Willensbildung: Unterschied zwischen den Versionen

Aus 2 x 2 der Erziehung
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<metadesc>Die Phase der Willensbildung ab etwa dem dritten Lebensjahr ist die wichtigste Phase der Erziehung nach jener der Vertrauensbildung. Es geht um das zweite Grundprinzip der Erziehung: ein freier Willen. Dazu braucht das Kind von den Eltern auch Grenzen.</metadesc>
<metadesc>meta</metadesc>
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Die Phase der Willensbildung beginnt in der Regel etwa im dritten Lebensjahr des Kindes und ist, zusammen mit der [[Vertrauensbildung]], die weitaus wichtigste [[Phasen der Erziehung|Phase der Erziehung]]. Es geht um das zweite Grundprinzip der Erziehung: den [[Freier Wille|freie Willen]]. Das Kind spürt nun plötzlich – und für Eltern häufig ziemlich überraschend – dass sich in ihm eine riesige Kraft entwickelt, mit der es alles erreichen kann oder zumindest glaubt, dass es alles erreichen könnte. Tatsächlich gilt für Kinder in dieser Phase „Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg“.
Die Phase der Willensbildung beginnt in der Regel etwa im dritten Lebensjahr des Kindes und ist, zusammen mit der [[Vertrauensbildung]], die weitaus wichtigste [[Phasen der Erziehung|Phase der Erziehung]]. Wenn das Kind seinen eigenen Willen entwickelt, müssen Sie [[Lernen der Eltern|lernen]], auch [[Widerstand der Eltern|Widerstand]] in Form von [[Herausforderungen]] und [[Grenzen]] zu leisten, sodass aus dem anfangs noch rohen und ungestümen Willen ein möglichst [[Freier Wille|freier Wille]] wird, das heisst ein Wille, der auch die Mitmenschen und die Umwelt [[respektieren|respektiert]].  


Wenn das Kind diese Kraft konstruktiv soll nutzen können, braucht es nun auch [[Grenzen]], entweder im Rahmen von natürlichen Herausforderungen oder als Grenzen der Eltern. Anders ausgedrückt geht es in der Phase der Willensbildung auch um das [[Nein|"Nein!"]], nachdem die [[Vertrauensbildung]] während den beiden ersten Lebensjahren vom [[Ja|"Ja"]] geprägt war.
Ein freier Wille ist nebst dem [[Selbstvertrauen]] die stärkste und wertvollste Kraft des Menschen. Um dieses Ziel zu erreichen, müssen Sie einerseits selbst [[Nein der Eltern|"Nein!"]] sagen können und andererseits das [[Nein des Kindes|"Nein!"]] des Kindes respektieren. [[Konsequent]] "Nein!" sagen können Sie aber nur, wenn Sie während der Phase der [[Vertrauensbildung]] gelernt haben, wirklich [[Ja der Eltern|"Ja"]] zu Ihrem Kind zu sagen!


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Das "Nein!" ist auf das Engste mit dem "Ja" zum Kind verbunden. Denn nur Eltern, die wirklich [[Ja der Eltern|"Ja"]] gesagt haben, können auch "Nein!" sagen und nur ein Kind, das ein wirkliches "Ja" erfahren hat, kann später ein "Nein!" respektieren. Die Willensbildung setzt deshalb ein tragfähiges Vertrauensverhältnis voraus. Diese [[Vertrauensbildung]] muss in den beiden ersten Lebensjahren geschehen, ansonsten die Basis für die Beziehung zwischen den Eltern und dem Kind fehlt.
Das "Nein!" ist auf das Engste mit dem "Ja" zum Kind verbunden. Denn nur Eltern, die wirklich [[Ja der Eltern|"Ja"]] gesagt haben, können auch "Nein!" sagen und nur ein Kind, das ein wirkliches "Ja" erfahren hat, kann später ein "Nein!" respektieren. Die Willensbildung setzt deshalb ein tragfähiges Vertrauensverhältnis voraus. Diese [[Vertrauensbildung]] muss im Wesentlichen in den beiden ersten Lebensjahren geschehen, also noch vor der Willensbildung, ansonsten die Basis für die Beziehung zwischen den Eltern und dem Kind fehlt.


Das Kind muss in dieser Zeit erfahren haben, dass all seine [[Grundbedürfnisse des Kindes|Grundbedürfnisse]] möglichst bedingungslos, unmittelbar und umfassend befriedigt wurden. Nur so wird sein [[Vertrauen des Kindes|Vertrauen]] in die Eltern, das es von Geburt aus mitbringt, bestätigt. Im gleichen Masse, wie
Das Kind muss in dieser Zeit erfahren haben, dass all seine [[Grundbedürfnisse des Kindes|Grundbedürfnisse]] möglichst bedingungslos, unmittelbar und umfassend befriedigt wurden. Nur so wird sein [[Vertrauen des Kindes|Vertrauen]] in die Eltern, das es von Geburt aus mitbringt, bestätigt. Im gleichen Masse, wie
die Eltern gelernt haben, dem Kind, dessen Bedürfnissen und [[Fähigkeiten]] zu vertrauen, kann das Kind [[Selbstvertrauen]] entwickeln. Und genau dieses Selbstvertrauen ist Voraussetzung dafür, dass das Kind das "Nein!" der Eltern akzeptieren kann. Ein Kind hingegen, das noch zu wenig Selbstvertrauen hat, wird sich schon beim geringsten Widerstand sofort in Frage stellen und daran zweifeln, dass es überhaupt geliebt wird und folglich mit [[Verlustangst|Verlustängsten]] reagieren.
die Eltern gelernt haben, dem Kind, dessen [[Grundbedürfnisse des Kindes|Grundbedürfnissen]] und [[Fähigkeiten]] zu vertrauen, kann das Kind [[Selbstvertrauen]] entwickeln. Und genau dieses Selbstvertrauen ist Voraussetzung dafür, dass das Kind das "Nein!" der Eltern akzeptieren kann. Ein Kind hingegen, das noch zu wenig Selbstvertrauen hat, wird sich schon beim geringsten Widerstand sofort in Frage stellen und daran zweifeln, dass es überhaupt geliebt wird und folglich mit [[Verlustangst|Verlustängsten]] reagieren.


Sozusagen ein erster Prüfstein ist die [[Kleine Autonomiephase|"kleine Autonomiephase"]], das heisst, wenn das Kind zu [[laufen lernen|laufen]] oder [[sprechen lernen|sprechen]] lernt. Sein Aktionsradius erweitert sich plötzlich und es kann seine Bedürfnisse noch besser mitteilen. Der Wille ist aber immer noch auf die Grundbedürfnisse des Kindes, insbesondere seinen [[Bewegen|Bewegungsdrang]], ausgerichtet. Das heisst, das [[Nein der Eltern|"Nein!" der Eltern]] ist noch ohne grossen Nachdruck durchzusetzen, meistens wird sogar einfaches [[Zureden]] genügen.
Sozusagen ein erster Prüfstein ist die [[Kleine Autonomiephase|"kleine Autonomiephase"]], das heisst, wenn das Kind zu [[laufen lernen|laufen]] oder [[sprechen lernen|sprechen]] lernt. Sein Aktionsradius erweitert sich plötzlich und es kann seine Bedürfnisse noch besser mitteilen. Der Wille ist aber immer noch auf die Grundbedürfnisse des Kindes ausgerichtet, es geht also ausschliesslich um den [[Lebenswille|Lebenswillen]], das heisst um das blosse Überleben des Kindes. Das [[Nein der Eltern|"Nein!" der Eltern]] ist deshalb nur ausnahmsweise nötig, insbesondere wenn [[Gefahren]] drohen


Als Eltern sollten Sie also in den beiden ersten Jahren gelernt haben, dass Ihr Kind unglaubliche Fähigkeiten hat und diese auch [[selbst tun|selbst]] entwickeln kann. Wenn das Kind zum Beispiel beim Laufen lernen immer wieder hinfällt, ohne dass Sie sich gleich auf es stürzen und wieder hochheben, überlassen Sie ihm die [[Verantwortung des Kindes|Verantwortung]] und es kann [[Lernen des Kindes|lernen]], wie es sich noch geschickter bewegen kann. Nur wenn Sie in dieser Phase gelernt haben, an die Fähigkeiten des Kindes zu glauben, werden Sie in der folgenden Phase der Willensbildung dem Kind zumuten können, dass es auch mit Grenzen und Ihrem "Nein!" umgehen kann.
Als Eltern sollten Sie also in den beiden ersten Jahren gelernt haben, dass Ihr Kind unglaubliche Fähigkeiten hat und diese auch [[selbst tun|selbst]] entwickeln kann. Wenn das Kind zum Beispiel beim Laufen lernen immer wieder hinfällt, ohne dass Sie sich gleich auf es stürzen und wieder hochheben, überlassen Sie ihm die [[Verantwortung des Kindes|Verantwortung]] und es kann [[Lernen des Kindes|lernen]], wie es sich noch geschickter bewegen kann. Nur wenn Sie in dieser Phase gelernt haben, an die Fähigkeiten des Kindes zu glauben, werden Sie in der folgenden Phase der Willensbildung dem Kind zumuten können, dass es auch mit Grenzen und Ihrem "Nein!" umgehen kann.
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Der Wille ist nebst dem [[Selbstvertrauen]], die wohl wichtigste Kraft der [[Persönlichkeit]], wenn es darum geht, dass der Mensch sein ganzes Potential ausschöpfen kann. Als Eltern müssen Sie deshalb äusserst achtsam umgehen: Einerseits soll das Kind diese Kraft möglichst konstruktiv und kreativ einsetzen können, andererseits wird es mit seiner Willensenergie unweigerlich mit den Absichten und Wertvorstellungen seiner Umwelt konfrontiert. Sie müssen des Kind deshalb zeigen, wie es mit dieser Kraft so geschickt umgehen kann, dass es einerseits seine Ziele erreichen kann, andererseits aber auch seine Umwelt respektieren kann. Als Eltern sind Sie dafür eine Art [[Spar­rings­part­ner|"Sparringspartner"]], Sie müssen also in dieser Phase einiges aushalten und vor allem lernen, [[konsequent]] zu bleiben.
Ein möglichst [[freier Wille]] ist nebst dem [[Selbstvertrauen]] die wohl wichtigste Kraft der [[Persönlichkeit]], wenn es darum geht, dass der Mensch sein ganzes Potential ausschöpfen kann. Als Eltern müssen Sie deshalb äusserst achtsam sein: Einerseits soll das Kind diese Kraft möglichst konstruktiv und kreativ einsetzen können, andererseits wird es mit seiner Willensenergie unweigerlich mit den Absichten und Wertvorstellungen seiner Umwelt konfrontiert. Sie müssen deshalb [[Lernen der Eltern|lernen]], dem Kind [[Widerstand der Eltern|Widerstand]] zu leisten, indem Sie ihm [[Herausforderungen]] anbieten, aber auch [[Grenzen]] setzen, wenn es zu weit geht.


