Reif

Aus 2 x 2 der Erziehung
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ARTIKEL IM AUFBAU / IN ÜBERARBEITUNG!




Die Reife des Kindes ist ein Mass für die Selbständigkeit und Beziehungsfähigkeit. Bei einer erfolgreichen Erziehungsarbeit ist das Kind bereits mit der Sozialisation, also beim Eintritt in die (Vor)Schule, genügend reif, um auch in einer Gruppe bestehen können, das heisst einerseits seine Persönlichkeit ausleben und andererseits seine Umwelt respektieren zu können. Mit dieser Reife ist auch die eigentliche Erziehungsarbeit der Eltern weitgehend beendet und kann sich auf eine Art Begleitung reduzieren.

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Selbständigkeit

Selbständigkeit ist die Fähigkeit mit der Freiheit verantwortungsvoll umzugehen. Nach etwa vier Jahren Erziehungsarbeit sollte das Kind so viel Selbstvertrauen und Respekt entwickelt haben, dass es sich auch ausserhalb der Familie frei bewegen und ausleben kann. Das heisst zum Beispiel, dass es im Kindergarten die dortigen Regeln versteht und befolgen kann oder dass es sich mit seinen Bedürfnissen und Ideen einbringen kann.

Selbständigkeit sollte von Anfang an Leitgedanke Ihrer Erziehungsarbeit sein: Gehen Sie vom ersten Tag an davon aus, dass das Kind früher oder später alles selbst tun will. Das Neugeborene mag Ihnen auf Gedeih und Verderb ausgeliefert sein, doch steckt ein riesiges Potential in ihm, an das Sie glauben dürfen und sollen. Vertrauen Sie dem Kind aber nicht nur, dass es alles erreichen kann, wonach es strebt, vertrauen Sie ihm auch, dass es mit Misserfolgen und Grenzen bestens umgehen kann. Das Vertrauen der Eltern ist der Nährstoff für das Selbstvertrauen des Kindes. Und Kinder, deren Glaube an die eigenen Fähigkeiten gestärkt wird, werden von alleine selbständig. Am schönsten können Sie das beim Laufen lernen beobachten: Sie brauchen sich bloss über die ersten Schritte zu freuen und schon fühlt sich das Kind ermutigt, noch mehr zu üben, bis es Ihnen irgendwann davon springt. Dabei nimmt das Kind unzählige Rückschläge in Kauf, wenn es immer wieder hinfällt oder sich anschlägt. Das einzige, was das Kind in solchen Momente braucht, ist Trost, gewissermassen die Bestätigung, dass es "trotzdem" geliebt wird. Und es ist genau diese Erfahrung von Erfolg und Misserfolg, die das Kind reifen lassen.

Kinder brauchen denn auch keine Schonung. Sie haben ganz im Gegenteil Freude an der Herausforderung. Wenn das Kind unbedingt ins Gartenbad will, können Sie zum Beispiel auch fordern, dass es den Weg zu Fuss oder mit dem Fahrrad zurücklegt, statt einfach hingefahren zu werden. Oder wenn Baden aus irgendeinem Grund gar nicht möglich ist, braucht das Kind nicht immer einen Ersatz ("Du bekommst dafür..."). Es soll vielmehr auch erfahren, dass sein Wille an Grenzen stossen kann. Entscheidend ist allerdings, wie Sie mit der Reaktion des Kindes (Trauer, Wut, Toben und ähnliches) umgehen: Das Kind muss, um reifer zu werden, die Erfahrung machen können, dass es auch in schwierigen Situationen von Ihnen angenommen wird und nicht etwa ausgelacht oder weggesperrt wird.

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Beziehungsfähigkeit

Beziehungsfähig ist das Kind dann, wenn es auch in Gruppen ausserhalb der Familie seine Ideen und Anliegen einbringen kann und dabei auch diejenigen seiner Umwelt respektieren kann. Diese Reife sollte das Kind mit dem Eintritt in die (Vor)Schule haben, ansonsten ihm schnell entweder die Rolle des Störenfrieds oder umgekehrt des Duckmäusers droht.

