Verstand des Kindes

Aus 2 x 2 der Erziehung
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ARTIKEL IM AUFBAU / IN ÜBERARBEITUNG!




Verstand wird im "Zweimalzwei der Erziehung" als die Fähigkeit bezeichnet, Zusammenhänge zwischen Ursache und Wirkung gedanklich und sprachlich nachvollziehen zu können. Das setzt sowohl ein minimales Abstraktionsvermögen als auch eine gewisse Vorstellung von Vergangenheit und Zukunft voraus. Der Verstand in diesem Sinne bildet sich erst allmählich aus, stark beschleunigt in der Phase der Willensbildung, also ab etwa dem dritten Lebensjahr.

Hingegen verfügt das Kind schon von Geburt an über ein sehr feines Gespür. Für gute Entscheidungen sind beide Funktionen gleich wichtig und decken sich idealerweise, sodass von Vernunft gesprochen werden kann. Zur Entwicklung dieses Gleichgewichts können die Eltern einiges beitragen.

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Vertrauensbildung (bis etwa 2 Jahre)

Die Phase der Vertrauensbildung ist in erster Linie durch das Gespür des Kindes geprägt. Kinder vertrauen ganz einfach ihren Eltern, ja überhaupt dem Leben, und halten alles für richtig und gut, so wie es gerade läuft, ohne zu hinterfragen, aus welchem Grund oder mit welcher Absicht etwas geschieht. Anders gesagt: sie leben noch voll und ganz im Hier und Jetzt, ohne sich die geringsten Sorgen um das Morgen zu machen oder in irgendeiner Weise dem Gestern nachzutrauern:

Regelmässigkeiten

Einfache, sich oft wiederholende Regelmässigkeiten, wie zum Beispiel der Wechsel zwischen Tag und Nacht, verstehen Kinder sehr schnell, zumal wenn die Vorgänge noch mit dem eigenen Erleben, insbesondere dem Schlaf- und Essrhythmus, übereinstimmen. Nutzen Sie dieses Verständnis, indem Sie zum Beispiel dem Säugling das Stillen immer mit den gleichen Worten ankündigen. Solche Erklärungen bestätigen das Vertrauen des Kindes in den Lauf der Dinge und des Lebens. Und irgendwann werden Sie staunen, dass das Kind Ihnen "erklärt", dass jetzt wieder das oder jenes an der Reihe sei, worauf Sie es wieder bestätigen, sodass es sich über seine Erkenntnis freuen kann. Auf diese Weise entstehen für die Entwicklung wichtige Aufwärtsspiralen (auch "positive Rückkopplungen" genannt).

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Körperlichkeit

Kinder erleben die Welt zunächst vor allem körperlich, weshalb sie eben tatsächlich "mit den Händen sehen" müssen. Auch die Verlässlichkeit der Eltern müssen sie spüren, indem sie immer wieder mal in die Arme genommen werden wollen. Mündliche Zusicherungen allein genügen ihnen noch nicht. Das gilt gerade auch in der Phase der Willensbildung: Herausforderungen und Grenzen muss das Kind förmlich spüren. Lassen Sie es deshalb zum Beispiel so viel herumklettern, wie es mag, es wird selbst merken, wann es genug ist oder ihm zu gefährlich wird.

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Humor und Ironie

(Text folgt)

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Willensbildung (etwa 2 bis 4 Jahre)

Wenn das Kind beginnt seinen Willen zu entwickeln, in der Regel etwa im dritten Lebensjahr, will es plötzlich den Grund dafür wissen, weshalb etwas so ist, wie es ist, oder wie Sie es ihm schildern. Es beginnt die typische Phase der "Warum-Fragen". Mit der Frage nach dem Grund will es den Zusammenhang zwischen Ursache und Wirkung verstehen. Das ist der Beginn des Verstandes. Bezeichnenderweise glaubt es Ihnen nun auch nicht mehr einfach alles, sondern beginnt Ihre Vorschläge und Aufforderungen plötzlich zu hinterfragen oder Ihnen gar Widerstand zu leisten. Zweifel ist wohl das wichtigste Werkzeug, um den Verstand zu schleifen. Das sind Zeichen seiner gesunden Entwicklung! Als Eltern müssen Sie nun lernen, auch mit dem "Nein!" des Kindes umzugehen und allenfalls angemessen auf sein Toben zu reagieren. Diese Phase ist übrigens durch eine enorme hohe Lernfähigkeit geprägt, sodass Eltern manchmal gar den Eindruck erhalten, ihr Kind müsse wohl hochbegabt sein. Interessanterweise vergessen Kinder aber ein Grossteil des so Gelernten sehr schnell wieder, wenn sie es nicht gerade für ihr tägliches Leben benötigen.

Abstraktionen

Kinder leben während den ersten Jahren noch im Konkreten, das heisst, sie können noch nicht von ihrem individuellen Erleben auf allgemeine Regeln schliessen. Das zeigt sich vor allem bei der Sprachentwicklung, wenn das Kind zum Beispiel zwischen "Ich" und "Du" unterscheiden soll, oder später gar das Konzept von "Links" und "Rechts" zu verstehen sucht. Sie brauchen ihm gar nichts zu erklären versuchen, denn alle Ihre Erklärungen sind viel zu abstrakt für das Kind. Wiederholen Sie dafür immer wieder zum Beispiel beim Schuhe anlegen, welches der rechte beziehungsweise linke Fuss ist und bestätigen Sie das Kind, wenn es irgendwann selbst die richtige Seite erkannt hat. Später wird es zudem von alleine verstehen, dass "Links" und "Rechts" vom Standpunkt der Betrachtung abhängt. Sprechen Sie in einfachen Worten, verzichten Sie aber auf vermeintliche sprachliche Vereinfachungen wie zum Beispiel die Wir-Form, wenn es um das Kind allein geht ("Jetzt essen wir noch den Brei."). Lassen Sie das Kind einfach durch seine eigene Beobachtung und Nachahmung selbst erfahren, was wann am besten passt.