==="Kultivierung" des Willens===
Die [[Allmachtsphantasien]] von Dreijährigen sind legendär. Der Glaube, Berge versetzen und auf den Mond fliegen zu können, hat vor allem mit der Kraft des Willens zu tun. Dieser Glaube ist zwar sehr wertvoll, doch muss der junge Mensch gleichzeitig lernen, dass er gewisse Grenzen [[Respekt des Kindes|respektieren]] muss, ansonsten er sehr schnell abstürzen könnte. Respekt lernt das Kind, wenn sein Wille in diesem Alter gewissermassen kultiviert wird. Kultiviert wird der Wille, wenn das Kind [[Grenzen]] erfährt. Während in früheren Zeiten schon die Macht der Natur dem Menschen Grenzen setzte, ist es heutzutage geradezu ein Markenzeichen der [[Westliche Zivilisation|westlichen Zivilisation]], dass mehr und mehr alles grenzenlos ist, sei es der Überfluss an Nahrungsmittel, sei es die Verkehrsinfrastruktur, die Menschen nahezu beliebig auf der Welt umherreisen lässt.
Die [[Allmachtsphantasien]] von Dreijährigen sind legendär. Der Glaube, Berge versetzen zu können, hat vor allem mit der Kraft des Willens zu tun. Dieser Glaube ist zwar sehr wertvoll, doch muss der junge Mensch gleichzeitig lernen, dass er gewisse Grenzen [[Respekt des Kindes|respektieren]] muss, ansonsten er sehr schnell abstürzen könnte. Respekt lernt das Kind, wenn sein Wille im Alter zwischen etwa zwei und vier Jahren gewissermassen kultiviert wird. Kultiviert wird der Wille, wenn Sie als Eltern lernen, Ihrem Kind Grenzen zu setzen. Dafür gibt es ein einziges Zauberwort: [[Nein der Eltern|„Nein!“]]. Mit diesem genau einmal, aber [[laut und deutlich]], ausgesprochenen Wort zeigen Sie dem Kind, wo die Grenze seines Willens ist.  


Grenzen kann das Kind von Natur aus nämlich noch nicht erkennen und deshalb auch nicht von sich aus einhalten, es muss sie zuerst [[Erfahrungen|erfahren]]. Deshalb liegt es in der alleinigen [[Verantwortung der Eltern]], Grenzen zu setzen. Das verlangt von den Eltern anfangs häufig einiges an Überwindung und Mut. Denn Grenzen stehen dem ersten Prinzip des Vertrauens auf den ersten Blick diametral gegenüber: Während die Vertrauensbildung ein "Ja" voraussetzt, verlangt die Willensbildung nun nach einem "Nein!". In Tat und Wahrheit bedingen sich diese beiden Prinzipien aber gegenseitig: Das eine geht nicht ohne das andere!
===Herausforderungen===
Wie jede Kraft will auch der Wille gebraucht, das heisst gefordert werden. Kinder suchen deshalb gerade in diesem Alter [[Herausforderungen]]. Ermutigen Sie das Kind beim Klettern auf den Baum oder beim Wandern in den Bergen. Auch Fussball spielen eignet sich wunderbar für Kinder in diesem Alter: Jedes Kind kann auf einen Ball eindreschen, doch muss es auch lernen, den Ball zu treffen (und nicht das Bein der Mitspieler), oder lernen, dass es den Ball nur in bestimmten Situationen in die Hände nehmen darf. Das sind elementare [[Regeln]], mit denen der Wille auf sehr einfache und doch sehr effiziente Art und Weise in sinnvolle und nützliche Bahnen gelenkt werden kann.


Das zeigt sich insbesondere darin, dass Kinder Grenzen nur dann akzeptieren können, wenn sie bereits genügend [[Selbstvertrauen]] entwickelt haben. Denn ohne das Vertrauen, dass das Kind trotz eines „Neins!“ von seinen Eltern geliebt wird, wird es sich zurückgewiesen fühlen und mit entsprechender [[Verunsichern|Verunsicherung]] reagieren. Ein Kind hingegen, das genügend Selbstvertrauen entwickeln konnte, wird einen [[Widerstand der Eltern|Widerstand]] nicht als [[Zurückweisen|Zurückweisung]], sondern als [[Kontakt]] empfinden, den es unbedingt benötigt.
Übertreiben Sie es aber nicht: Ihr Kind braucht in diesem Alter noch kein "Training". Es ist zwar durchaus möglich, Kinder schon in diesem Alter zu Höchstleistungen zu treiben und auf einen künftigen Tennisstar zu hoffen. Doch geht das in der Regel nur nach dem Prinzip von [[Zuckerbrot und Peitsche|"Zuckerbrot und Peitsche"]], hat also mehr mit Dressur denn mit Erziehung zu tun. Falls Sie unsicher sind, wie weit Sie gehen dürfen, hilft ein einfacher Massstab: Solange das Kind [[Freude des Kindes|Freude]] an den Herausforderungen hat, sind Sie "im grünen Bereich".


Eltern haben nur dann den Mut, dem Kind laut und deutlich "Nein!" zu sagen, wenn sie dem Kind auch [[zutrauen]], mit den [[Konsequenzen]] umgehen zu können. Ansonsten werden sie dem Kind höchstens halbherzig Widerstand leisten, dafür immer wieder und solange, bis es ihnen womöglich verleidet ist und sich das Kinds schliesslich durchgesetzt hat; Die andere, nicht minder kontraproduktive Variante ist die, dass die Eltern solange zuwarten, bis sie "explodieren" und das Kind mit roher Gewalt stoppen.
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Wie jede Kraft, will auch der Wille gebraucht, das heisst gefordert werden. Kinder suchen deshalb gerade in diesem Alter [[Herausforderungen]]. Ermutigen Sie das Kind beim Klettern auf den Baum oder beim Wandern in den Bergen. Auch Fussball spielen eignet sich wunderbar für Kinder in diesem Alter: Jedes Kind kann auf einen Ball eindreschen, doch muss es auch lernen, den Ball zu treffen (und nicht das Bein der Mitspieler), oder lernen, dass es den Ball nur in bestimmten Situationen in die Hände nehmen darf. Das sind elementare [[Regeln]], mit denen der Wille auf sehr einfache und doch sehr effiziente Art und Weise in sinnvolle und nützliche Bahnen gelenkt werden kann.
===Grenzen===
Von Natur aus kennt das Kind bloss eine [[Grenzen|Grenze]]: wenn ihm seine eigene Kraft und Energie ausgeht. Dabei wird es weder sich selbst schonen, noch irgendwelche Rücksicht auf seine Umgebung nehmen. Kommt dazu, dass die [[Westliche Zivilisation|westlichen Zivilisation]] dank der technischen Entwicklung die natürlichen Grenzen des Menschen immer weiter verschiebt. Der allgemein herrschende [[Überfluss]] hat aber gerade in der Erziehung von Kindern auch seine Schattenseiten. Es liegt deshalb zunächst in der [[Verantwortung der Eltern]], Grenzen zu setzen, auch wenn es eigentlich von den rein materiellen Möglichkeiten her gesehen gar nicht nötig wäre. Das verlangt von Ihnen möglicherweise einiges an Überwindung und Mut. Denn während der Vertrauensbildung durften, ja sollten Sie grundsätzlich immer zuerst einmal [[Ja der Eltern|"Ja"]] sagen, während jetzt plötzlich auch ein konsequentes [[Nein der Eltern|"Nein!"]] gefordert ist. Die beiden Prinzipien bedingen sich aber gegenseitig: Das eine geht nicht ohne das andere!


Übertreiben Sie es aber nicht: Ihr Kind braucht in diesem Alter noch kein "Training". Es ist zwar durchaus möglich, Kinder schon in diesem Alter zu Höchstleistungen zu treiben und auf einen künftigen Tennisstar zu hoffen. Doch geht das in der Regel nur nach dem Prinzip von [[Zuckerbrot und Peitsche|"Zuckerbrot und Peitsche"]], grenzt also eher an [[Dressieren]]. Falls Sie unsicher sind, wie weit Sie gehen dürfen: Solange das Kind [[Freude]] an den Herausforderungen hat, sind Sie "im grünen Bereich".
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Doch auch Kinder können mit dem Erwachen des Willens nun ausdrücklich und lautstark [[Nein des Kindes|"Nein!"]] sagen. Und auch das ist gut so! Wenn Sie als Eltern vom Kind fordern, dass es Ihr "Nein!" respektiert, müssen Sie sich umgekehrt unbedingt auch daran  halten. Denn [[Zwingen]] würde gar  nichts helfen, sondern sich ganz im Gegenteil ausgesprochen [[kontraproduktiv]] auswirken. Wenn das Kind zum Beispiel den Fussball nicht mehr aus den Händen geben will, dürfen Sie ihm diesen nicht einfach aus den Händen reissen. Das wäre ein Machtmissbrauch und somit eine [[Grenzüberschreitungen der Eltern|Grenzüberschreitung]] Ihrerseits: Sie setzen damit dem Kind keine Grenze, sondern [[gebrochener Wille|brechen seinen Willen]]. Ein Kind, dessen Wille gebrochen wird, wird sich aber gut überlegen, wie es seinen Willen das nächste Mal durchsetzen kann und es wird früher oder später entsprechende Wege finden (spätestens wenn es Ihnen körperlich nicht mehr völlig unterlegen ist)! Besser wäre also zum Beispiel das Fussballspiel einfach zu unterbrechen und zu warten: So kann das Kind verstehen, dass das Spiel nicht weitergehen kann, wenn es sich nicht an die Regeln hält. Da Kinder aber von Natur aus ausgesprochen [[kooperativ]] veranlagt sind, wird es nicht lange gehen und es will wieder mitspielen. Vielleicht klappt das noch nicht beim ersten Mal, doch mit ein wenig [[Güte]] und [[Geduld der Eltern|Geduld]] lernt das Kind sehr schnell, wie es seinen Willen erfolgreich einsetzen kann.
==="Nein!"===
Das sich das [[Ja der Eltern|"Ja"]] und das [[Nein der Eltern|"Nein!"]] gegenstig bedingen, zeigt sich insbesondere darin, dass Kinder Grenzen nur dann akzeptieren können, wenn sie bereits genügend [[Selbstvertrauen]] entwickelt haben. Denn ohne das Vertrauen, dass das Kind trotz eines „Neins!“ von seinen Eltern geliebt wird, wird es sich zurückgewiesen fühlen und mit entsprechender [[Verunsichern|Verunsicherung]] reagieren. Ein Kind hingegen, das genügend Selbstvertrauen entwickeln konnte, wird einen [[Widerstand der Eltern|Widerstand]] nicht als [[Zurückweisen|Zurückweisung]], sondern als [[Kontakt]] empfinden, den es unbedingt benötigt!
 
Eltern haben nur dann den Mut, dem Kind laut und deutlich "Nein!" zu sagen, wenn sie dem Kind auch [[zutrauen]], mit den [[Konsequenzen]] umgehen zu können. Ansonsten werden sie dem Kind höchstens [[Jein|halbherzig]] Widerstand leisten, dafür immer wieder und solange, bis es ihnen womöglich verleidet ist und sich das Kind schliesslich durchgesetzt hat. Die andere, nicht minder [[kontraproduktiv|kontraproduktive]] Variante ist die, dass die Eltern so lange zuwarten, bis sie "explodieren" und das Kind mit roher Gewalt stoppen.
 
