Willensbildung: Unterschied zwischen den Versionen

Aus 2 x 2 der Erziehung
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Zeile 29: Zeile 29:
Spätestens nach einer solchen Eskalation sollten sich die Eltern Zeit nehmen und sich in Ruhe Gedanken über diese für das Kind absolut entscheidende Entwicklung machen. Denn wenn Sie erst einmal erkannt haben, dass es sich beim Willen zum einen um etwas äusserst Wertvolles handelt und es zum anderen ganz einfache Mittel gibt, dieser Urgewalt konstruktiv zu begegnen, werden Sie plötzlich staunen, wie harmlos eigentlich alles ist und wie kurz dieses heikle Phase ist!
Spätestens nach einer solchen Eskalation sollten sich die Eltern Zeit nehmen und sich in Ruhe Gedanken über diese für das Kind absolut entscheidende Entwicklung machen. Denn wenn Sie erst einmal erkannt haben, dass es sich beim Willen zum einen um etwas äusserst Wertvolles handelt und es zum anderen ganz einfache Mittel gibt, dieser Urgewalt konstruktiv zu begegnen, werden Sie plötzlich staunen, wie harmlos eigentlich alles ist und wie kurz dieses heikle Phase ist!


Die Antwort der Eltern heisst nämlich schlicht [[Nein der Eltern|„Nein!“]] – und dabei bleiben, das heisst beim Kind bleiben und abwarten, bis es dieses „Nein“ akzeptiert hat. Wichtig ist dabei, dass Sie das Kind keinesfalls verlassen, sondern ruhig neben ihm bleiben, auch wenn es wild um sich schreit. Sie brauchen das Kind weder zu halten noch mit ihm zu sprechen (zumal es sich mit grösster Wahrscheinlichkeit gegen beides mit Händen und Füssen wehren wird!). Hilfreich ist hingegen, wenn Sie sich bewusst sind, dass Sie das Kind auch in dieser Situation bedingungslos lieben und ihm dabei die wohl wichtigste Fähigkeit des Menschen beibringen, nämlich seinen Willen zum eigenen Vorteil, aber unter Respektierung seiner Umwelt einzusetzen!
Die Antwort der Eltern heisst nämlich ganz einfach, aber [[laut und deutlich]], [[Nein der Eltern|„Nein!“]] – und dabei bleiben, das heisst beim Kind bleiben und abwarten, bis es dieses „Nein“ akzeptiert hat. Wichtig ist dabei, dass Sie das Kind keinesfalls verlassen, sondern ruhig neben ihm bleiben, auch wenn es wild um sich schreit. Sie brauchen das Kind weder zu halten noch mit ihm zu sprechen (zumal es sich mit grösster Wahrscheinlichkeit gegen beides mit Händen und Füssen wehren wird!). Hilfreich ist hingegen, wenn Sie sich bewusst sind, dass Sie das Kind auch in dieser Situation bedingungslos lieben und ihm dabei die wohl wichtigste Fähigkeit des Menschen beibringen, nämlich seinen Willen zum eigenen Vorteil, aber unter Respektierung seiner Umwelt einzusetzen!


{{top}}
{{top}}

Version vom 27. Februar 2018, 17:08 Uhr



ARTIKEL IM AUFBAU / IN ÜBERARBEITUNG!




Die Phase der Willensbildung ab etwa dem dritten Lebensjahr ist die wichtigste Phase der Erziehung nach jener der Vertrauensbildung. Es geht um das zweite Grundprinzip der Erziehung, also um Grenzen beziehungsweise um das Ziel des freien Willens. Das Kind spürt nun plötzlich – und für Eltern regelmässig völlig überraschend – dass sich in ihm eine riesige Kraft entwickelt, mit der es alles erreichen kann oder zumindest glaubt, dass es alles erreichen könnte. Tatsächlich gilt für Kinder in dieser Phase „Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg“.

^ nach oben

"Kultivierung" des Willens

Die Allmachtsphantasien von Dreijährigen sind legendär. Der Glaube, Berge versetzen zu können, hat viel mit dem Willen zu tun. Dieser Glaube ist zwar sehr wertvoll, doch muss der Mensch gleichzeitig lernen, dass er gewisse Grenzen respektieren muss, ansonsten er sehr schnell abstürzen könnte. Voraussetzung für diesen Respekt ist deshalb, dass der Wille des Kindes im Alter zwischen etwa zwei und vier Jahren gewissermassen kultiviert wurde. Das heisst, als Eltern müssen Sie lernen, Ihrem Kind Grenzen zu setzen. Dafür gibt es ein einziges Zauberwort: „Nein!“. Mit diesem, laut und deutlich (!) ausgesprochenen Wort zeigen Sie dem Kind, wo die Grenze seines Willens ist.

