Verwöhnen: Unterschied zwischen den Versionen

Aus 2 x 2 der Erziehung
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Keine Bearbeitungszusammenfassung
Keine Bearbeitungszusammenfassung
Zeile 20: Zeile 20:
* zu viele organisierte [[Freizeit|Freizeitaktivitäten]]
* zu viele organisierte [[Freizeit|Freizeitaktivitäten]]
* und überhaupt um [[Reizüberflutung]].
* und überhaupt um [[Reizüberflutung]].
Überfluss wirkt auf Kinder lähmend, denn sie verlieren die [[Motivation]], etwas erreichen zu wollen. Im Extremfall hat das Kind nicht einmal mehr Wünsche, weil es schon alles hat. Gegen Überfluss hilft nur das Mittel der [[Künstliche Verknappung|"künstlichen Verknappung"]]. Das heisst als Eltern müssen Sie eine [[Grenzen|Grenze]] setzen. Bieten Sie zum Beispiel dem Kind erstens nur zu den [[Essrhythmus|regelmässigen Essenzeiten]] Essen an und respektieren Sie zweitens, wenn das Kind keinen Appetit hat. Füllen Sie den Teller auch nur so, dass Sie davon ausgehen können, dass es alles aufessen mag und von sich aus nach mehr verlangen kann. Süssigkeiten sollten Sie zudem in den beiden ersten Jahren ganz vermeiden, da Zucker (auch künstlicher!) in diesem Alter schlicht zu einer Reizüberflutung führt. Und auch später sollten Süssigkeiten die Ausnahme sein und nicht die Regel.  
Überfluss wirkt auf Kinder lähmend, denn sie verlieren die [[Motivation]], etwas [[selbst tun|selbst zu tun]] und erreichen zu wollen. Im Extremfall hat das Kind nicht einmal mehr Wünsche, weil es schon alles hat. Gegen Überfluss hilft nur das Mittel der [[Künstliche Verknappung|"künstlichen Verknappung"]]. Das heisst als Eltern müssen Sie eine [[Grenzen|Grenze]] setzen. Bieten Sie zum Beispiel dem Kind erstens nur zu den [[Essrhythmus|regelmässigen Essenzeiten]] Essen an und respektieren Sie zweitens, wenn das Kind keinen Appetit hat. Füllen Sie den Teller auch nur so, dass Sie davon ausgehen können, dass es alles aufessen mag und von sich aus nach mehr verlangen kann. Süssigkeiten sollten Sie zudem in den beiden ersten Jahren ganz vermeiden, da Zucker (auch künstlicher!) in diesem Alter schlicht zu einer Reizüberflutung führt. Und auch später sollten Süssigkeiten die Ausnahme sein und nicht die Regel.  


==Verwöhnen und Wünsche==
==Verwöhnen und Wünsche==

Version vom 21. November 2017, 18:29 Uhr

Verwöhnen bedeutet, dass Eltern für ihr Kind übermässig Gutes tun. Übermässig kann sowohl positiv als auch negativ sein, denn es kann einerseits mehr sein als erwartet oder gefordert (positiv), es kann aber auch schlicht zu viel sein (negativ). Der Unterschied ist gerade in der Erziehung besonders wichtig:

Verwöhnen und Selbständigkeit

Das Ziel der Erziehung sollte gemäss diesem Wiki Selbständigkeit sein. Dieses Ziel sollten Sie als Eltern schon von Anfang im Auge behalten. Es beginnt damit, dass das Neugeborene schon bald die Mutterbrust selbst findet, wenn es gestillt werden will. Das Streben nach Selbständigkeit ist denn auch schon Teil des Lebenswillens des Kindes. Lassen Sie das Kind deshalb immer alles selbst machen, was es selbst zu tun beabsichtigt. Gerade am Anfang müssen Sie lernen, besonders lange warten zu können und sich in Geduld üben. Wenn Sie helfen wollen, fragen Sie das Kind immer zuerst. Sie können sich das durchaus schon vom ersten Tag an angewöhnen, auch wenn es anfangs bloss nach einer Formalität aussehen mag. Denken Sie einfach daran, dass das Kleinkind zwar noch völlig auf Sie angewiesen ist, dass es aber schon mit der Geburt zusammen mit der Mutter eine riesige Leistung vollbracht hat und voller Energie und Tatendrang ist. Es will unbedingt, alle seine Fähigkeiten, die in ihm schlummern, entwickeln. Ermuntern Sie das Kind also immer wieder, etwas selbst auszuprobieren.

Wenn Sie dem Kind hingegen in den ersten Jahren Dinge abnehmen, die es selbst könnte, würden Sie es in einem negativen Sinn verwöhnen, was sehr kontraproduktiv wäre: Das Kind wird nämlich sehr schnell lernen, dass es einfach warten kann, bis Sie ihm zum Beispiel die Jacke ausziehen (und womöglich noch verräumen), den heruntergefallenen Löffel aufhaben, obwohl es das alles schon selbst könnte. Und irgendwann wird das Kind resignieren und bequem werden, weil es seine Fähigkeiten, die es eigentlich von Natur aus hätte, nicht einsetzen kann. Wenn Sie hingegen das Kind konsequent alles selbst machen lassen, wozu es Lust hat, kann es sich an seinen Erfolgen erfreuen und gewinnt an Selbstvertrauen. Lassen Sie das Kind also zum Beispiel das Butterbrot selbst streichen, wenn es mag - und nehmen Sie anfangs ein paar verschmierte Finger in Kauf!