Die Antwort der Eltern heisst nämlich ganz einfach, aber [[laut und deutlich]], [[Nein der Eltern|„Nein!“]]. Es genügt ein einziges "Nein!". Vorausgesetzt Sie bleiben [[konsequent]] dabei. Das heisst beim Kind bleiben und [[Geduld der Eltern|geduldig]] abwarten, bis es dieses „Nein“ akzeptiert hat. Wichtig ist dabei, dass Sie das Kind keinesfalls verlassen, sondern ruhig neben ihm bleiben, auch wenn es auf dem Rücken liegt und wild um sich schreit. Sie brauchen das Kind weder zu halten noch mit ihm zu sprechen (zumal es sich mit grösster Wahrscheinlichkeit gegen beides mit Händen und Füssen wehren wird!). Konzentrieren Sie sich dafür darauf, dass Sie das Kind auch in dieser Situation bedingungslos lieben: Vertrauen Sie ihm, dass es sich von alleine wieder beruhigt und danach etwas ganz Wichtiges gelernt hat: Es darf seinen eigenen Willen haben, doch kann dieser auf Grenzen seiner Umwelt stossen und muss entsprechend gebändigt werden. Denn mit einer solch enormen Kraft muss das Kind erst umzugehen lernen. Dazu braucht es seine Eltern als eine Art Sparringspartner: Als Eltern müssen Sie hinstehen und Widerstand leisten. Wenn das Kind Sie zum Beispiel [[Schlagendes Kind|schlägt]] (was in dieser Phase häufig vorkommt und an sich völlig normal ist!), dürfen Sie es weder zurückschlagen noch einfach davor ausweichen. Rufen Sie stattdessen sofort und laut [[Nein der Eltern|„Nein!“]] (Sie können auch "Halt!" oder "Stop!" rufen, doch ist das bereits eine  Abschwächung von "Nein!"). Sie dürfen das Kind dabei auch richtig anschreien. Im Extremfall können sie dem tretenden Kind auch einmal die Kante der Schuhsohle hinhalten, sodass es seine Kraft körperlich zu spüren bekommt. Wichtig ist dabei, dass Sie das Kind nie angreifen, sondern ausschliesslich seine Angriffe abwehren. Tun Sie es aber in voller Überzeugung und suchen Sie den Blickkontakt. Zögern Sie keine Sekunde und reagieren Sie lieber einmal zu heftig. Wenn Sie nämlich mehrmals und in abgeschwächter Form reagieren, werden Sie ein Kind, in dem gerade der Willen zu explodieren beginnt, niemals überzeugen können und es wird Ihr Zögern als Schwachpunkt verstehen, den es auszunutzen gilt. Wenn das Kind aber von seinen Eltern keine Grenzen erhält, wird es diese ausserhalb zu suchen beginnen, was dann regelmässig mit unkontrollierbaren [[Gefahren]] verbunden ist.


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===Tobsuchtsanfälle und Trotzreaktionen===
===Tobsuchtsanfälle und Trotzreaktionen===
Ganz ohne Konflikte zwischen Eltern und Kind wird es anfangs selten gehen, denn so einfach werden sich Kinder, die gerade die Kraft ihres Willens erfahren haben, nicht von ihren Vorhaben abbringen lassen. Das ist auch gut so, allerdings müssen Sie [[Lernen der Eltern|lernen]], auf [[Toben#Angemessene_Reaktion|angemessen auf allfälliges Toben zu reagieren]]. Die allermeisten Eltern reagieren da beim ersten Mal ziemlich [[Hilflosigkeit der Eltern|hilflos]] oder gar mit roher [[Gewalttätige Eltern|Gewalt]], indem sie zum Beispiel dem Kind einfach das als zu gefährlich empfundene Messer aus den Händen reissen (wobei sinnigerweise gerade dadurch erst die eigentliche Gefahr erst entsteht!). Beginnt das Kind bei Ihrem [[Nein der Eltern|"Nein!"]] zu toben, müssen Sie sich zuerst sicher sein, dass Sie bei Ihrer Haltung bleiben wollen. Dann gilt:
# [[Ruhe der Eltern|Ruhig]] bleiben,
# Beim Kind [[Anwesenheit|bleiben]] und
# [[Warten der Eltern|Warten]], bis sich das Kind ausgetobt hat
# und schliesslich bereit zur [[Versöhnung zwischen Eltern und Kind|Versöhnung]] zu sein.


Ganz ohne Konflikte zwischen Eltern und Kind wird es anfangs selten gehen. Denn höchstens erfahrene Eltern sind auf das gefasst, was gemeinhin als [[Toben|Tobsuchtsanfall]] bezeichnet wird: Das Kind will etwas und lässt sich weder mit [[Argumentieren|Argumenten]] noch [[Begründen| Begründungen]] oder gar [[Drohen|Drohungen]] davon abhalten, sondern beginnt derart zu toben, dass scheinbar nichts mehr helfen kann. Die allermeisten Eltern reagieren da beim ersten Mal ziemlich [[Hilflosigkeit der Eltern|hilflos]] oder gar mit roher [[Gewalttätige Eltern|Gewalt]], indem sie zum Beispiel dem Kind einfach das als zu gefährlich empfundene Messer aus den Händen reissen (wobei sinnigerweise gerade dadurch die eigentliche Gefahr erst entsteht!).
Das wird Ihnen wahrscheinlich nicht auf Anhieb gelingen, zumal Kinder ihre Tobsuchtsanfälle nicht ankündigen, ihre Eltern damit also regelmässig überraschen. Sie werden aber mit Sicherheit bald die nächste Gelegenheit erhalten, sodass Sie sich vorbereiten können! Und schon bald werden Sie staunen, wie einfach es eigentlich geht. Sind Sie sich hingegen unsicher, ob Sie Ihre Haltung überhaupt durchsetzen wollen, lassen Sie es besser gleich von Anfang an sein. Denn Ihr Kind muss sich auf Sie verlassen können, es erwartet von Ihnen ein klares [[Ja der Eltern|"Ja"]] oder ein konsequentes [[Nein der Eltern|"Nein!"]], mit einem [[Jein|"Jein"]] kann es nichts anfangen!
 
Spätestens nach einer solchen Eskalation sollten sich die Eltern Zeit nehmen und sich in Ruhe Gedanken über diese für das Kind absolut entscheidende Entwicklung machen. Denn wenn Sie erst einmal erkannt haben, dass es sich beim Willen zum einen um etwas äusserst Wertvolles handelt und es zum anderen ganz einfache Mittel gibt, dieser Urgewalt konstruktiv zu begegnen, werden Sie plötzlich staunen, wie harmlos eigentlich alles ist und wie kurz diese "schwierige" Phase ist!
 
Die Antwort der Eltern heisst nämlich ganz einfach, aber [[laut und deutlich]], [[Nein der Eltern|„Nein!“]]. Es genügt ein einziges "Nein!". Vorausgesetzt Sie bleiben [[konsequent]] dabei. Das heisst beim Kind bleiben und [[Geduld der Eltern|geduldig]] abwarten, bis es dieses „Nein“ akzeptiert hat. Wichtig ist dabei, dass Sie das Kind keinesfalls verlassen, sondern ruhig neben ihm bleiben, auch wenn es auf dem Rücken liegt und wild um sich schreit. Sie brauchen das Kind weder zu halten noch mit ihm zu sprechen (zumal es sich mit grösster Wahrscheinlichkeit gegen beides mit Händen und Füssen wehren wird!). Konzentrieren Sie sich dafür darauf, dass Sie das Kind auch in dieser Situation bedingungslos lieben: Vertrauen Sie ihm, dass es sich von alleine wieder beruhigt und danach etwas ganz Wichtiges gelernt hat: Es darf seinen eigenen Willen haben, doch kann dieser auf Grenzen seiner Umwelt stossen und muss entsprechend gebändigt werden. Denn mit einer solch enormen Kraft muss das Kind erst umzugehen lernen. Dazu braucht es seine Eltern als eine Art Sparringpartner: Als Eltern müssen Sie hinstehen und Widerstand leisten. Wenn das Kind Sie zum Beispiel [[Schlagendes Kind|schlägt]] (was in dieser Phase häufig vorkommt und an sich völlig normal ist!), dürfen Sie es weder zurückschlagen noch einfach davor ausweichen. Rufen Sie stattdessen sofort und laut [[Nein der Eltern|„Nein!“]] (Sie können auch "Halt!" oder "Stop!" rufen, doch ist das bereits eine  Abschwächung von "Nein!"). Sie dürfen das Kind dabei auch richtig anschreien. Gerade bei Jungen kann das nötig sein. Im Extremfall können sie dem tretenden Kind auch einmal die Kante der Schuhsohle hinhalten, sodass es seine Kraft körperlich zu spüren bekommt. Wichtig ist dabei, dass Sie in voller Überzeugung - aber immer nur einmal! - ein klares Signal setzen. Wenn Sie hingegen mehrmals und in abgeschwächter Form reagieren, werden Sie ein Kind, in dem gerade der Willen zu explodieren beginnt, niemals überzeugen können und es wird weiter nach seinen Grenzen suchen. Wenn das Kind aber von seinen Eltern keine Grenzen erhält, wird es diese ausserhalb zu suchen beginnen, was dann regelmässig mit unkontrollierbaren [[Gefahren]] verbunden ist.


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===Das "Nein!" des Kindes===
===Das "Nein!" des Kindes===
Der Wille des Kindes äussert sich nicht nur fordernd ("Ich will!"), sondern auch abwehrend, indem das Kind [[Nein des Kindes|"Nein!"]] sagt. Und das "Ich will nicht!" müssen Sie als Eltern genauso respektieren, wie Sie vom Kind fordern, dass es seinerseits Ihren Willen [[Respekt des Kindes|respektiert]]. Wenn das Kind zum Beispiel den Fussball nicht mehr aus den Händen geben will, dürfen Sie ihm diesen nicht einfach aus den Händen reissen. Das wäre ein Machtmissbrauch und somit eine [[Grenzüberschreitungen der Eltern|Grenzüberschreitung]] Ihrerseits: Sie setzen damit dem Kind keine Grenze, sondern versuchen, [[gebrochener Wille|seinen Willen zu brechen]]. Ein Kind, dessen Wille gebrochen wird, wird sich aber gut überlegen, wie es seinen Willen das nächste Mal durchsetzen kann und es wird früher oder später entsprechende Wege finden (spätestens wenn es Ihnen körperlich nicht mehr völlig unterlegen ist)! Besser wäre deshalb, das Fussballspiel einfach zu unterbrechen und zu warten: So kann das Kind verstehen, dass das Spiel nicht weitergehen kann, wenn es sich nicht an die Regeln hält. Da Kinder aber von Natur aus ausgesprochen [[kooperativ]] veranlagt sind, wird es nicht lange gehen und es will wieder mitspielen. Vielleicht klappt das noch nicht beim ersten Mal, doch mit ein wenig [[Güte]] und [[Geduld der Eltern|Geduld]] lernt das Kind sehr schnell, wie es seinen Willen erfolgreich einsetzen kann.


Der Wille des Kindes äussert sich aber nicht nur fordernd ("Ich will!"), sondern auch abwehrend, indem das Kind [[Nein des Kindes|"Nein!"]] sagt . Das "Ich will nicht!" müssen Sie als Eltern aber genauso respektieren, wie Sie vom Kind fordern, dass es seinerseits Ihren Willen respektiert. Das folgt schon alleine daraus, dass das Kind Sie als Eltern automatisch zum [[Vorbild]] nimmt! Wenn das Kind also zum Beispiel ein notwendiges Medikament nicht gleich schlucken will, dürfen Sie ihm dieses keinesfalls einfach in den Mund stopfen. Das wäre gleich in mehrfacher Hinsicht [[kontraproduktiv]]: Erstens lernt das Kind, dass Heilung mit [[Zwang]] verbunden ist (statt mit Erlösung von der Krankheit) und zweitens wird es sich beim nächsten Mal davor hüten, bloss in die Nähe eines Arztes oder Medikaments zu geraten. Und drittens ist Zwang nicht bloss eine [[Grenzüberschreitungen der Eltern|Grenzüberschreitung]], sondern immer auch ein Zeichen [[Vertrauen der Eltern|mangelnden Vertrauens]]: Die Eltern trauen dem Kind nicht zu, dass es das tut, was für es gut ist.
In den meisten Fällen können Sie das "Nein!" des Kindes aber sowieso ganz einfach akzeptieren, das heisst dem Kind die [[Konsequenzen für das Kind|Konsequenzen]] davon zumuten, ohne dass irgendeine Gefährdung entstehen würde. Das gilt auch dann, wenn Sie der Meinung sind, dass das Kind mit seinem "Nein!" völlig irrational reagieren würde. Denn gerade zu Beginn der Willensbildung geht es weniger um rationale Argumente, als vielmehr um den Willen als solchen: Das Kind hat eine Kraft entdeckt, die es ausprobieren will. Wenn das Kind zum Beispiel spätabends das Zimmer nicht mehr aufräumen will, brauchen Sie es dazu nicht zu zwingen. Entscheidend ist aber, dass Sie die Arbeit nicht einfach übernehmen, sondern die Konsequenzen dem Kind überlassen. Das kann dann zum Beispiel bedeuten, dass es am nächsten Morgen erst dann Frühstück erhält, wenn es aufgeräumt hat (oder Sie gehen noch weiter und lassen das Kind so lange in seiner Unordnung, bis es ihm selbst zu unwohl wird).
 