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Unmittelbarkeit

Kinder können zunächst nur das wahrnehmen, was sich in ihrem unmittelbaren Erleben abspielt. Darin liegt denn auch der Grund für den Überraschungseffekt beim Verstecken spielen: verstecken Sie sich hinter etwas, sind Sie für das Kind ganz weg und es staunt zunächst einmal, dass Sie plötzlich wieder auftauchen. Das Spiel kann denn auch das Vertrauen zu stärken, indem das Kind immer wieder erlebt, dass es sich auf Ihre Rückkehr und überhaupt auf Sie verlassen kann.

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Relativierungen und Differenzierungen

Für Kinder gibt es in den ersten Jahren bloss "alles oder nichts", "gut oder böse", Grauzonen sind ihnen noch fremd. Dementsprechend sollte Ihre Antwort auch immer "Ja" oder "Nein!" lauten, alles andere wäre anfangs eine Überforderung. Erst wenn das Kind reif genug ist, das heisst zum Beispiel von sich aus Regeln einhalten kann, können Sie beginnen, mit ihm über die Feinheiten des Zusammenlebens zu sprechen. Dazu gehören insbesondere Anstandsregeln, mit denen das Kind zuvor noch überfordert wäre, beziehungsweise die es bestenfalls mechanisch nachplappert, ohne den geringsten Sinn darin erkennen zu können (abgesehen davon, dass es vielleicht nach jedem "Dankeschön" von Ihnen Zustimmung erhält).

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Sprachverständnis

Sprechen Sie mit Ihrem Kind in einfachen Worten und schauen Sie es dabei an. Warten Sie nach jedem Satz und versichern Sie sich, ob das Kind verstanden hat und Ihnen antworten möchte (es braucht dazu anfangs sehr viel länger als Sie!). Die Sprache ist zunächst bloss ein zusätzlicher Kanal der Verständigung, nebst der Mimik und Gestik. Für Sie als Eltern mag es eine grosse Erleichterung sein, dass sich das Kind nun "endlich verständlich ausdrücken" kann, für das Kind hingegen ändert sich nicht so viel: es vertraute schon seit seiner Geburt, dass es verstanden wird!

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Erkennen von (künstlichen) Gefahren

Kinder haben grundsätzlich schon von Natur aus ein sehr gutes Gespür für natürliche Gefahren, hingegen sind sie mit künstlichen Gefahren, wie zum Beispiel dem Strassenverkehr, überfordert, können sie doch weder Distanzen noch Geschwindigkeiten nur annähernd richtig einschätzen. Zudem sind künstliche Gefahren meistens versteckt und sind häufig weder durch Lärm noch Gestank zu erkennen. Es ist deshalb entscheidend, dass sich das Kind auf Ihre Warnungen verlassen kann. Für dieses Vertrauensverhältnis sind Sie als Eltern verantwortlich. Sagen Sie deshalb zum Beispiel jedes Mal, wenn Sie mit ihm die Strasse queren, auf was Sie genau achten. So wird es mit der Zeit die Regelmässigkeit erkennen und irgendwann seinerseits Ihnen "erklären", wann die Situation sicher ist. Das bedeutet zwar noch lange nicht, dass es die Gefahr richtig einschätzen könnte, es zeigt einzig, dass es sich auf Ihre Regeln verlässt, was zumindest ein Mindestmass an Sicherheit schafft, wenn es später allein unterwegs ist.

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Sozialisation bis Pubertät (etwa 4 bis 16 Jahre)

Mit dem Eintritt in die (Vor)Schule beginnt die lange Phase des Wissenserwerbs und damit auch die eigene Meinungsbildung. Kinder sind nun nicht mehr allein auf das Wissen, die Erfahrung und die Meinung der Eltern angewiesen, sondern lernen Alternativen kennen. Das tut einerseits den Kindern gut und ist andererseits für Sie als Eltern eine grosse Entlastung. Nehmen Sie allfälligen Diskussionen, die sich daraus ergeben, an. Bleiben Sie aber nicht ausschliesslich auf der Verstandesebene, sondern fragen Sie zum Beispiel, wie sich diese oder ehe Ansicht anfühlt. So wird das Kind an sein Gespür erinnert und kann besser abwägen, was für es stimmt.

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Verstand und Gespür

Während das Kind bereits bei seiner Geburt ein Gespür hat, muss es den Verstand erst noch entwickeln. Für gute Entscheidungen sind aber beide Funktionen gleich wichtig und im Idealfall decken sich die gefühlsmässigen Empfindungen des Menschen mit seinen verstandesmässigen Überlegungen. Eltern können zu diesem Gleichgewicht sehr viel beitragen, wenn sie einerseits nach den Gefühlen des Kindes fragen und andererseits das Kind möglichst viele Erfahrungen selbst machen lassen. So kann das Kind lernen, beide Funktionen zu gebrauchen und muss sich später nicht mit der Frage quälen, ob es "eher auf den Bauch oder eher auf den Kopf hören" soll. Denn Verstand und Gespür sollten keine Gegenspieler sein, sonder möglichst harmonisch zusammenspielen.

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Weiterführende Themen

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Übergeordnetes Thema

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Fragen und Feedback

Das "Zweimalzwei der Erziehung" ist zum Teil noch im Aufbau. Allfällige Fragen oder Feedback sind willkommen: Email


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