Grenzen des Kindes: Unterschied zwischen den Versionen

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Spätestens mit der [[Sozialisation]] wird das Kind seine Grenzen auch gegenüber Dritten wie [[Kameraden]], [[Schule|Lehrern]] oder [[Nachbarn]] behaupten müssen. Entscheidend ist in dieser Phase, dass Sie als Eltern meistens nicht mehr dabei sind. Das heisst, Sie sollten sich darauf verlassen können, dass sich das Kind weitgehend selbständig schützen kann, oder anders gesagt, genügend [[reif]] ist. Reif ist das Kind, wenn es erstens genügend [[Selbstvertrauen]] hat und zweitens ein gutes Gespür für [[Grenzen]], und zwar sowohl für eigene als auch für die seiner Umgebung. Dann wird es auch [[Nein des Kindes|"Nein!"]] sagen können, wenn es nötig ist. Das wiederum ist der weitaus beste Schutz gegen jegliche Art von [[Missbrauch]]!


Spätestens mit der [[Sozialisation]] wird das Kind seine Grenzen auch gegenüber Dritten wie Kameraden, Lehrern oder Nachbarn behaupten müssen. Entscheidend ist in dieser Phase, dass Sie als Eltern dann häufig nicht dabei sind. Das heisst, Sie sollten sich darauf verlassen können, dass sich das Kind weitgehend selbständig schützen kann, oder anders gesagt, genügend [[reif]] ist. Reif ist das Kind, wenn es erstens genügend [[Selbstvertrauen]] hat und zweitens ein gutes Gespür für [[Grenzen]], und zwar sowohl für eigene als auch für die seiner Umgebung. Dann wird es auch "Nein" sagen können, wenn es nötig ist. Das wiederum ist der weitaus beste Schutz gegen jegliche Art von [[Missbrauch]]!
Kinder haben von Natur aus schon ein feines [[Gespür des Kindes|Gespür]] für das, was ihnen gut tut. Belassen Sie dem Kind diese wichtige Fähigkeit, indem Sie auch seine [[Grundgefühle|Gefühle]] [[respektieren]]. Das gilt insbesondere für [[Trauer des Kindes|Trauer]] und [[Schmerzen|Schmerz]]: Wenn das Kind zum Beispiel weint, braucht es nichts anderes als [[Trost]], und nicht etwa irgendwelche Erklärungen oder gar Aufforderungen, es solle endlich damit aufhören. Fragen Sie auch immer wieder mal nach seinen Gefühlen, das gibt Ihnen Sicherheit, dass Sie es richtig verstehen und dem Kind das Vertrauen, dass es [[Ernst nehmen|ernst genommen]] wird.


Kinder haben von Natur aus schon ein feines [[Gespür des Kindes|Gespür]] für das, was ihnen gut tut. Belassen Sie dem Kind diese wichtige Fähigkeit, indem Sie auch seine [[Grundgefühle|Gefühle]] [[respektieren]]. Das gilt insbesondere für [[Trauer des Kindes|Trauer]] und [[Schmerzen|Schmerz]]: Wenn das Kind zum Beispiel weint, braucht es nichts anderes als Trost. Und nicht etwa irgendwelche Erklärungen oder gar Aufforderungen, es solle endlich damit aufhören. Fragen Sie auch immer wieder mal nach seinen Gefühlen, das gibt Ihnen Sicherheit, dass Sie es richtig verstehen und dem Kind das Vertrauen, dass es [[Ernst nehmen|ernst genommen]] wird.
Während der [[Pubertät]] [[Abgrenzen|grenzen]] sich dann viele Jugendliche ziemlich aktiv gegen ihre Eltern ab. Das hat vor allem mit der [[Selbstfindung]] zu tun: Der Jugendliche will wissen, wer er ist, was er werden will - und natürlich auch was nicht. Gerade für das, was er nicht will, müssen dann häufig die Eltern gewissermassen als Projektionsfläche herhalten, indem alles, was von ihnen kommt, absolut und vehement abgelehnt wird. Als Eltern sollten Sie dabei eine gewisse [[Gelassenheit]] und [[Güte]] aufbringen können und sich bewusst sein, dass Ihre eigentliche Erziehungsarbeit sowieso schon längstens vorbei ist.
 
Während der [[Pubertät]] [[Abgrenzen|grenzen]] sich dann viele Jugendliche ziemlich aktiv gegen ihre Eltern ab. Das hat vor allem mit der [[Selbstfindung]] zu tun: Der Jugendliche will wissen, wer er ist, was er werden will - und natürlich auch was nicht. Gerade für das, was er nicht will, müssen dann häufig die Eltern gewissermassen als Projektionsfläche herhalten. Als Eltern sollten Sie dabei eine gewisse [[Gelassenheit]] und [[Güte]] aufbringen können.  