Gerade das Beispiel mit dem Medikament zeigt, wie entscheidend ein tragfähiges [[Vertrauensbildung|Vertrauensverhältnis]] zwischen Eltern und Kind ist, um solche Konflikte meistern zu können: Wenn das Kind nämlich zuvor, das heisst in den beiden ersten Lebensjahren, die Erfahrung machte, dass es nie zum Essen gezwungen wurde, aber umgekehrt immer Essen bekam, wenn es Hunger hatte, lernte es seinen Eltern zu vertrauen, dass diese sich immer Mühe geben, möglichst alle seine [[Grundbedürfnisse des Kindes|Grundbedürfnisse]] zu befriedigen. Dieses Vertrauen wird nämlich notwendig sein, wenn das Kind ein Medikament nehmen soll, ohne dass es einen Zusammenhang zur Heilung erkennen kann (zumal viele Medikamente bei der Einnahme auch noch eher unangenehm sind): Als Eltern können Sie noch einen Moment warten und dem Kind ruhig erklären, wie das mit den Medikamenten funktioniert (oder das Kind daran erinnern, dass Sie selbst auch schon dies oder jenes genommen haben und danach die Schmerzen wieder weg gingen). In aller Regel wird das Kind das Medikament dann ohne weiteres einnehmen (notfalls kann auch [[sanfter Druck|"sanfter Druck"]] helfen, zum Beispiel in Form einer kleinen Belohnung).
 
In den meisten Fällen können Sie das "Nein!" des Kindes aber sowieso ganz einfach akzeptieren, das heisst dem Kind die [[Konsequenzen für das Kind|Konsequenzen]] davon zumuten, ohne dass irgendeine Gefährdung entstehen würde. Das gilt auch dann, wenn Sie der Meinung sind, dass das Kind mit seinem "Nein!" völlig irrational reagieren würde. Denn gerade zu Beginn der Willensbildung geht es weniger um rationale Argumente, als vielmehr um den Willen als solchen: Das Kind hat eine Kraft entdeckt, die es ausprobieren will. Wenn das Kind zum Beispiel spätabends das Zimmer nicht mehr aufräumen will, brauchen Sie es dazu nicht zu zwingen. Entscheidend ist aber, dass Sie die Arbeit nicht einfach übernehmen, sondern die Konsequenzen dem Kind überlassen. Das kann dann zum Beispiel bedeuten, dass es am nächsten Morgen erst dann Frühstück erhält, wenn es aufgeräumt hat (oder Sie gehen noch weiter und lassen das Kind so lange in seiner Unordnung, bis es ihm selbst zu unwohl wird).


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===Natürliche Grenzen des Kindes===
===Natürliche Grenzen des Kindes===
Der Wille des Kindes stösst nicht nur an Grenzen seiner Mitmenschen, sondern auch an seine [[Grenzen des Kindes|eigenen]]: Wenn das Kind immer wieder den Baum hochklettert, wird es irgendwann [[Erschöpfung|erschöpft]] sein oder es hat ab einer gewissen Höhe [[Angst des Kindes|Angst]] und will wieder runter. Lassen Sie das Kind unbedingt solche eigenen [[Erfahrungen]] machen. Es ist wichtig, dass das Kind [[Selbst tun|selbst]] [[Spüren|spürt]], wie weit es gehen mag. Dann brauchen Sie sich nämlich auch keine Sorgen zu machen, dass sich das Kind [[Überforderung des Kindes|überfordern]] würde. Kinder überfordern sich selbst nämlich erst dann, wenn ihnen immer wieder verwehrt wurde, ihre eigenen Grenzen wahrzunehmen, ansonsten hören sie einfach auf, wenn sie genug haben. Vertrauen Sie also Ihrem Kind, dass es selbst am besten weiss, wie weit es gehen kann. Durch die Erfahrung von eigenen Grenzen kann es auch Grenzen seiner Umwelt besser wahrnehmen. Wenn das Kind zum Beispiel bis zur Erschöpfung herumrennen darf, wird es auch besser verstehen, wenn Sie ihm Ihrerseits sagen, dass Sie es nicht mehr tragen mögen.


Der Wille des Kindes stösst nicht nur an Grenzen seiner Mitmenschen, sondern auch an seine [[Grenzen des Kindes|eigenen]]: Wenn das Kind immer wieder den Baum hochklettert, wird es irgendwann [[Erschöpfung|erschöpft]] sein oder es hat ab einer gewissen Höhe [[Angst des Kindes|Angst]] und will wieder runter. Lassen Sie das Kind unbedingt solche eigenen [[Erfahrungen]] machen. Es ist wichtig, dass das Kind [[Selbst tun|selbst]] [[Spüren|spürt]], bis wohin es mag. Dann brauchen Sie sich nämlich auch keine Sorgen zu machen, dass sich das Kind überfordern würde. Kinder überfordern sich selbst nämlich erst dann, wenn ihnen immer wieder verwehrt wurde, ihre eigenen Grenzen wahrzunehmen, ansonsten hören sie einfach auf, wenn sie genug haben.
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Vertrauen Sie also Ihrem Kind, dass es selbst am besten weiss, wie weit es gehen kann. Diese Erfahrung von Grenzen und das gleichzeitige Vertrauen der Eltern lehren das Kind, auch Grenzen seiner Umwelt besser wahrzunehmen. Wenn das Kind zum Beispiel bis zur Erschöpfung herumrennen darf, wird es auch besser verstehen, wenn umgekehrt Sie ihm einmal sagen, dass Sie nun nicht mehr mögen.
===Gebrochener Wille und Willensschwäche===
Während es in früheren Zeiten im Rahmen eines [[autoritäre Erziehung|autoritären Erziehungsstils]] geradezu eine Tugend war, den Willen des Kindes zu [[gebrochener Wille|brechen]], fielen einige Eltern mit der sogenannten [[antiautoritäre Erziehung|antiautoritären Erziehung]] gleich ins andere Extrem und begannen schlicht darauf zu verzichten, Widerstand zu leisten. Beides ist ausgesprochen [[kontraproduktiv]].  


{{top}}
Wenn Sie auf den Willen mit roher Gewalt reagieren, das Kind also zum Beispiel einfach irgendwo [[losreissen]], es [[einsperren]], oder es gar [[Schlagende Eltern|schlagen]], wird sein [[Gebrochener Wille|Wille gebrochen]]. Wenn das zur Gewohnheit wird, kann das sowohl für Sie als Eltern als auch für das Kind fatale Folgen haben: Das Kind wird zunächst eine riesige Wut auf Sie entwickeln, die es aufgrund seiner körperlichen Unterlegenheit aber noch nicht "erfolgreich" einsetzen kann, und sich womöglich gleich noch vornehmen, sich irgendwann an Ihnen zu [[rächen]]. Dazu muss es nicht einmal unbedingt warten, bis es körperlich stärker als Sie sein wird: Es wird schon genügen, Sie in einem schwachen Moment mit List zu erwischen! Die Beziehung zwischen Ihnen und dem Kind wird dadurch jedenfalls massiv beeinträchtigt und entsprechend wird das Kind auch nur beschränkt seine [[Beziehungsfähigkeit]] entwickeln können.


===Gebrochener Wille und Willensschwäche===
Und schliesslich wird ein gebrochener Wille das Kind zu äusserst [[Gefahren|gefährlichen Ersatzhandlungen provozieren]] oder sich gar gegen es selbst richten, zum Beispiel in Form von [[Resignieren|Resignation]], [[Faulheit]], [[Beeinflussen|leichter Beeinflussbarkeit]] oder gar Depressionen. Denn der Wille mag zwar gebrochen sein, verschwunden ist er deshalb noch lange nicht. Er wird vielmehr verkümmern und kann kaum mehr konstruktiv und kreativ gebraucht werden.


Während es in früheren Zeiten im Rahmen eines [[autoritäre Erziehung|autoritären Erziehungsstils]] geradezu eine Tugend war, den Willen des Kindes zu [[gebrochener Wille|brechen]], fielen einige Eltern mit der sogenannten [[antiautoritäre Erziehung|antiautoritären Erziehung]] gleich ins andere Extrem und begannen schlicht darauf zu verzichten, Grenzen zu setzen. Beides ist ausgesprochen [[kontraproduktiv]].  
Doch auch das Gegenteil eines gebrochenen Willens ist verheerend: Wenn Sie dem Willen des Kindes keinen [[Widerstand der Eltern|Widerstand]] entgegenhalten, wird dieser schlicht ins Leere laufen. Ein Kind, das einfach ohne Rücksicht auf seine Umwelt tun und lassen kann, was ihm gerade einfällt, wird seine [[Motivation|Antriebskraft]] sehr schnell verlieren. Es wird in Gruppen zudem schnell zum [[Störenfried]] und wird später Mühe haben, [[Beziehungsfähigkeit|Beziehungen einzugehen]]. Der Wille ist wie ein Muskel, der trainiert werden will, ansonsten er sehr schnell [[Willensschwach|erschlafft]] und womöglich zu kränkeln beginnt.  


Wenn Sie auf den Willen mit roher Gewalt reagieren, das Kind also zum Beispiel einfach irgendwo [[losreissen]], es [[einsperren]], oder es gar [[Schlagende Eltern|schlagen]], wird sein Wille [[Gebrochener Wille|Wille gebrochen]]. Das hat sowohl für Sie als Eltern als auch für das Kind fatale Folgen: Das Kind wird zunächst eine riesige Wut auf Sie entwickeln, die es aufgrund seiner körperlichen Unterlegenheit aber noch nicht "erfolgreich" einsetzen kann, und sich womöglich gleich noch vornehmen, sich irgendwann an Ihnen zu [[rächen]]. Dazu muss es nicht einmal unbedingt warten, bis es körperlich stärker als Sie sein wird: es wird schon genügen, Sie in einem schwachen Moment mit List zu erwischen! Die Beziehung zwischen Ihnen und dem Kind wird dadurch jedenfalls massiv beeinträchtigt und entsprechend wird das Kind auch nur beschränkt seine [[Beziehungsfähigkeit]] entwickeln können.
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Und schliesslich wird sein gebrochener Wille das Kind zu äusserst [[Gefahren|gefährlichen Ersatzhandlungen provozieren]] oder sich gar gegen es selbst richten, zum Beispiel in Form von [[Resignieren|Resignation]], [[Faulheit]], [[Beeinflussen|leichter Beeinflussbarkeit]] oder gar [[Depressionen]]. Denn der Wille mag zwar gebrochen sein, verschwunden ist er deshalb noch lange nicht. Er wird sich ganz einfach in wortwörtlich krummer Form äussern.
===Vertrauen und Wille===
Der Wille ist vor allem anfangs nicht nur eine enorm starke, sondern meist auch sehr ungestüme Kraft, mit der Kinder oft selbst noch überfordert sind. Umso wichtiger ist es, dass sich Ihr Kind darauf verlassen kann, dass Sie ihm [[Grenzen|Leitplanke]] und [[Widerstand der Eltern|Sparringspartner]] sind. Das setzt eine solide [[Vertrauensbildung|Vertrauensbasis]] voraus. Denn nur wenn das [[Vertrauen des Kindes]] in Sie schon zuvor genügend bestätigt worden ist, wird es nun auch Ihren wohlwollenden [[Widerstand der Eltern|Widerstand]] als solchen [[Respekt des Kindes|respektieren]] können.  