Grenzen kann das Kind von Natur aus nämlich weder erkennen noch einhalten, das heisst also, dass es in der alleinigen Verantwortung der Eltern liegt, diese zu setzen. Das verlangt von den Eltern anfangs häufig einiges an Überwindung und Mut. Denn Grenzen stehen dem ersten Prinzip des Vertrauens scheinbar diametral gegenüber: Während die Vertrauensbildung ein "Ja" voraussetzt, verlangt die Willensbildung nun nach einem "Nein!". In Tat und Wahrheit bedingen sich diese beiden Prinzipien aber gegenseitig: Das eine geht nicht ohne das andere!

Das zeigt sich insbesondere darin, dass Kinder Grenzen nur dann akzeptieren können, wenn sie bereits genügend Selbstvertrauen entwickelt haben. Denn ohne das Vertrauen, dass das Kind trotz eines „Neins!“ von seinen Eltern geliebt wird, wird es sich zurückgewiesen fühlen und mit entsprechender Verunsicherung reagieren. Ein Kind hingegen, das genügend Selbstvertrauen entwickeln konnte, wird einen Widerstand nicht als Zurückweisung, sondern als Kontakt empfinden, den es unbedingt benötigt.

Wie jede Kraft, will auch der Wille gebraucht, das heisst gefordert werden. Kinder brauchen deshalb gerade in diesem Alter Herausforderungen. Ermutigen Sie also das Kind beim Klettern auf den Baum oder beim Wandern in den Bergen. Auch Fussball spielen eignet sich wunderbar für Kinder in diesem Alter: Jedes Kind kann auf einen Ball eindreschen, doch muss es auch lernen, den Ball zu treffen (und nicht das Bein der Mitspieler), oder lernen, dass es den Ball nur in bestimmten Situationen in die Hände nehmen darf. Das sind elementare Regeln, mit denen der Wille auf sehr einfache und doch sehr effiziente Art und Weise in sinnvolle und nützliche Bahnen gelenkt werden kann.

Übertreiben Sie es aber nicht: Ihr Kind braucht in diesem Alter noch kein "Training". Es ist zwar durchaus möglich, Kinder schon in diesem Alter zu Höchstleistungen zu treiben und auf einen künftigen Tennisstar zu hoffen. Doch geht das in der Regel nur nach dem Prinzip von "Zuckerbrot und Peitsche", grenzt also eher an Dressieren. Falls Sie unsicher sind, wie weit Sie gehen dürfen: Solange das Kind Freude an den Herausforderungen hat, sind Sie "im grünen Bereich".

Doch auch Kinder können mit dem Erwachen des Willens nun ausdrücklich und lautstark "Nein!" sagen. Und auch das ist gut so! Wenn Sie als Eltern vom Kind fordern, dass es Ihr "Nein!" respektiert, müssen Sie sich umgekehrt unbedingt auch daran halten. Denn Zwingen würde gar nichts helfen, sondern sich ganz im Gegenteil ausgesprochen kontraproduktiv auswirken. Wenn das Kind zum Beispiel den Fussball nicht mehr aus den Händen geben will, dürfen Sie ihm diesen nicht einfach aus den Händen reissen. Das wäre ein Machtmissbrauch und somit eine Grenzüberschreitung Ihrerseits: Sie setzen damit dem Kind keine Grenze, sondern brechen seinen Willen. Ein Kind, dessen Wille gebrochen wird, wird sich aber gut überlegen, wie es seinen Willen das nächste Mal durchsetzen kann und es wird früher oder später entsprechende Wege finden (spätestens wenn es Ihnen körperlich nicht mehr völlig unterlegen ist)! Besser wäre also zum Beispiel das Fussballspiel einfach zu unterbrechen und zu warten: So kann das Kind verstehen, dass das Spiel nicht weitergehen kann, wenn es sich nicht an die Regeln hält. Da Kinder aber von Natur aus ausgesprochen kooperativ veranlagt sind, wird es nicht lange gehen und es will wieder mitspielen. Vielleicht klappt das noch nicht beim ersten Mal, doch mit ein wenig Güte und Geduld lernt das Kind sehr schnell, wie es seinen Willen erfolgreich einsetzen kann.

