Selbst tun: Unterschied zwischen den Versionen

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Wenn Ihre [[Erziehung]] tatsächlich auf die [[Selbständigkeit]] des Kindes ausgerichtet ist, dann ist es absolut entscheidend, dass Sie von Anfang an davon ausgehen, dass Ihr Kind möglichst alles und zwar wirklich alles selbst tun will - und früher oder später auch selbst tun kann! Diese Aussage dürfen Sie ziemlich absolut sehen: Es gibt kaum je einen Grund, das Kind nicht selbst [[entscheiden]], handeln und [[ausprobieren]] zu lassen.
<metadesc>Ziel der Erziehung sollte immer die Selbständigkeit des Kindes sein. Eltern sollten deshalb schon gleich nach der Geburt daran glauben, dass Ihr Kind alles selbst tun will und früher oder später auch selbst tun kann.</metadesc>
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Ziel der Erziehung sollte immer die [[Selbständigkeit]] des Kindes sein (und nicht etwa [[Abhängigkeit]] von der elterlichen Obhut). Dieses Ziel sollten Sie von Anfang an im Auge behalten und deshalb auch gleich nach der Geburt daran glauben, dass Ihr Kind grundsätzlich alles selbst tun will und früher oder später auch selbst tun kann. Der Glaube an die [[Fähigkeiten]] des Kindes ist absolut essentiell für die [[Vertrauensbildung]]. Und Vertrauen ist das Fundament jeder Beziehung und somit auch der Erziehung.


Das beginnt schon ganz zu Beginn, nämlich beim [[Stillen]]: [[Vertrauen]] Sie dem Kind schon bevor es überhaupt geboren ist, dass es selbst nach der Mutterbrust sucht und sein Saugreflex stark genug ist, dass es genügend Nahrung erhält. Auch wenn es manchmal nicht auf Anhieb klappen mag, ist Ihre Einstellung entscheidend, dass Sie dem Kind vertrauen, dass es [[Lebenswille|leben will]] und es deshalb alles unternimmt, dieses Ziel zu erreichen!
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Und vertrauen Sie weiter, wenn das Kind den Schoppen selbst in die Hand nehmen will, es hinfällt, ohne Ihre Mithilfe Fahrradfahren lernen will: Gehen Sie zunächst einmal davon aus, dass es sich selbst [[helfen]] kann und fragen Sie es zuerst, ob es Ihre Hilfe braucht. Denn es gibt kaum etwas Respektloseres als jemandem zu helfen, ohne sich zuvor überzeugt zu haben, dass sich dieser nicht selbst helfen kann: Es bedeutet nämlich, dass Sie keine Vertrauen in die [[Fähigkeiten]] des Kindes haben!
==Vertrauen in die Fähigkeiten des Kindes==
Die [[Fähigkeiten]] des Kindes mögen noch verborgen sein, zumal die Abhängigkeit des Neugeborenen von der [[Obhut]] der Eltern offensichtlich ist. Doch sind sie alle schon da, sie müssen bloss noch entwickelt werden. Das Kind bringt von Natur aus alles mit, was es je in seinem Leben benötigt. Das einzige, was das Kind von seinen Eltern dazu braucht, ist deren Vertrauen in seine Fähigkeiten.


Vertrauen in die Fähigkeiten des Kindes ist denn auch die Grundlage aller Erziehung und durch nichts zu ersetzen. Sie können sich sämtliche [[Fördern|Förderungsmassnahmen]] ersparen, wenn Sie bloss daran glauben, dass in jedem Kind eine wunderbare Kraft steckt, die bloss darauf wartet, sich von selbst zu entfalten! Was immer Ihr Kind also gerade macht oder zu machen versucht, schauen Sie ihm zunächst zu und helfen Sie ihm erst, wenn es darum bittet (oder fragen Sie es zumindest, ob Sie ihm helfen sollen). Dabei heisst helfen nicht etwa, dass Sie gleich alles übernehmen, sondern dass Sie gezielt [[unterstützen]]: Wenn das Kind zum Beispiel zu Ihnen hochkommen will, können Sie es ermuntern, zu klettern, statt es einfach hochzuheben. Das stärkt nämlich nicht bloss die [[Geschicklichkeit]], sondern auch noch gleich das [[Selbstvertrauen]]!
Das beginnt schon vor der Geburt, es ist nämlich das Kind, das [[Entscheiden|entscheidet]], wann es Zeit ist, den Mutterleib zu verlassen. Und so dürfen Sie sich auch weiterhin darauf verlassen, dass das Kind selbst am besten weiss, wann es [[Richtiger Zeitpunkt|Zeit]] ist, den nächsten Schritt zu tun, sei es die Tasse selbst zu halten, sei es laufen zu lernen. Zumindest so lange als das Kind noch nicht in die Schule geht, wo sein Lernrhythmus von Lehrplänen bestimmt wird, sollten sie es ihm überlassen, wann es was [[Lernen des Kindes|lernt]].
 