Doch auch das Gegenteil eines gebrochenen Willens ist verheerend: Wenn Sie dem Willen des Kindes keinen Widerstand entgegenhalten, wird dieser schlicht ins Leere laufen. Ein Kind, das einfach ohne Rücksicht auf seine Umwelt tun und lassen kann, was ihm gerade einfällt, wird seine [[Motivation|Antriebskraft]] sehr schnell verlieren. Es wird in Gruppen zudem schnell zum [[Störenfried]] und wird später Mühe haben, [[Beziehungsfähigkeit|Beziehungen einzugehen]]. Der Wille ist wie ein Muskel, der trainiert werden will, ansonsten er sehr schnell [[Willensschwach|erschlafft]] und womöglich zu kränkeln beginnt.  
Oder anders gesagt: nur wenn Sie zuvor [[Lernen der Eltern|gelernt]] haben, wirklich [[Ja der Eltern|„Ja“]] zu sagen, können Sie dem Kind auch konsequent [[Nein der Eltern|„Nein!“]] sagen und kann dieses mit dem „Nein!“ umgehen. Ist dieses Vertrauen hingegen nicht da, werden Sie kaum den Mut aufbringen können, Ihrem Kind gegenüber [[konsequent]] zu bleiben und sich dauernd vor Liebesentzug fürchten. Die Folge davon sind häufig „faule [[Kompromisse]]“, die das Problem zwar ein wenig aufschieben, aber nicht lösen!


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Mit dem Eintritt in die (Vor)Schule sollte das Kind genügend [[reif]] sein, um fortan weitgehend [[Selbständigkeit|selbständig]] erwachsen zu werden. Von diesem Moment an dürfen Sie sich als Eltern bereits auf eine Art [[Begleiten|Begleitung]] zurückziehen. Ob das Kind diese Reife bereits erreicht hat, können Sie zum Beispiel daran erkennen, ob es mit den Regeln in der [[Schule]] (oder allenfalls im [[Musik]]- oder [[Sport|Sportunterricht]]) klar kommt, also ohne dass Sie als Eltern dauernd dabei sein müssen. Denn nur wenn das Kind bereits genügend [[Selbstvertrauen]] hat, seine Kameraden [[Respekt des Kindes|respektieren]] kann und umgekehrt sich dafür wehren kann, dass auch sein Wille respektiert wird, kann von einer erfolgreichen [[Sozialisation]] gesprochen werden.
Mit dem Eintritt in die (Vor)Schule sollte das Kind genügend [[reif]] sein, um fortan weitgehend [[Selbständigkeit|selbständig]] erwachsen zu werden. Von diesem Moment an dürfen Sie sich als Eltern bereits auf eine Art [[Begleiten|Begleitung]] zurückziehen. Ob das Kind diese Reife bereits erreicht hat, können Sie zum Beispiel daran erkennen, ob es mit den Regeln in der [[Schule]] (oder allenfalls im [[Musik]]- oder [[Sport|Sportunterricht]]) klarkommt, ohne dass Sie als Eltern immer wieder eingreifen müssen. Denn nur wenn das Kind bereits genügend [[Selbstvertrauen]] hat, seine Kameraden [[Respekt des Kindes|respektieren]] kann und umgekehrt sich dafür wehren kann, dass auch sein Wille respektiert wird, kann von einer erfolgreichen [[Sozialisation]] gesprochen werden.


Ein echter Prüfstein, ob die Erziehung in den ersten Jahren erfolgreich war, ist die [[Pubertät]]. Der Wille zur Selbstbestimmung bricht dann in Jugendlichen mehr oder weniger heftig aus. Das verlangt von Ihnen als Eltern in erster Linie, dass Sie [[loslassen]] können, denn wenn Sie Jugendliche in diesem Alter noch zurückhalten wollen, kommt es zwangsläufig zu massiven Konflikten, die Sie schon aus rein körperlichen Gründen in der Regel nicht mehr beherrschen können. Davon abgesehen sollte sich die Auseinandersetzung nun zudem nach ausserhalb der Familie verlagern. Das geht aber nur dann gefahrlos, wenn der Jugendliche schon als Kind erfahren konnte, dass seinem Willen Grenzen gesetzt werden und er seinerseits von den Eltern respektiert wurde. Dann ist der Jugendliche fähig, auch mit seinen Kameraden einen respektvollen Umgang zu kultivieren, auch wenn es mal zum einen oder anderen "[[Hahnenkampf]]" oder "[[Zickenkrieg]]" kommt.  
Ein echter Prüfstein, ob die Erziehung erfolgreich war, ist schliesslich die [[Pubertät]], wenn der Wille zur Selbstbestimmung in Jugendlichen mehr oder weniger heftig ausbricht. Das verlangt von Ihnen als Eltern in erster Linie, dass Sie [[loslassen]] können. Denn wenn Sie Jugendliche in diesem Alter noch zurückhalten wollen, kommt es zwangsläufig zu massiven Konflikten, die Sie schon aus rein körperlichen Gründen in der Regel nicht mehr beherrschen können. Davon abgesehen sollte sich die Auseinandersetzung nun nach ausserhalb der Familie verlagern. Das geht aber nur dann gefahrlos, wenn der Jugendliche schon als Kind erfahren konnte, dass der Wille auf [[Widerstand der Eltern|Widerstand]] stossen kann und nach einer Konfrontation eine [[Versöhnung zwischen Eltern und Kind|Versöhnung]] möglich ist. Dann ist der Jugendliche fähig, auch mit seinen Kameraden einen respektvollen Umgang zu kultivieren, auch wenn es gelegentlich zum einen oder anderen [[Hahnenkampf]]oder [[Zickenkrieg]]kommt.  


Wurden dem Kind hingegen in den ersten Jahren nur ungenügend gelehrt mit Grenzen umzugehen, wird es in der Pubertät häufig sehr schnell gefährlich. Denn einerseits lauern die Versuchungen und Gefahren der Erwachsenenwelt und andererseits stossen gerade diese Jugendlichen regelmässig auf Leute mit den gleichen Problemen, sodass [[Gewalttätigkeit]] und [[Missbrauch]] schon fast zwangsläufige Folgen sind.
Wurden dem Kind hingegen in den ersten Jahren nur ungenügend gelehrt, mit Widerstand umzugehen, wird es in der Pubertät häufig sehr schnell gefährlich. Denn einerseits lauern die Versuchungen und Gefahren der Erwachsenenwelt und andererseits stossen gerade diese Jugendlichen regelmässig auf Leute mit den gleichen Problemen, sodass [[Gewalttätigkeit]] und [[Missbrauch]] schon fast zwangsläufige Folgen sind. Eltern haben dann häufig den Eindruck, dass sich die [[Trotzen|Trotzphase]] wiederholt, ein sicheres Zeichen für [[Erziehungsfehler]] während der Phase der Willensbildung. [[Nacherziehen]] ist dann war noch möglich, aber ungleich schwieriger und aufwändiger.


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Das [[Ziel der Erziehung]] ist gemäss diesem Wiki [[Selbständigkeit]] und [[Beziehungsfähigkeit]]. Dazu ist nebst [[Selbstvertrauen]] eben auch ein [[freier Wille]] nötig. Ob und wann das erwachsene Kind dieses Ziel erreicht beziehungsweise überhaupt erreichen will, ist zwar mehr eine Frage seiner eigenen Persönlichkeit oder gehört gar zu seinem, wie auch immer definierten, [[Schicksal]]. Doch als Eltern haben Sie immerhin die einmalige Chance, dem Kind das Fundament dazu zu schaffen. Dieses Fundament muss in den ersten vier, entscheidenden Jahren gelegt werden.  
Das [[Ziel der Erziehung]] ist gemäss diesem Wiki [[Selbständigkeit]] und [[Beziehungsfähigkeit]]. Dazu ist nebst [[Selbstvertrauen]] eben auch ein [[freier Wille]] nötig. Ob und wann das erwachsene Kind dieses Ziel erreicht beziehungsweise überhaupt erreichen will, ist zwar mehr eine Frage seiner eigenen Persönlichkeit oder gehört gar zu seinem, wie auch immer definierten, [[Schicksal]]. Doch als Eltern haben Sie immerhin die einmalige Chance, dem Kind das Fundament dazu zu schaffen. Dieses Fundament muss in den ersten vier, entscheidenden Jahren gelegt werden.  


Die Zeit der [[Berufsbildung]], sei es in einem Lehrbetrieb oder an einer Hochschule, ist häufig auch die Zeit, in der sich Jugendliche und junge Erwachsene "die Hörner abstossen". Konflikte mit Autoritätspersonen, oder zumindest Infragestellungen, sind an der Tagesordnung. Diese Personen sind meistens aber bloss eine Projektionsfläche für Themen, die eigentlich die Eltern [[Phasen der Erziehung|in der ersten Jahren]] hätten lösen sollen, insbesondere eben [[Grenzen]]. Ausdruck des eigenen Willens sind auch [[Streitgespräche]] und [[Diskussionen]] über die Gesellschaft (insbesondere deren Ungerechtigkeit) und ähnliches. Es dürfte dabei eher die Regel als die Ausnahme sein, dass Ihnen die Ansichten Ihrer Kinder über "Gott und die Welt" als abstrus, unsinnig oder zumindest unüberlegt erscheinen. Das mag durchaus auch objektiv betrachtet so sein. Doch sollten Sie diese Mängel eher als eine gewisse Unbeholfenheit im Ausdruck betrachten. Üben Sie sich in [[Toleranz der Eltern|Toleranz]], ähnlich  wie Sie es damals machten, als das Kind zu sprechen begann und nur mit Mühe die richtigen Worte fand, geschweige denn die korrekte Aussprache oder  gar Grammatik. Das Thema wiederholt sich nämlich bei Jugendlichen ganz ähnlich: Primär geht es um die Opposition gegen das Bestehende - wofür die Eltern eher symbolisch stehen! - an sich, als um stringente Ausführungen. Statt also einfach alles gleich als Hirngespinst abzutun, sollten Sie nachfragen und so vom Jugendlichen [[Forderungen der Eltern|fordern]], seine Überlegungen zu begründen und zu überprüfen.
Die Zeit der [[Berufsbildung]], sei es in einem Lehrbetrieb oder an einer Hochschule, ist häufig auch die Zeit, in der sich Jugendliche und junge Erwachsene „die Hörner abstossen“. Konflikte mit Autoritätspersonen, oder zumindest Infragestellungen, sind an der Tagesordnung. Diese Personen sind meistens aber bloss eine Projektionsfläche für Themen, die eigentlich die Eltern [[Phasen der Erziehung|in den ersten Jahren]] hätten lösen sollen, insbesondere eben [[Grenzen]]. Ausdruck des eigenen Willens sind auch [[Streitgespräche]] und [[Diskussionen]] über die Gesellschaft (insbesondere deren Ungerechtigkeit) und ähnliches. Es dürfte dabei nicht selten vorkommen, dass Ihnen die Ansichten Ihrer Kinder über „Gott und die Welt“ als unsinnig oder zumindest unüberlegt erscheinen. Möglicherweise liegen Sie mit dieser Einschätzung sogar richtig. Doch sollten Sie dieses Verhalten eher als eine gewisse Unbeholfenheit im Ausdruck betrachten. Üben Sie sich in [[Toleranz der Eltern|Toleranz]], ähnlich  wie Sie es damals machten, als das Kind zu sprechen begann und nur mit Mühe die richtigen Worte fand, geschweige denn die korrekte Aussprache oder  gar Grammatik. Das Thema wiederholt sich nämlich bei Jugendlichen ganz ähnlich: Primär geht es um die Opposition gegen das Bestehende an sich. Statt also einfach alles gleich als Hirngespinst abzutun, sollten Sie nachfragen und so vom Jugendlichen eine Begründung seiner Ansicht [[Forderungen der Eltern|fordern]]. Diese [[Auseinandersetzung|Konfrontieren]] ist wichtig und hilft Jugendlichen, ihre Ansichten zu prüfen und Argumente zu finden.