Verwöhnen und Grundbedürfnisse

In den beiden ersten Jahren hat das Kind noch keine Wünsche, sondern ausschliesslich Grundbedürfnisse. Diese sollten Sie als Eltern möglichst immer und sofort befriedigen. Denn damit bestätigen Sie das Vertrauen, das das Kind in Sie hat und es kann seinerseits Selbstvertrauen entwickeln. In dieser Phase gibt es kein Verwöhnen, jedenfalls nicht im negativen Sinn. Sie dürfen, ja sollen, dem Kind möglichst alles geben, was es verlangt und wonach es Lust hat: Nehmen Sie das Kind also hoch, wenn es gehalten werden will und lassen Sie es so lange schlafen, wie es schläft (die einzige Grenze sind Ihre eigenen Kräfte und Bedürfnisse). Diese Phase endet mit der Willensbildung (in der Regel etwa im dritten Lebensjahr).

Verwöhnen und Überfluss

Der Wohlstand, den wir uns in der westlichen Zivilisation üblicherweise gewohnt sind, hat für Kinder nicht nur Vorteile. Denn Kinder sind mit Überfluss schlicht überfordert. In den ersten Jahren geht es dabei vor allem um

aber auch um

Überfluss wirkt auf Kinder lähmend, denn sie verlieren die Motivation, etwas selbst zu tun und erreichen zu wollen. Im Extremfall hat das Kind nicht einmal mehr Wünsche, weil es schon alles hat. Gegen Überfluss hilft nur das Mittel der "künstlichen Verknappung". Das heisst als Eltern müssen Sie eine Grenze setzen. Bieten Sie zum Beispiel dem Kind erstens nur zu den regelmässigen Essenzeiten Essen an und respektieren Sie zweitens, wenn das Kind keinen Appetit hat. Füllen Sie den Teller auch nur so, dass Sie davon ausgehen können, dass es alles aufessen mag und von sich aus nach mehr verlangen kann. Süssigkeiten sollten Sie zudem in den beiden ersten Jahren ganz vermeiden, da Zucker (auch künstlicher!) in diesem Alter schlicht zu einer Reizüberflutung führt. Und auch später sollten Süssigkeiten die Ausnahme sein und nicht die Regel.

Verwöhnen und Wünsche

Wenn das Kind seinen Willen zu entwickeln beginnt, braucht es Grenzen. Das ist ziemlich genau das Gegenteil von verwöhnt werden: Das Kind muss spüren, dass es auch noch Bedürfnisse anderer Menschen gibt, die seiner Entfaltung entgegenstehen können. Wenn der Sohn zum Beispiel plötzlich die Blumen aus des Nachbarn Garten auszureissen beginnt, muss Ihre Antwort darauf "Nein!" lauten. Wenn Sie das hingegen einfach dulden würden und zum Beispiel noch mehr Blumen zum Ausreissen pflanzen würden, würden Sie das Kind auf eine ungesunde Art und Weise verwöhnen. Denn Blumen ausreisen mag zwar für ein Kind lustig sein, entspricht aber nicht etwa einem Grundbedürfnis!

Mit dem Willen kommen zudem auch die Wünsche. Wünsche sind erstens in die Zukunft gerichtet und ihre Erfüllung ist zweitens abhängig von Dritten. Für Kinder ist es in den ersten Jahren ziemlich selbstverständlich, dass ihre Eltern, genauso wie sie alle ihre Grundbedürfnisse befriedigen konnten, nun auch alle ihre Wünsche erfüllen können. Als Eltern haben Sie nun die Aufgabe, dem Kind genau diese Illusion zu nehmen, das heisst ihm zu sagen, dass es zwar wünschen darf, dass es aber für die Erfüllung dieser Wünsche selbst zuständig ist oder doch zumindest etwas beizutragen hat. Damit übergeben Sie dem Kind nach und nach Verantwortung. Und genau dafür hat es ja nun seinen Willen: Das Kind soll spüren, dass es etwas erreichen kann, wenn es sich entsprechend anstrengt und sich dafür einsetzt. Wenn sich das Kind also zum Beispiel ein Haustier wünscht, soll es auch bereit sein, die damit verbunden Pflichten zu übernehmen. Treffen Sie mit ihm eine Vereinbarung, mit der es das Ihnen zeigen kann, dass es dazu bereit ist (zum Beispiel über eine gewisse Zeit regelmässig den Kehricht herausstellen).

Weiterführende Themen

Übergeordnetes Thema

^ nach oben

Fragen und Feedback

Das "Zweimalzwei der Erziehung" ist zum Teil noch im Aufbau. Allfällige Fragen oder Feedback sind willkommen: Email