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==Lernen durch Ausprobieren==
Kinder lernen vor allem durch [[Nachahmen des Kindes|Nachahmen]] und [[Ausprobieren]]. Und zwar von sich aus. Ob das Kind den Schoppen selbst in die Hand nehmen will, ohne Ihre Mithilfe Fahrradfahren lernen will: gehen Sie davon aus, dass es zunächst einmal selbst ausprobieren will, ob es ihm gelingt. Und wenn Sie dann immer noch der Meinung sind, dass es Hilfe braucht, fragen Sie es zuerst, ob es Ihre [[Helfen|Hilfe]] auch tatsächlich benötigt. Denn nicht verlangte Hilfe zeugt im Grunde genommen von einer gewissen Respektlosigkeit: Dem Kind wird nicht [[Zumuten|zugemutet]], dass es genügend eigene Fähigkeiten hat.
 
Vertrauen in die Fähigkeiten des Kindes ist aber die Grundlage aller Erziehung und durch nichts zu ersetzen. Sie können sich sämtliche [[Fördern|Förderungsmassnahmen]] ersparen, wenn Sie bloss daran glauben, dass in jedem Kind etwas Wunderbares steckt, das bloss darauf wartet, sich von selbst zu entfalten. Was immer Ihr Kind also gerade ausprobiert, schauen Sie ihm zunächst zu und staunen Sie, welch [[Kreativität|kreative]] Wege es findet, um etwas anzugehen. Vielleicht erfahren Sie dabei sogar noch einen ganz neuen Lösungsansatz, auf den Sie selbst gar nicht gekommen wären. Wenn das Kind dann von sich aus um Hilfe verlangt, können Sie es immer noch [[unterstützen]]. Halten Sie sich aber zurück und übernehmen Sie nicht gleich alles: Wenn das Kind zum Beispiel zu Ihnen hochkommen will, können Sie es ermuntern, zu klettern, statt es einfach hochzuheben. Das stärkt nicht nur das [[Selbstvertrauen]], sondern ganz nebenbei auch noch die [[Geschickt|Geschicklichkeit]]! Wenn dem Kind hingegen zu viel [[Abnehmen|abgenommen]] wird, droht es [[Bequemlichkeit des Kindes|bequem]] zu werden und irgendwann zu [[resignieren]].
 
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==Kreativität: "Not macht erfinderisch!"==
Auch wenn Kinder sehr vieles durch Nachahmen der Eltern lernen können: Für vieles fehlt ihnen noch die körperliche Kraft oder die Geschicklichkeit. Das hindert sie aber nicht daran, andere Wege zu finden um ans Ziel zu kommen. Wenn das Kind noch zu klein ist, um zum Beispiel an die Schokolade im Schrank zu gelangen, wird es eben versuchen einen Stuhl zu Hilfe zu nehmen. Und das fehlende Bett für die Puppe kann auch eine Schuhschachtel sein. Lassen Sie dem Kind diese [[Kreativität]]! Es wäre für manche Eltern zwar einfacher, ein extra Bett für die Puppe zu besorgen, doch wirken sich gerade solche, gut gemeinten Dinge [[kontraproduktiv]] aus: Dem Kind wird die Möglichkeit genommen, seine eigenen kreativen Ideen zu entwickeln. Wenn Sie also schon Wert auf die Kreativität des Kindes legen, sollten Sie sich unbedingt zurückhalten mit [[Spielsachen]], durchorganisierten Kindergeburtstagen und ähnlichem.
 
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==Selbständigkeit als Ziel der Erziehung==
[[Selbständigkeit]] ist, nebst der [[Beziehungsfähigkeit]], das eigentliche [[Ziel der Erziehung]]. Selbständigkeit beginnt aber nicht erst mit dem Auszug aus dem Elternhaus, sondern muss von Geburt an ein Thema sein. Die wesentliche Arbeit dazu müssen Sie [[Phasen der Erziehung|in den ersten vier Jahren]] leisten. Sie können nicht einfach irgendwann vom Kind fordern, dass es nun selbständig sein soll: Das Kind wird so selbständig, wie Sie ihm und seinen Fähigkeiten in den ersten Jahren vertraut haben!
 
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{{Themen}}
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* [[Fähigkeiten]]
* [[Fähigkeiten]]
* [[Erfahren]]  
* [[Kreativität]]
* [[Lernen]]
* [[Erfahrungen|Erfahren]]  
* [[Lernen des Kindes|Lernen]]
* [[Selbständigkeit]]
* [[Selbständigkeit]]
* [[Abhängigkeit]]
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{{Vertrauen}}
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Aktuelle Version vom 17. Oktober 2020, 16:10 Uhr


Ziel der Erziehung sollte immer die Selbständigkeit des Kindes sein (und nicht etwa Abhängigkeit von der elterlichen Obhut). Dieses Ziel sollten Sie von Anfang an im Auge behalten und deshalb auch gleich nach der Geburt daran glauben, dass Ihr Kind grundsätzlich alles selbst tun will und früher oder später auch selbst tun kann. Der Glaube an die Fähigkeiten des Kindes ist absolut essentiell für die Vertrauensbildung. Und Vertrauen ist das Fundament jeder Beziehung und somit auch der Erziehung.