In dieser Zeit zeigt sich Ihr Erfolg in der Erziehung auch an der [[Ausdauer des Kindes|Ausdauer]] und an der [[Frustrationstoleranz]] bei der Ausbildung.  
In dieser Zeit zeigt sich Ihr Erfolg in der Erziehungsarbeit der ersten Jahre auch an der erworbenen [[Frustrationstoleranz]], wenn Jugendliche in der [[Schule]] oder bei [[Freizeitaktivitäten]] mit [[Regeln]] umgehen müssen, deren Sinn und Unsinn sie nicht immer nachvollziehen können.  


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Der Wille ist also eine äusserst wertvolle Kraft des Menschen, verlangt während seiner Entfaltung aber auch sehr viel Aufmerksamkeit, ansonsten diese Kraft entweder verkümmert oder zum Schaden anderer ausartet. Das Ziel der Erziehung sollte deshalb der [[Freier Wille|freie Wille]] sein.
Der Wille ist also eine äusserst wertvolle Kraft des Menschen, verlangt während seiner Entfaltung aber auch sehr viel Aufmerksamkeit, ansonsten diese Kraft entweder verkümmert oder zum Schaden anderer ausartet. Das Ziel der Erziehung sollte deshalb der [[Freier Wille|freie Wille]] sein. Freier Wille bedeutet, dass ein Mensch Mittel und Wege findet, seine wirklichen Ziele zu erreichen. Ziele, die nicht bloss für den Menschen selbst sinnvoll sind, sondern auch für seine Umwelt von Nutzen sind. Es geht also darum, dass der Mensch sein ganzes [[Potential]] abrufen kann, all seine [[Kreativität]] leben kann, sodass er damit selbst [[Zufriedenheit]] und [[Glück]] findet und auch seine Mitmenschen erfreuen kann. Freier Wille ist denn auch ziemlich genau das Gegenteil von [[Egoismus]], denn er strebt nicht bloss nach kurzfristiger Befriedigung oder Gewinn an Materiellem, sondern dient höheren Zielen der Menschheit. Es geht also um eine innere [[Freiheit]].
 
Freier Wille bedeutet, dass ein Mensch Mittel und Wege findet, seine wirklichen Ziele zu erreichen. Ziele, die nicht bloss für den Menschen selbst sinnvoll sind, sondern auch für seine Umwelt von Nutzen sind. Es geht also darum, dass der Mensch sein ganzes [[Potential]] abrufen kann, all seine [[Kreativität]] leben kann, sodass er damit selbst [[Zufriedenheit]] und [[Glück]] findet und auch seine Mitmenschen erfreuen kann. Freier Wille ist denn auch ziemlich genau das Gegenteil von [[Egoismus]], denn er strebt nicht bloss nach kurzfristiger Befriedigung oder Gewinn an Materiellem, sondern dient höheren Zielen der Menschheit. Es geht also um eine innere [[Freiheit]].


Zu dieser inneren Freiheit ist grundsätzlich jeder Mensch fähig. Voraussetzung ist aber, dass der Wille in den [[Phasen der Erziehung|ersten, alles entscheidenden Jahren]] des Kindes von den Eltern entsprechend kultiviert wurde, ansonsten es später enorm schwierig wird. Kultiviert wird der Wille in erster Linie dadurch, dass dem Kind [[Grenzen]] gesetzt werden und umgekehrt die [[Grenzen des Kindes]] ebenso respektiert werden. Dafür sind ausschliesslich die [[Verantwortung der Eltern|Eltern zuständig]] (also weder die Schule noch die Nachbarn). Wenn das Kind in den ersten vier Jahren erst einmal gelernt hat, mit diese Kraft konstruktiv umzugehen, wird es seinen ganz individuellen Willen von alleine und [[selbst tun|selbst]] zum Guten weiterentwickeln. Es kann dann bereits in der (Vor)Schule seine Anliegen ausdrücken oder seine eigenen Ideen umsetzen. Gleichzeitig kann es auch Grenzen seiner Umwelt respektieren und ist seinerseits fähig, [[Nein des Kindes|"Nein!"]] zu sagen, das heisst sich zum Beispiel gegen [[Grenzüberschreitungen]] seiner [[Kameradschaft|Kameraden]] zu wehren.
Zu dieser inneren Freiheit ist grundsätzlich jeder Mensch fähig. Voraussetzung ist aber, dass der Wille in den [[Phasen der Erziehung|ersten, alles entscheidenden Jahren]] des Kindes von den Eltern entsprechend kultiviert wurde, ansonsten es später enorm schwierig wird. Kultiviert wird der Wille in erster Linie dadurch, dass dem Kind während der Phase der Willensbildung auch [[Widerstand der Eltern|Widerstand]] entgegengestzt wird, zuerst in Form von [[Herausforderungen]], aber auch in Form von [[Grenzen]]. Dafür sind in erster Linie die [[Verantwortung der Eltern|Eltern zuständig]] (also weder die Schule noch die Nachbarn). Wenn das Kind erfahren hat, wie es mit dieser Kraft konstruktiv umgehen kann, wird es seinen ganz individuellen Willen von alleine und [[selbst tun|selbst]] zum Guten weiterentwickeln. Es kann dann bereits in der (Vor)Schule seine Anliegen ausdrücken oder seine eigenen Ideen umsetzen. Gleichzeitig kann es auch Grenzen seiner Umwelt respektieren und ist seinerseits fähig, [[Nein des Kindes|„Nein!]] zu sagen, das heisst sich zum Beispiel gegen [[Grenzüberschreitungen]] seiner [[Kameradschaft|Kameraden]] zu wehren.


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* [[Freier Wille]]
* [[Herausforderungen]]
* [[Grenzen]]
* [[Grenzen]]
* [[Wollen]]
* [[Fordern]]
* [[Möchten des Kindes|Möchten]]
* [[Wünschen]]
* [[Respekt]]
* [[Respekt]]
* [[Willensstark|Willensstärke]]
* [[Willensstark|Willensstärke]]
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Aktuelle Version vom 5. Juni 2023, 12:27 Uhr


Die Phase der Willensbildung beginnt in der Regel etwa im dritten Lebensjahr des Kindes und ist, zusammen mit der Vertrauensbildung, die weitaus wichtigste Phase der Erziehung. Wenn das Kind seinen eigenen Willen entwickelt, müssen Sie lernen, auch Widerstand in Form von Herausforderungen und Grenzen zu leisten, sodass aus dem anfangs noch rohen und ungestümen Willen ein möglichst freier Wille wird, das heisst ein Wille, der auch die Mitmenschen und die Umwelt respektiert.

Ein freier Wille ist nebst dem Selbstvertrauen die stärkste und wertvollste Kraft des Menschen. Um dieses Ziel zu erreichen, müssen Sie einerseits selbst "Nein!" sagen können und andererseits das "Nein!" des Kindes respektieren. Konsequent "Nein!" sagen können Sie aber nur, wenn Sie während der Phase der Vertrauensbildung gelernt haben, wirklich "Ja" zu Ihrem Kind zu sagen!

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Vertrauensbildung (bis etwa 2 Jahre)

Das "Nein!" ist auf das Engste mit dem "Ja" zum Kind verbunden. Denn nur Eltern, die wirklich "Ja" gesagt haben, können auch "Nein!" sagen und nur ein Kind, das ein wirkliches "Ja" erfahren hat, kann später ein "Nein!" respektieren. Die Willensbildung setzt deshalb ein tragfähiges Vertrauensverhältnis voraus. Diese Vertrauensbildung muss im Wesentlichen in den beiden ersten Lebensjahren geschehen, also noch vor der Willensbildung, ansonsten die Basis für die Beziehung zwischen den Eltern und dem Kind fehlt.

Das Kind muss in dieser Zeit erfahren haben, dass all seine Grundbedürfnisse möglichst bedingungslos, unmittelbar und umfassend befriedigt wurden. Nur so wird sein Vertrauen in die Eltern, das es von Geburt aus mitbringt, bestätigt. Im gleichen Masse, wie die Eltern gelernt haben, dem Kind, dessen Grundbedürfnissen und Fähigkeiten zu vertrauen, kann das Kind Selbstvertrauen entwickeln. Und genau dieses Selbstvertrauen ist Voraussetzung dafür, dass das Kind das "Nein!" der Eltern akzeptieren kann. Ein Kind hingegen, das noch zu wenig Selbstvertrauen hat, wird sich schon beim geringsten Widerstand sofort in Frage stellen und daran zweifeln, dass es überhaupt geliebt wird und folglich mit Verlustängsten reagieren.

Sozusagen ein erster Prüfstein ist die "kleine Autonomiephase", das heisst, wenn das Kind zu laufen oder sprechen lernt. Sein Aktionsradius erweitert sich plötzlich und es kann seine Bedürfnisse noch besser mitteilen. Der Wille ist aber immer noch auf die Grundbedürfnisse des Kindes ausgerichtet, es geht also ausschliesslich um den Lebenswillen, das heisst um das blosse Überleben des Kindes. Das "Nein!" der Eltern ist deshalb nur ausnahmsweise nötig, insbesondere wenn Gefahren drohen

Als Eltern sollten Sie also in den beiden ersten Jahren gelernt haben, dass Ihr Kind unglaubliche Fähigkeiten hat und diese auch selbst entwickeln kann. Wenn das Kind zum Beispiel beim Laufen lernen immer wieder hinfällt, ohne dass Sie sich gleich auf es stürzen und wieder hochheben, überlassen Sie ihm die Verantwortung und es kann lernen, wie es sich noch geschickter bewegen kann. Nur wenn Sie in dieser Phase gelernt haben, an die Fähigkeiten des Kindes zu glauben, werden Sie in der folgenden Phase der Willensbildung dem Kind zumuten können, dass es auch mit Grenzen und Ihrem "Nein!" umgehen kann.

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Willensbildung (etwa 2 bis 4 Jahre)

Ein möglichst freier Wille ist nebst dem Selbstvertrauen die wohl wichtigste Kraft der Persönlichkeit, wenn es darum geht, dass der Mensch sein ganzes Potential ausschöpfen kann. Als Eltern müssen Sie deshalb äusserst achtsam sein: Einerseits soll das Kind diese Kraft möglichst konstruktiv und kreativ einsetzen können, andererseits wird es mit seiner Willensenergie unweigerlich mit den Absichten und Wertvorstellungen seiner Umwelt konfrontiert. Sie müssen deshalb lernen, dem Kind Widerstand zu leisten, indem Sie ihm Herausforderungen anbieten, aber auch Grenzen setzen, wenn es zu weit geht.

Die Allmachtsphantasien von Dreijährigen sind legendär. Der Glaube, Berge versetzen und auf den Mond fliegen zu können, hat vor allem mit der Kraft des Willens zu tun. Dieser Glaube ist zwar sehr wertvoll, doch muss der junge Mensch gleichzeitig lernen, dass er gewisse Grenzen respektieren muss, ansonsten er sehr schnell abstürzen könnte. Respekt lernt das Kind, wenn sein Wille in diesem Alter gewissermassen kultiviert wird. Kultiviert wird der Wille, wenn das Kind Grenzen erfährt. Während in früheren Zeiten schon die Macht der Natur dem Menschen Grenzen setzte, ist es heutzutage geradezu ein Markenzeichen der westlichen Zivilisation, dass mehr und mehr alles grenzenlos ist, sei es der Überfluss an Nahrungsmittel, sei es die Verkehrsinfrastruktur, die Menschen nahezu beliebig auf der Welt umherreisen lässt.

