu leben, dauernd irgendeinen „Elternersatz“ , auch wenn sie eigentlich längst erwachsen sind. Typische Erscheinungen in diesem Zusammenhang sind ewige Studenten, nicht enden wollende Therapien, > Gurus, Heldenverehrung, > Machos ebenso wie > Zicken und weitere mehr oder weniger „traurige Gestalten der Menschheit“.

Selbständigkeit ist nicht etwa etwas, das einem am Tag der Volljährigkeit verleihen wird, sondern sollten Sie als Eltern vom ersten Tag an zum Ziel haben. Das beginnt schon, wenn das Kind die Mutterbrust sucht. Vertrauen Sie dem Kind, dass es an Ihrer Brust trinkt, bis es gestillt ist! Vertrauen Sie ihm, dass es nach allem verlangt, was es braucht und so lange danach verlangt, bis es genug davon hat. Die einzige Schwierigkeit dabei ist, dass Sie anfangs noch Mühe haben, die Bedürfnisse des Kindes richtig zu verstehen. Das ist aber nicht etwa eine Schwäche des Kindes, sondern eine Aufgabe, die Sie als Eltern zu lösen haben.

Wann ein Kind etwas selbständig tun kann oder nicht, können Sie nicht planen. Denn jedes Kind ist in seinen Fähigkeiten ganz individuell, dh. Einmalig, und hat deshalb seinen ganz eignen Plan, wann etwas an der Zeit ist zu lernen (Sie können diesen Plan des Lebens auch > Schicksal nennen, wenn Ihnen diese Vorstellung näher liegt). Entscheidend ist hingegen, dass Sie als Eltern das Kind sich selbständig entwickeln lassen und es ihm überlassen, wann es Lust hat, laufen zu lernen oder Bauklötze zu zählen oder was auch immer. Bei allem, was Ihr Kind also versucht zu tun, lassen Sie es zuerst > selbst > ausprobieren: Sie werden staunen, welche unglaublichen Lernfähigkeiten Kinder entwickeln. Und sie tun es immer ganz allein und mit grösster > Freude, > Aufmerksamkeit und > Geduld!

Es gibt eine einzige Ausnahme, wo Sie Ihrem Kind helfen dürfen und sollen, nämlich dann, wenn es von sich aus Hilfe verlangt. Solange es noch nicht sprechen kann, müssen Sie sich dabei natürlich vor allem auf Ihr > Gefühl verlassen. Trotzdem sollten Sie es von Beginn an immer fragen, ob Sie ihm helfen sollen: Sie werden nämlich sehr schnell merken, dass Kinder diese Frage auch schon ohne Worte, zum Beispiel durch ein Lächeln oder durch eine > Gestik, beantworten können!

Die Idee der selbständigen Entwicklung sollte zumindest während den ersten vier Jahren ohne Einschränkung gelten, dh. also während der für die Erziehung entscheidenden Zeit. Danach, dh. in der Regel mit dem Eintritt in die Vorschule (oder ähnlichem), wird diesem Prinzip häufig das Erfordernis eines mehr oder wenigen „allgemein gültigen > Lernplans“ entgegenstehen. Das Kind soll dann vielleicht feine Scherenschnitte basteln, obwohl es viel lieber mit einem schweren Hammer Nägel einschlagen würde. Wie freiheitlich bzw. individuell diese Lernumgebung sein soll, ist natürlich auch eine Frage der persönlichen Einstellung der Eltern. Allgemein darf aber gesagt werden, dass solche Einschränkungen für ein > reifes Kind grundsätzlich kein Problem darstellen. Reif heisst in diesem Zusammenhang, dass das Kind genügend > Selbstvertrauen hat, um mit > Grenzen umgehen zu können. Das Kind entwickelt in diesem Alter zudem ein grundsätzliches Bedürfnis nach einer gewissen > gesellschaftlichen Anerkennung, dh. es ist ihm in der Regel wichtiger, mit seinen gewohnten Spielkameraden zusammen sein zu können, als sich an einem ihm fremden Ort vollkommen individuell entwickeln zu können.

Weiterführende Themen

Fähigkeiten

  • Vertrauen
  • Freiheit
  • Vorbilder
  • Selbst tun
  • Helfen
  • Lernen