Die Persönlichkeit des Kindes sollte bereits nach etwa vier Jahren so weit entwickelt sein, dass von einer gewissen Reife gesprochen werden kann. Das setzt voraus, dass die Eltern dem Kind in der ersten Phase genügend Vertrauen entgegengebracht haben und in der folgende Phase seinem Willen angemessene Grenzen gesetzt haben. So hat das Kind genügend Selbstvertrauen und kann zum Beispiel beim Spielen mit Kameraden auch einmal verlieren oder auf die Einhaltung von Regeln pochen.

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Erziehung und Begleitung

Die Reife wird durch die erfolgreiche Erziehungsarbeit der Eltern bestimmt, das heisst inwiefern es ihnen gelungen ist, eine Vertrauensbasis zu schaffen und dem Kind zu lehren, Grenzen zu respektieren. Im Idealfall ist dieser Prozess nach etwa vier Jahren weitgehend abgeschlossen. Das heisst das Kind ist in diesem Alter so reif, dass es sich weitgehend ohne erzieherische Massnahmen der Eltern entwickelt. So ist es zum Beispiel nicht mehr auf unmittelbaren Trost durch die Eltern angewiesen, wenn ihm der Turm wieder einmal zusammengekracht ist oder es kann Streitigkeiten mit Kameraden selbst lösen.

Für Sie als Eltern bedeutet das, dass Sie sich mehr und mehr gewissermassen zurücklehnen können und nur noch ausnahmsweise aktiv werden müssen. Zum Beispiel wenn gewisse Regeln dem Alter des Kindes angepasst werden müssen. Wenn das Kind schon Sackgeld erhält und erste Erfahrungen damit gesammelt hat, können Sie mit ihm zum Beispiel auch Erhöhungen und damit verbundene Übernahme von weiteren Kosten besprechen. Die Kunst dabei ist, dass Sie dem Kind nicht zu viel aber auch nicht zu wenig Verantwortung übergeben. Vielleicht finden Sie auch einen Weg, bei dem Sie zusammen mit dem Kind beziehungsweise dem Jugendlichen einmal etwas ausprobieren, sodass es am Ende der Testphase zunächst selbst beurteilen kann, ob es etwas geschafft hat (oder ob zum Beispiel das Kleidergeld schlicht für Süssigkeiten drauf ging).

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Exkurs: Schulreife

Wenn ein Kind aus Sicht der Erziehung reif ist, ist es grundsätzlich auch reif für die (Vor)Schule. Allerdings arbeiten Schulen in der Regel mit Lehrplänen und damit verbunden mit bestimmten Leistungskriterien, die erfüllt sein müssen. Solche Lehrpläne können naturgemäss selten Rücksicht auf die individuelle Entwicklung nehmen, sondern gehen bestenfalls von durchschnittlichen Erwartungen aus, was bei Kindern ebenso naturgemäss zu Problemen führen kann, da sich kein Kind durchschnittlich entwickelt.

Ist das Kind so reif, dass es schon ein Mindestmass an Frustrationstoleranz entwickelt hat, kann es durchaus damit umgehen, dass der Schulstoff höchstens zufällig mit seinen tatsächlichen Lernbedürfnissen zu tun hat und dass es entsprechend unter- oder überfordert ist. Ist die Unter- oder Überforderung aber zu gross, kann es schnell zum Problem werden, wenn das Kind zum Beispiel stundenlang sitzen und rechnen lernen sollte, obwohl es sich viel lieber in der freien Natur bewegen würde und mehr an der Pflanzenwelt interessiert ist (und dann dort entsprechend zu kurz kommt).

Lehrpläne haben durchaus ihre Berechtigung, baut doch die Industrialisierung (und erst recht die Dienstleistungs- und Wissensgesellschaft) auf einer weitgehenden Standardisierung von Leistungen auf, ohne die unser gewohnter Wohlstand nicht möglich wäre. Allerdings darf die Frage gestellt werden, ob diese Standardisierung schon "im zarten Kindesalter" beginnen muss. Denn immerhin steht damit nicht zu selten die Lernfreude und damit die Motivation für die weitere Bildung auf dem Spiel: Ein Kind, das schon im Grundschulalter mit nicht angepasstem Lernstoff gelangweilt oder geplagt wird, verliert unter Umständen die Lust sein wirkliches Potential auszuschöpfen. Bedenkt man zudem, dass heutzutage auch von ausgebildeten Berufsleuten eine lebenslange Bereitschaft zur Weiterbildung erwartet wird, wird das Problem noch verschärft.

Siehe im übrigen auch den Exkurs: Kritik an der Schule).

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