Herausforderungen

Wie jede Kraft will auch der Wille gebraucht, das heisst gefordert werden. Kinder suchen deshalb gerade in diesem Alter Herausforderungen. Ermutigen Sie das Kind beim Klettern auf den Baum oder beim Wandern in den Bergen. Auch Fussball spielen eignet sich wunderbar für Kinder in diesem Alter: Jedes Kind kann auf einen Ball eindreschen, doch muss es auch lernen, den Ball zu treffen (und nicht das Bein der Mitspieler), oder lernen, dass es den Ball nur in bestimmten Situationen in die Hände nehmen darf. Das sind elementare Regeln, mit denen der Wille auf sehr einfache und doch sehr effiziente Art und Weise in sinnvolle und nützliche Bahnen gelenkt werden kann.

Übertreiben Sie es aber nicht: Ihr Kind braucht in diesem Alter noch kein "Training". Es ist zwar durchaus möglich, Kinder schon in diesem Alter zu Höchstleistungen zu treiben und auf einen künftigen Tennisstar zu hoffen. Doch geht das in der Regel nur nach dem Prinzip von "Zuckerbrot und Peitsche", hat also mehr mit Dressur denn mit Erziehung zu tun. Falls Sie unsicher sind, wie weit Sie gehen dürfen, hilft ein einfacher Massstab: Solange das Kind Freude an den Herausforderungen hat, sind Sie "im grünen Bereich".

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Grenzen

Von Natur aus kennt das Kind bloss eine Grenze: wenn ihm seine eigene Kraft und Energie ausgeht. Dabei wird es weder sich selbst schonen, noch irgendwelche Rücksicht auf seine Umgebung nehmen. Kommt dazu, dass die westlichen Zivilisation dank der technischen Entwicklung die natürlichen Grenzen des Menschen immer weiter verschiebt. Der allgemein herrschende Überfluss hat aber gerade in der Erziehung von Kindern auch seine Schattenseiten. Es liegt deshalb zunächst in der Verantwortung der Eltern, Grenzen zu setzen, auch wenn es eigentlich von den rein materiellen Möglichkeiten her gesehen gar nicht nötig wäre. Das verlangt von Ihnen möglicherweise einiges an Überwindung und Mut. Denn während der Vertrauensbildung durften, ja sollten Sie grundsätzlich immer zuerst einmal "Ja" sagen, während jetzt plötzlich auch ein konsequentes "Nein!" gefordert ist. Die beiden Prinzipien bedingen sich aber gegenseitig: Das eine geht nicht ohne das andere!

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"Nein!"

Das sich das "Ja" und das "Nein!" gegenstig bedingen, zeigt sich insbesondere darin, dass Kinder Grenzen nur dann akzeptieren können, wenn sie bereits genügend Selbstvertrauen entwickelt haben. Denn ohne das Vertrauen, dass das Kind trotz eines „Neins!“ von seinen Eltern geliebt wird, wird es sich zurückgewiesen fühlen und mit entsprechender Verunsicherung reagieren. Ein Kind hingegen, das genügend Selbstvertrauen entwickeln konnte, wird einen Widerstand nicht als Zurückweisung, sondern als Kontakt empfinden, den es unbedingt benötigt!

Eltern haben nur dann den Mut, dem Kind laut und deutlich "Nein!" zu sagen, wenn sie dem Kind auch zutrauen, mit den Konsequenzen umgehen zu können. Ansonsten werden sie dem Kind höchstens halbherzig Widerstand leisten, dafür immer wieder und solange, bis es ihnen womöglich verleidet ist und sich das Kind schliesslich durchgesetzt hat. Die andere, nicht minder kontraproduktive Variante ist die, dass die Eltern so lange zuwarten, bis sie "explodieren" und das Kind mit roher Gewalt stoppen.

Die Antwort der Eltern heisst nämlich ganz einfach, aber laut und deutlich, „Nein!“. Es genügt ein einziges "Nein!". Vorausgesetzt Sie bleiben konsequent dabei. Das heisst beim Kind bleiben und geduldig abwarten, bis es dieses „Nein“ akzeptiert hat. Wichtig ist dabei, dass Sie das Kind keinesfalls verlassen, sondern ruhig neben ihm bleiben, auch wenn es auf dem Rücken liegt und wild um sich schreit. Sie brauchen das Kind weder zu halten noch mit ihm zu sprechen (zumal es sich mit grösster Wahrscheinlichkeit gegen beides mit Händen und Füssen wehren wird!). Konzentrieren Sie sich dafür darauf, dass Sie das Kind auch in dieser Situation bedingungslos lieben: Vertrauen Sie ihm, dass es sich von alleine wieder beruhigt und danach etwas ganz Wichtiges gelernt hat: Es darf seinen eigenen Willen haben, doch kann dieser auf Grenzen seiner Umwelt stossen und muss entsprechend gebändigt werden. Denn mit einer solch enormen Kraft muss das Kind erst umzugehen lernen. Dazu braucht es seine Eltern als eine Art Sparringspartner: Als Eltern müssen Sie hinstehen und Widerstand leisten. Wenn das Kind Sie zum Beispiel schlägt (was in dieser Phase häufig vorkommt und an sich völlig normal ist!), dürfen Sie es weder zurückschlagen noch einfach davor ausweichen. Rufen Sie stattdessen sofort und laut „Nein!“ (Sie können auch "Halt!" oder "Stop!" rufen, doch ist das bereits eine Abschwächung von "Nein!"). Sie dürfen das Kind dabei auch richtig anschreien. Im Extremfall können sie dem tretenden Kind auch einmal die Kante der Schuhsohle hinhalten, sodass es seine Kraft körperlich zu spüren bekommt. Wichtig ist dabei, dass Sie das Kind nie angreifen, sondern ausschliesslich seine Angriffe abwehren. Tun Sie es aber in voller Überzeugung und suchen Sie den Blickkontakt. Zögern Sie keine Sekunde und reagieren Sie lieber einmal zu heftig. Wenn Sie nämlich mehrmals und in abgeschwächter Form reagieren, werden Sie ein Kind, in dem gerade der Willen zu explodieren beginnt, niemals überzeugen können und es wird Ihr Zögern als Schwachpunkt verstehen, den es auszunutzen gilt. Wenn das Kind aber von seinen Eltern keine Grenzen erhält, wird es diese ausserhalb zu suchen beginnen, was dann regelmässig mit unkontrollierbaren Gefahren verbunden ist.

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Tobsuchtsanfälle und Trotzreaktionen

Ganz ohne Konflikte zwischen Eltern und Kind wird es anfangs selten gehen, denn so einfach werden sich Kinder, die gerade die Kraft ihres Willens erfahren haben, nicht von ihren Vorhaben abbringen lassen. Das ist auch gut so, allerdings müssen Sie lernen, auf angemessen auf allfälliges Toben zu reagieren. Die allermeisten Eltern reagieren da beim ersten Mal ziemlich hilflos oder gar mit roher Gewalt, indem sie zum Beispiel dem Kind einfach das als zu gefährlich empfundene Messer aus den Händen reissen (wobei sinnigerweise gerade dadurch erst die eigentliche Gefahr erst entsteht!). Beginnt das Kind bei Ihrem "Nein!" zu toben, müssen Sie sich zuerst sicher sein, dass Sie bei Ihrer Haltung bleiben wollen. Dann gilt:

  1. Ruhig bleiben,
  2. Beim Kind bleiben und
  3. Warten, bis sich das Kind ausgetobt hat
  4. und schliesslich bereit zur Versöhnung zu sein.

Das wird Ihnen wahrscheinlich nicht auf Anhieb gelingen, zumal Kinder ihre Tobsuchtsanfälle nicht ankündigen, ihre Eltern damit also regelmässig überraschen. Sie werden aber mit Sicherheit bald die nächste Gelegenheit erhalten, sodass Sie sich vorbereiten können! Und schon bald werden Sie staunen, wie einfach es eigentlich geht. Sind Sie sich hingegen unsicher, ob Sie Ihre Haltung überhaupt durchsetzen wollen, lassen Sie es besser gleich von Anfang an sein. Denn Ihr Kind muss sich auf Sie verlassen können, es erwartet von Ihnen ein klares "Ja" oder ein konsequentes "Nein!", mit einem "Jein" kann es nichts anfangen!

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Das "Nein!" des Kindes

Der Wille des Kindes äussert sich nicht nur fordernd ("Ich will!"), sondern auch abwehrend, indem das Kind "Nein!" sagt. Und das "Ich will nicht!" müssen Sie als Eltern genauso respektieren, wie Sie vom Kind fordern, dass es seinerseits Ihren Willen respektiert. Wenn das Kind zum Beispiel den Fussball nicht mehr aus den Händen geben will, dürfen Sie ihm diesen nicht einfach aus den Händen reissen. Das wäre ein Machtmissbrauch und somit eine Grenzüberschreitung Ihrerseits: Sie setzen damit dem Kind keine Grenze, sondern versuchen, seinen Willen zu brechen. Ein Kind, dessen Wille gebrochen wird, wird sich aber gut überlegen, wie es seinen Willen das nächste Mal durchsetzen kann und es wird früher oder später entsprechende Wege finden (spätestens wenn es Ihnen körperlich nicht mehr völlig unterlegen ist)! Besser wäre deshalb, das Fussballspiel einfach zu unterbrechen und zu warten: So kann das Kind verstehen, dass das Spiel nicht weitergehen kann, wenn es sich nicht an die Regeln hält. Da Kinder aber von Natur aus ausgesprochen kooperativ veranlagt sind, wird es nicht lange gehen und es will wieder mitspielen. Vielleicht klappt das noch nicht beim ersten Mal, doch mit ein wenig Güte und Geduld lernt das Kind sehr schnell, wie es seinen Willen erfolgreich einsetzen kann.

In den meisten Fällen können Sie das "Nein!" des Kindes aber sowieso ganz einfach akzeptieren, das heisst dem Kind die Konsequenzen davon zumuten, ohne dass irgendeine Gefährdung entstehen würde. Das gilt auch dann, wenn Sie der Meinung sind, dass das Kind mit seinem "Nein!" völlig irrational reagieren würde. Denn gerade zu Beginn der Willensbildung geht es weniger um rationale Argumente, als vielmehr um den Willen als solchen: Das Kind hat eine Kraft entdeckt, die es ausprobieren will. Wenn das Kind zum Beispiel spätabends das Zimmer nicht mehr aufräumen will, brauchen Sie es dazu nicht zu zwingen. Entscheidend ist aber, dass Sie die Arbeit nicht einfach übernehmen, sondern die Konsequenzen dem Kind überlassen. Das kann dann zum Beispiel bedeuten, dass es am nächsten Morgen erst dann Frühstück erhält, wenn es aufgeräumt hat (oder Sie gehen noch weiter und lassen das Kind so lange in seiner Unordnung, bis es ihm selbst zu unwohl wird).

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Natürliche Grenzen des Kindes

Der Wille des Kindes stösst nicht nur an Grenzen seiner Mitmenschen, sondern auch an seine eigenen: Wenn das Kind immer wieder den Baum hochklettert, wird es irgendwann erschöpft sein oder es hat ab einer gewissen Höhe Angst und will wieder runter. Lassen Sie das Kind unbedingt solche eigenen Erfahrungen machen. Es ist wichtig, dass das Kind selbst spürt, wie weit es gehen mag. Dann brauchen Sie sich nämlich auch keine Sorgen zu machen, dass sich das Kind überfordern würde. Kinder überfordern sich selbst nämlich erst dann, wenn ihnen immer wieder verwehrt wurde, ihre eigenen Grenzen wahrzunehmen, ansonsten hören sie einfach auf, wenn sie genug haben. Vertrauen Sie also Ihrem Kind, dass es selbst am besten weiss, wie weit es gehen kann. Durch die Erfahrung von eigenen Grenzen kann es auch Grenzen seiner Umwelt besser wahrnehmen. Wenn das Kind zum Beispiel bis zur Erschöpfung herumrennen darf, wird es auch besser verstehen, wenn Sie ihm Ihrerseits sagen, dass Sie es nicht mehr tragen mögen.