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Version vom 31. März 2021, 11:50 Uhr



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Kinder kommen zunächst einmal ohne Grenzen zur Welt: sie fühlen sich weitgehend eins mit sich und ihrer Umwelt, ganz so wie sie es während der Schwangerschaft mit der Mutter waren. Doch schon die Geburt ist eine ganz entscheidende Grenzerfahrung. Und spätestens wenn sie zwischen "Ich" und "Du" zu unterscheiden beginnen, was anfangs noch eine grosse Herausforderung ist, entwickeln sie ein Gefühl für Grenzen. Typischerweise fremdeln sie in dieser Zeit auch, da sie die Erfahrung des Getrenntseins anfangs ängstigt. Die Grenzen des Kindes sind während den ersten Jahren noch sehr subtil und verlangen von den Eltern grosse Aufmerksamkeit. Der entsprechende Respekt ist die beste Prävention vor Missbrauch.

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Vertrauensbildung (bis etwa 2 Jahre)

Das Kind kommt gewissermassen grenzenlos zur Welt, denn es ist während der Schwangerschaft mit der Mutter vollkommen eins. Doch schon bei der Geburt, wenn es den Mutterleib verlässt, erlebt es eine erste und vor allem elementare Grenzerfahrung. Und wenn es gestillt wird, hat es irgendwann genug und wird es mit seiner Mimik, später auch seiner Gestik, mitteilen. Auch Liebkosungen können ihm zu viel werden. Die Grenzen des Kindes mögen in den beiden ersten Lebensjahren noch sehr subtil sein, doch sollten Sie als Eltern gerade deshalb umso mehr aufmerksamer sein. Denn das Kind kann sich ja mit seinen noch bescheidenen körperlichen Kräften kaum wehren.

Respektieren Sie die Grenzen des Kindes von Anfang an, dann fühlt sich das Kind in seinem Vertrauen in Sie bestätigt und kann entsprechend Selbstvertrauen entwickeln. Essen und Schlafen sind dafür die besten "Übungsfelder": Zwingen Sie das Kind nie irgend etwas auszuessen oder länger oder kürzer zu schlafen, als es mag. "Zwangsbeglückung" kann sich schnell kontraproduktiv auswirken: Wenn das Kind spürt, dass Sie seine Grundbedürfnisse einfach übergehen, auch wenn in vermeintlich bester Absicht, wird es sein Vertrauen in Sie verlieren und auch dann nicht mehr so leicht vertrauen, wenn es eigentlich sinnvoll wäre.

Besonders aufmerksam sollten Sie sein, wenn es um Liebkosungen geht. Wenn das Kind zum Beispiel nicht gehalten werden will, müssen Sie es loslassen. Einzig wenn dem Kind wirkliche Gefahren drohen, müssen Sie es natürlich auch gegen seinen Willen schützen. Allerdings sind die meisten Gefahren doch ziemlich harmlos, können also nicht zu eigentlichen Verletzungen führen, sodass Sie sich mit Ihren Interventionen möglichst lange zurückhalten sollten. Denn wenn Sie zu schnell eingreifen, nehmen Sie ihm die Erfahrung, die es braucht um lernen zu können, das heisst, Sie würden es in seiner Entwicklung behindern.

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Willensbildung (etwa 2 bis 4 Jahre)