^ nach oben

"Trotzreaktionen" und "Tobsuchtsanfälle"

Ganz ohne Konflikte zwischen Eltern und Kind wird es anfangs selten gehen. Denn höchstens erfahrene Eltern sind auf das gefasst, was gemeinhin als Trotz bezeichnet wird: Das Kind will etwas und lässt sich weder mit Argumenten noch Erklärungen oder gar Drohungen davon abhalten. Die allermeisten Eltern reagieren da beim ersten Mal ziemlich hilflos oder gar mit roher Gewalt, indem sie zum Beispiel dem Kind einfach das als zu gefährlich empfundene Messer aus den Händen reissen (wobei gerade dadurch regelmässig eine viel grössere Gefahr entsteht!).

Spätestens nach einer solchen Eskalation sollten sich die Eltern Zeit nehmen und sich in Ruhe Gedanken über diese für das Kind absolut entscheidende Entwicklung machen. Denn wenn Sie erst einmal erkannt haben, dass es sich beim Willen zum einen um etwas äusserst Wertvolles handelt und es zum anderen ganz einfache Mittel gibt, dieser Urgewalt konstruktiv zu begegnen, werden Sie plötzlich staunen, wie harmlos eigentlich alles ist und wie kurz dieses heikle Phase ist!

Die Antwort der Eltern heisst nämlich ganz einfach, aber laut und deutlich, „Nein!“ – und dabei bleiben, das heisst beim Kind bleiben und abwarten, bis es dieses „Nein“ akzeptiert hat. Wichtig ist dabei, dass Sie das Kind keinesfalls verlassen, sondern ruhig neben ihm bleiben, auch wenn es wild um sich schreit. Sie brauchen das Kind weder zu halten noch mit ihm zu sprechen (zumal es sich mit grösster Wahrscheinlichkeit gegen beides mit Händen und Füssen wehren wird!). Hilfreich ist hingegen, wenn Sie sich bewusst sind, dass Sie das Kind auch in dieser Situation bedingungslos lieben und ihm dabei die wohl wichtigste Fähigkeit des Menschen beibringen, nämlich seinen Willen zum eigenen Vorteil, aber unter Respektierung seiner Umwelt einzusetzen!

^ nach oben

Willensschwäche und gebrochener Wille

Wenn Sie hingegen mit roher Gewalt reagieren, das Kind also zum Beispiel einfach irgendwo losreissen oder es einsperren, brechen Sie seinen Willen. Das hat sowohl für Sie als Eltern als auch für das Kind fatale Folgen: Das Kind wird nämlich zunächst eine riesige Wut auf Sie aufbauen – und sich dabei womöglich auch gleich noch schwören, sich irgendwann an Ihnen zu rächen. Dazu muss es nicht einmal zwingend körperlich stärker als Sie sein, es wird schon genügen, Sie in einem schwachen Moment zu erwischen. Und schliesslich wird sein gebrochener Wille zu äusserst gefährlichen Ersatzhandlungen führen oder sich umgekehrt gegen sich selbst richten, zum Beispiel in Form von Resignation, Faulheit oder gar Depressionen.

^ nach oben

Freier Wille als Ziel der Erziehung

Wir können Kinder um diese Kraft eigentlich nur beneiden, ist sie uns Erwachsenen doch häufig fast ganz abhanden gekommen („Irgendwie fehlt mir einfach die Kraft für diese Ausbildung“. – „Ich mag nicht schon wieder 'Nein' sagen“ – „Muss ich denn immer um jede noch so kleine Anerkennung bitten?“). Als Eltern sollten Sie sich deshalb zunächst bewusst sein, dass der Wille des Menschen etwas vom Wertvollsten überhaupt ist. Menschen mit gebrochenem Willen sind hingegen wortwörtlich armselig und kaum mehr zu einem verantwortlichen Handeln in Freiheit fähig. Ein freier Wille hingegen ist die Grundlage für Selbständigkeit und Beziehungsfähigkeit.

Konsequenzen...

Erkennen Sie also den Willen unbedingt als die wichtigste Kraft des Lebens überhaupt und begegnen Sie dem Kind in dieser Phase mit der nötigen Klarheit und Konsequenz.

Weiterführende Themen

^ nach oben

Übergeordnetes Thema

Willensbildung (zweite Phase der Erziehung)

Fragen und Feedback

Das "Zweimalzwei der Erziehung" ist zum Teil noch im Aufbau. Allfällige Fragen oder Feedback sind willkommen: Email

^ nach oben


^ nach oben



ARTIKEL IM AUFBAU / IN ÜBERARBEITUNG!