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Vertrauen in die Fähigkeiten des Kindes

Die Fähigkeiten des Kindes mögen noch verborgen sein, zumal die Abhängigkeit des Neugeborenen von der Obhut der Eltern offensichtlich ist. Doch sind sie alle schon da, sie müssen bloss noch entwickelt werden. Das Kind bringt von Natur aus alles mit, was es je in seinem Leben benötigt. Das einzige, was das Kind von seinen Eltern dazu braucht, ist deren Vertrauen in seine Fähigkeiten.

Das beginnt schon vor der Geburt, es ist nämlich das Kind, das entscheidet, wann es Zeit ist, den Mutterleib zu verlassen. Und so dürfen Sie sich auch weiterhin darauf verlassen, dass das Kind selbst am besten weiss, wann es Zeit ist, den nächsten Schritt zu tun, sei es die Tasse selbst zu halten, sei es laufen zu lernen. Zumindest so lange als das Kind noch nicht in die Schule geht, wo sein Lernrhythmus von Lehrplänen bestimmt wird, sollten sie es ihm überlassen, wann es was lernt.

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Lernen durch Ausprobieren

Kinder lernen vor allem durch Nachahmen und Ausprobieren. Und zwar von sich aus. Ob das Kind den Schoppen selbst in die Hand nehmen will, ohne Ihre Mithilfe Fahrradfahren lernen will: gehen Sie davon aus, dass es zunächst einmal selbst ausprobieren will, ob es ihm gelingt. Und wenn Sie dann immer noch der Meinung sind, dass es Hilfe braucht, fragen Sie es zuerst, ob es Ihre Hilfe auch tatsächlich benötigt. Denn nicht verlangte Hilfe zeugt im Grunde genommen von einer gewissen Respektlosigkeit: Dem Kind wird nicht zugemutet, dass es genügend eigene Fähigkeiten hat.

Vertrauen in die Fähigkeiten des Kindes ist aber die Grundlage aller Erziehung und durch nichts zu ersetzen. Sie können sich sämtliche Förderungsmassnahmen ersparen, wenn Sie bloss daran glauben, dass in jedem Kind etwas Wunderbares steckt, das bloss darauf wartet, sich von selbst zu entfalten. Was immer Ihr Kind also gerade ausprobiert, schauen Sie ihm zunächst zu und staunen Sie, welch kreative Wege es findet, um etwas anzugehen. Vielleicht erfahren Sie dabei sogar noch einen ganz neuen Lösungsansatz, auf den Sie selbst gar nicht gekommen wären. Wenn das Kind dann von sich aus um Hilfe verlangt, können Sie es immer noch unterstützen. Halten Sie sich aber zurück und übernehmen Sie nicht gleich alles: Wenn das Kind zum Beispiel zu Ihnen hochkommen will, können Sie es ermuntern, zu klettern, statt es einfach hochzuheben. Das stärkt nicht nur das Selbstvertrauen, sondern ganz nebenbei auch noch die Geschicklichkeit! Wenn dem Kind hingegen zu viel abgenommen wird, droht es bequem zu werden und irgendwann zu resignieren.

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Kreativität: "Not macht erfinderisch!"

Auch wenn Kinder sehr vieles durch Nachahmen der Eltern lernen können: Für vieles fehlt ihnen noch die körperliche Kraft oder die Geschicklichkeit. Das hindert sie aber nicht daran, andere Wege zu finden um ans Ziel zu kommen. Wenn das Kind noch zu klein ist, um zum Beispiel an die Schokolade im Schrank zu gelangen, wird es eben versuchen einen Stuhl zu Hilfe zu nehmen. Und das fehlende Bett für die Puppe kann auch eine Schuhschachtel sein. Lassen Sie dem Kind diese Kreativität! Es wäre für manche Eltern zwar einfacher, ein extra Bett für die Puppe zu besorgen, doch wirken sich gerade solche, gut gemeinten Dinge kontraproduktiv aus: Dem Kind wird die Möglichkeit genommen, seine eigenen kreativen Ideen zu entwickeln. Wenn Sie also schon Wert auf die Kreativität des Kindes legen, sollten Sie sich unbedingt zurückhalten mit Spielsachen, durchorganisierten Kindergeburtstagen und ähnlichem.

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Selbständigkeit als Ziel der Erziehung

Selbständigkeit ist, nebst der Beziehungsfähigkeit, das eigentliche Ziel der Erziehung. Selbständigkeit beginnt aber nicht erst mit dem Auszug aus dem Elternhaus, sondern muss von Geburt an ein Thema sein. Die wesentliche Arbeit dazu müssen Sie in den ersten vier Jahren leisten. Sie können nicht einfach irgendwann vom Kind fordern, dass es nun selbständig sein soll: Das Kind wird so selbständig, wie Sie ihm und seinen Fähigkeiten in den ersten Jahren vertraut haben!

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Weiterführende Themen

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Übergeordnetes Thema

Vertrauensbildung (erstes Phase der Erziehung)

Fragen und Feedback

Das "Zweimalzwei der Erziehung" ist zum Teil noch im Aufbau. Allfällige Fragen oder Feedback sind willkommen: Email

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