Wenn das Kind beginnt seinen Willen zu entwickeln, in der Regel etwa im dritten Lebensjahr, wird es sich nicht mehr bloss mit subtiler Mimik oder Gestik signalisieren, wann es ihm zu viel ist. Das Kind wird seine Grenzen, häufig von einem Tag auf den anderen, mit grösster Vehemenz verteidigen. Während es zum Beispiel bisher nach dem Essen mit Ihnen kuscheln wollte, wehrt es sich plötzlich gegen jede Berührung. Das ist zunächst ein Zeichen seiner gesunden Entwicklung! Und auch in dieser Phasen der Erziehung müssen die Grenzen zu respektieren. Allerdings müssen Sie auch lernen, wo der Unterschied liegt zwischen "Grenze verteidigen" und "Wille durchsetzen", denn schliesslich haben ja auch Sie Ihre berechtigten Grenzen. Wenn das Kind zum Beispiel etwas nicht essen will, weil es ihm nicht schmeckt, setzt es eine Grenze (die zu respektieren ist). Wenn das Kind aber zum Kühlschrank läuft und sich mit etwas anderem versorgen will, versucht es seinen Willen durchzusetzen. In diesem Fall müssen Sie sich als Eltern zunächst klar sein, was Sie selbst wollen: Sind Sie bereit, dem Kind etwas anderes zu geben? - Und wenn JA: Sind Sie bereit, dass das Kind sich einfach selbst bedient? - Oder sind Sie der Meinung, dass das Kind auf das Essen verzichten soll, wenn es ihm nicht schmeckt (im Wissen darum, dass es deswegen nicht gleich verhungern wird). Im letzteren Fall müssen Sie sich wehren, das heisst Ihrerseits dem Kind eine Grenze setzen, indem Sie laut und deutlich "Nein!" sagen. In aller Regel genügt das, wenn Sie selbst wirklich überzeugt von Ihrer Haltung sind diese auch entsprechend aussprechen (Sie dürfen, ja müssen unter Umständen sogar, auch sehr laut und deutlich werden!). Notfalls können Sie sich auch vor den Kühlschrank stellen, um das Kind von der Selbstbedienung abzuhalten. In diesem Fall werden Sie vermutlich ein tobendes Kind aushalten müssen, da das Kind mit seinem Willen an Ihnen abprallt. Warten und schweigen (!) Sie so lange, bis sich das Kind von selbst beruhigt hat. Wichtig ist dabei, dass Sie in einer wohlwollenden Haltung dem Kind gegenüber verbleiben: Vertrauen Sie darauf, dass Sie gerade dabei sind, etwas vom wichtigsten überhaupt für Ihr Kind zu tun, nämlich ihm eine Grenze zu setzen (und deswegen nicht etwa "böse" sind). Erst wenn das Kind wieder von sich aus auf Sie zukommt, können Sie mit ihm besprechen, um was es ging (häufig ist das aber gar nicht mehr nötig, da es schlicht um einen kleinen Machtkampf ging und weniger darum, ob das Essen dem Kind schmeckt oder nicht!). In der Regel werden Sie staunen, wie versöhnt Sie plötzlich wieder mit Ihrem Kind sind. Und das Kind konnte erfahren, dass Sie zwar seinen Willen respektieren, dass diesem aber auch Grenzen entgegenstehen können. Und vor allem: Dass es "trotzdem" geliebt wird!

Grenzen können Sie dem Kind schliesslich nur dann setzen, wenn Sie zuvor auch ein tragfähiges Vertrauensverhältnis aufbauen konnten. Ansonsten werden Sie (und häufig auch das Kind) bei jeder Konfrontation grosse Angst vor einem Liebesentzug haben. Gerade deshalb ist es so entscheidend, dass Sie schon in der ersten Phase des Kindes Ihrerseits die Grenzen des Kindes respektierten, ansonsten dem Kind das notwendige Vertrauen zu Ihnen fehlt.

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Sozialisation bis Pubertät (etwa 4 bis 16 Jahre)

Spätestens mit der Sozialisation wird das Kind seine Grenzen auch gegenüber Dritten wie Kameraden, Lehrern oder Nachbarn behaupten müssen. Entscheidend ist in dieser Phase, dass Sie als Eltern meistens nicht mehr dabei sind. Das heisst, Sie sollten sich darauf verlassen können, dass sich das Kind weitgehend selbständig schützen kann, oder anders gesagt, genügend reif ist. Reif ist das Kind, wenn es erstens genügend Selbstvertrauen hat und zweitens ein gutes Gespür für Grenzen, und zwar sowohl für eigene als auch für die seiner Umgebung. Dann wird es auch "Nein!" sagen können, wenn es nötig ist. Das wiederum ist der weitaus beste Schutz gegen jegliche Art von Missbrauch!

Kinder haben von Natur aus schon ein feines Gespür für das, was ihnen gut tut. Belassen Sie dem Kind diese wichtige Fähigkeit, indem Sie auch seine Gefühle respektieren. Das gilt insbesondere für Trauer und Schmerz: Wenn das Kind zum Beispiel weint, braucht es nichts anderes als Trost, und nicht etwa irgendwelche Erklärungen oder gar Aufforderungen, es solle endlich damit aufhören. Fragen Sie auch immer wieder mal nach seinen Gefühlen, das gibt Ihnen Sicherheit, dass Sie es richtig verstehen und dem Kind das Vertrauen, dass es ernst genommen wird.

Während der Pubertät grenzen sich dann viele Jugendliche ziemlich aktiv gegen ihre Eltern ab. Das hat vor allem mit der Selbstfindung zu tun: Der Jugendliche will wissen, wer er ist, was er werden will - und natürlich auch was nicht. Gerade für das, was er nicht will, müssen dann häufig die Eltern gewissermassen als Projektionsfläche herhalten, indem alles, was von ihnen kommt, absolut und vehement abgelehnt wird. Als Eltern sollten Sie dabei eine gewisse Gelassenheit und Güte aufbringen können und sich bewusst sein, dass Ihre eigentliche Erziehungsarbeit sowieso schon längstens vorbei ist.

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