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Gebrochener Wille und Willensschwäche

Während es in früheren Zeiten im Rahmen eines autoritären Erziehungsstils geradezu eine Tugend war, den Willen des Kindes zu brechen, fielen einige Eltern mit der sogenannten antiautoritären Erziehung gleich ins andere Extrem und begannen schlicht darauf zu verzichten, Widerstand zu leisten. Beides ist ausgesprochen kontraproduktiv.

Wenn Sie auf den Willen mit roher Gewalt reagieren, das Kind also zum Beispiel einfach irgendwo losreissen, es einsperren, oder es gar schlagen, wird sein Wille gebrochen. Wenn das zur Gewohnheit wird, kann das sowohl für Sie als Eltern als auch für das Kind fatale Folgen haben: Das Kind wird zunächst eine riesige Wut auf Sie entwickeln, die es aufgrund seiner körperlichen Unterlegenheit aber noch nicht "erfolgreich" einsetzen kann, und sich womöglich gleich noch vornehmen, sich irgendwann an Ihnen zu rächen. Dazu muss es nicht einmal unbedingt warten, bis es körperlich stärker als Sie sein wird: Es wird schon genügen, Sie in einem schwachen Moment mit List zu erwischen! Die Beziehung zwischen Ihnen und dem Kind wird dadurch jedenfalls massiv beeinträchtigt und entsprechend wird das Kind auch nur beschränkt seine Beziehungsfähigkeit entwickeln können.

Und schliesslich wird ein gebrochener Wille das Kind zu äusserst gefährlichen Ersatzhandlungen provozieren oder sich gar gegen es selbst richten, zum Beispiel in Form von Resignation, Faulheit, leichter Beeinflussbarkeit oder gar Depressionen. Denn der Wille mag zwar gebrochen sein, verschwunden ist er deshalb noch lange nicht. Er wird vielmehr verkümmern und kann kaum mehr konstruktiv und kreativ gebraucht werden.

Doch auch das Gegenteil eines gebrochenen Willens ist verheerend: Wenn Sie dem Willen des Kindes keinen Widerstand entgegenhalten, wird dieser schlicht ins Leere laufen. Ein Kind, das einfach ohne Rücksicht auf seine Umwelt tun und lassen kann, was ihm gerade einfällt, wird seine Antriebskraft sehr schnell verlieren. Es wird in Gruppen zudem schnell zum Störenfried und wird später Mühe haben, Beziehungen einzugehen. Der Wille ist wie ein Muskel, der trainiert werden will, ansonsten er sehr schnell erschlafft und womöglich zu kränkeln beginnt.

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Vertrauen und Wille

Der Wille ist vor allem anfangs nicht nur eine enorm starke, sondern meist auch sehr ungestüme Kraft, mit der Kinder oft selbst noch überfordert sind. Umso wichtiger ist es, dass sich Ihr Kind darauf verlassen kann, dass Sie ihm Leitplanke und Sparringspartner sind. Das setzt eine solide Vertrauensbasis voraus. Denn nur wenn das Vertrauen des Kindes in Sie schon zuvor genügend bestätigt worden ist, wird es nun auch Ihren wohlwollenden Widerstand als solchen respektieren können.

Oder anders gesagt: nur wenn Sie zuvor gelernt haben, wirklich „Ja“ zu sagen, können Sie dem Kind auch konsequent „Nein!“ sagen und kann dieses mit dem „Nein!“ umgehen. Ist dieses Vertrauen hingegen nicht da, werden Sie kaum den Mut aufbringen können, Ihrem Kind gegenüber konsequent zu bleiben und sich dauernd vor Liebesentzug fürchten. Die Folge davon sind häufig „faule Kompromisse“, die das Problem zwar ein wenig aufschieben, aber nicht lösen!

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Sozialisation bis Pubertät (etwa 4 bis 16 Jahre)

Mit dem Eintritt in die (Vor)Schule sollte das Kind genügend reif sein, um fortan weitgehend selbständig erwachsen zu werden. Von diesem Moment an dürfen Sie sich als Eltern bereits auf eine Art Begleitung zurückziehen. Ob das Kind diese Reife bereits erreicht hat, können Sie zum Beispiel daran erkennen, ob es mit den Regeln in der Schule (oder allenfalls im Musik- oder Sportunterricht) klarkommt, ohne dass Sie als Eltern immer wieder eingreifen müssen. Denn nur wenn das Kind bereits genügend Selbstvertrauen hat, seine Kameraden respektieren kann und umgekehrt sich dafür wehren kann, dass auch sein Wille respektiert wird, kann von einer erfolgreichen Sozialisation gesprochen werden.

Ein echter Prüfstein, ob die Erziehung erfolgreich war, ist schliesslich die Pubertät, wenn der Wille zur Selbstbestimmung in Jugendlichen mehr oder weniger heftig ausbricht. Das verlangt von Ihnen als Eltern in erster Linie, dass Sie loslassen können. Denn wenn Sie Jugendliche in diesem Alter noch zurückhalten wollen, kommt es zwangsläufig zu massiven Konflikten, die Sie schon aus rein körperlichen Gründen in der Regel nicht mehr beherrschen können. Davon abgesehen sollte sich die Auseinandersetzung nun nach ausserhalb der Familie verlagern. Das geht aber nur dann gefahrlos, wenn der Jugendliche schon als Kind erfahren konnte, dass der Wille auf Widerstand stossen kann und nach einer Konfrontation eine Versöhnung möglich ist. Dann ist der Jugendliche fähig, auch mit seinen Kameraden einen respektvollen Umgang zu kultivieren, auch wenn es gelegentlich zum einen oder anderen „Hahnenkampf“ oder „Zickenkrieg“ kommt.

Wurden dem Kind hingegen in den ersten Jahren nur ungenügend gelehrt, mit Widerstand umzugehen, wird es in der Pubertät häufig sehr schnell gefährlich. Denn einerseits lauern die Versuchungen und Gefahren der Erwachsenenwelt und andererseits stossen gerade diese Jugendlichen regelmässig auf Leute mit den gleichen Problemen, sodass Gewalttätigkeit und Missbrauch schon fast zwangsläufige Folgen sind. Eltern haben dann häufig den Eindruck, dass sich die Trotzphase wiederholt, ein sicheres Zeichen für Erziehungsfehler während der Phase der Willensbildung. Nacherziehen ist dann war noch möglich, aber ungleich schwieriger und aufwändiger.

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Erwachsenwerden (etwa 16 bis 25 Jahre)

Das Ziel der Erziehung ist gemäss diesem Wiki Selbständigkeit und Beziehungsfähigkeit. Dazu ist nebst Selbstvertrauen eben auch ein freier Wille nötig. Ob und wann das erwachsene Kind dieses Ziel erreicht beziehungsweise überhaupt erreichen will, ist zwar mehr eine Frage seiner eigenen Persönlichkeit oder gehört gar zu seinem, wie auch immer definierten, Schicksal. Doch als Eltern haben Sie immerhin die einmalige Chance, dem Kind das Fundament dazu zu schaffen. Dieses Fundament muss in den ersten vier, entscheidenden Jahren gelegt werden.

Die Zeit der Berufsbildung, sei es in einem Lehrbetrieb oder an einer Hochschule, ist häufig auch die Zeit, in der sich Jugendliche und junge Erwachsene „die Hörner abstossen“. Konflikte mit Autoritätspersonen, oder zumindest Infragestellungen, sind an der Tagesordnung. Diese Personen sind meistens aber bloss eine Projektionsfläche für Themen, die eigentlich die Eltern in den ersten Jahren hätten lösen sollen, insbesondere eben Grenzen. Ausdruck des eigenen Willens sind auch Streitgespräche und Diskussionen über die Gesellschaft (insbesondere deren Ungerechtigkeit) und ähnliches. Es dürfte dabei nicht selten vorkommen, dass Ihnen die Ansichten Ihrer Kinder über „Gott und die Welt“ als unsinnig oder zumindest unüberlegt erscheinen. Möglicherweise liegen Sie mit dieser Einschätzung sogar richtig. Doch sollten Sie dieses Verhalten eher als eine gewisse Unbeholfenheit im Ausdruck betrachten. Üben Sie sich in Toleranz, ähnlich wie Sie es damals machten, als das Kind zu sprechen begann und nur mit Mühe die richtigen Worte fand, geschweige denn die korrekte Aussprache oder gar Grammatik. Das Thema wiederholt sich nämlich bei Jugendlichen ganz ähnlich: Primär geht es um die Opposition gegen das Bestehende an sich. Statt also einfach alles gleich als Hirngespinst abzutun, sollten Sie nachfragen und so vom Jugendlichen eine Begründung seiner Ansicht fordern. Diese Konfrontieren ist wichtig und hilft Jugendlichen, ihre Ansichten zu prüfen und Argumente zu finden.

In dieser Zeit zeigt sich Ihr Erfolg in der Erziehungsarbeit der ersten Jahre auch an der erworbenen Frustrationstoleranz, wenn Jugendliche in der Schule oder bei Freizeitaktivitäten mit Regeln umgehen müssen, deren Sinn und Unsinn sie nicht immer nachvollziehen können.

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Erwachsen (ab etwa 25 Jahre)

Der Wille ist also eine äusserst wertvolle Kraft des Menschen, verlangt während seiner Entfaltung aber auch sehr viel Aufmerksamkeit, ansonsten diese Kraft entweder verkümmert oder zum Schaden anderer ausartet. Das Ziel der Erziehung sollte deshalb der freie Wille sein. Freier Wille bedeutet, dass ein Mensch Mittel und Wege findet, seine wirklichen Ziele zu erreichen. Ziele, die nicht bloss für den Menschen selbst sinnvoll sind, sondern auch für seine Umwelt von Nutzen sind. Es geht also darum, dass der Mensch sein ganzes Potential abrufen kann, all seine Kreativität leben kann, sodass er damit selbst Zufriedenheit und Glück findet und auch seine Mitmenschen erfreuen kann. Freier Wille ist denn auch ziemlich genau das Gegenteil von Egoismus, denn er strebt nicht bloss nach kurzfristiger Befriedigung oder Gewinn an Materiellem, sondern dient höheren Zielen der Menschheit. Es geht also um eine innere Freiheit.

Zu dieser inneren Freiheit ist grundsätzlich jeder Mensch fähig. Voraussetzung ist aber, dass der Wille in den ersten, alles entscheidenden Jahren des Kindes von den Eltern entsprechend kultiviert wurde, ansonsten es später enorm schwierig wird. Kultiviert wird der Wille in erster Linie dadurch, dass dem Kind während der Phase der Willensbildung auch Widerstand entgegengestzt wird, zuerst in Form von Herausforderungen, aber auch in Form von Grenzen. Dafür sind in erster Linie die Eltern zuständig (also weder die Schule noch die Nachbarn). Wenn das Kind erfahren hat, wie es mit dieser Kraft konstruktiv umgehen kann, wird es seinen ganz individuellen Willen von alleine und selbst zum Guten weiterentwickeln. Es kann dann bereits in der (Vor)Schule seine Anliegen ausdrücken oder seine eigenen Ideen umsetzen. Gleichzeitig kann es auch Grenzen seiner Umwelt respektieren und ist seinerseits fähig, „Nein!“ zu sagen, das heisst sich zum Beispiel gegen Grenzüberschreitungen seiner Kameraden zu wehren.

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Weiterführende Themen

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Übergeordnetes Thema

Willensbildung (zweite Phase der Erziehung)

Fragen und Feedback

Das "Zweimalzwei der Erziehung" ist zum Teil noch im Aufbau. Allfällige Fragen oder Feedback sind willkommen: Email

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