Willen brechen: Unterschied zwischen den Versionen

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===Kontraproduktive Reaktion===
===Kontraproduktive Reaktion===
Vom meist plötzlich erwachenden, ungestümen Willen des Kindes werden manche Eltern überrascht und reagieren hilflos oder gar mit [[Gewalttätige Eltern|Gewalt]], in der Regel nicht aus schlechter Absicht, sondern schlicht in Unwissenheit der kindlichen Entwicklung:
* '''Festhalten''':
* '''Wegsperren''':
* '''Schlagen''':
* '''Ignorieren''':
* '''Ironie''':


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Version vom 19. August 2022, 18:43 Uhr



ARTIKEL IM AUFBAU / IN ÜBERARBEITUNG!




Ein freier Wille ist nebst einem gesunden Selbstvertrauen die wichtigste Kraft des Menschen überhaupt. Damit aus dem ursprünglich rohen und kompromisslosen Willen des Kindes aber ein möglichst freier Wille wird, muss dieser gewissermassen kultiviert werden. Dazu braucht das Kind Herausforderungen und Grenzen. Dass der Wille des Kindes gebrochen werden müsste, ist nicht nur eines der grössten Missverständnisse in der Erziehung, sondern zugleich eines der fatalsten. Ein gebrochener Wille kann gefährliche Folgen für die Persönlichkeit des Menschen haben.

Vertrauensbildung (bis etwa 2 Jahre)

Während der Phase der Vertrauensbildung hat das Kind erst einen Lebenswillen, das heisst, all seine Anstrengungen sind einzig auf sein Überleben ausgerichtet. Es hat also noch keine Absichten, die über die Befriedigung seiner Grundbedürfnisse hinausgehen würden. In dieser Zeit dürfen, ja sollen Sie denn auch grundsätzlich immer und zu allem "Ja" sagen (jedenfalls, solange als nicht wirkliche Gefahren drohen). Lassen Sie das Kind nicht einfach schreien, in der Hoffnung, dass es schon irgendwann "zur Vernunft kommen" und aufgaben würde. Denn sein Lebenswille kann so lange nicht gebrochen werden, wie es lebt. Das einzige, was es irgendwann aufgeben wird, ist sein Vertrauen in seine Eltern, also die Grundlage jeder Beziehung überhaupt! Und da die Eltern in dieser Zeit sozusagen das ganze Universum des Kindes sind, wird auch sein Vertrauen in das Leben überhaupt beeinträchtigt, sodass es schliesslich umso grössere Mühe haben wird, Selbstvertrauen aufzubauen. Seien Sie sich deshalb bewusst, dass einem schreienden Kleinkind immer etwas Elementares fehlt. Und auch wenn Sie nicht immer ein Heilmittel finden: Sofortiger, bedingungsloser Trost hilft immer!

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Willensbildung (etwa 2 bis 4 Jahre)

Wenn das Kind beginnt seinen Willen zu entwickeln, in der Regel etwa im dritten Lebensjahr, braucht das Kind Herausforderungen und Grenzen. Denn sein Wille wird unweigerlich und öfters mit Ihren Absichten zusammenstossen. Nur wenn das Kind Ihren Widerstand spürt, kann es lernen, mit dieser so wertvollen Kraft sinnvoll und respektvoll umzugehen. Die Zeit der Willensbildung, die in der Regel etwa im dritten Lebensjahr beginnt, kann für Eltern eine grosse Herausforderung sein, ist aber für die Entwicklung des Kindes von enormer Bedeutung. Sie sollten deshalb gut darauf vorbereitet sein, denn Konfrontationen sind unausweichlich und Sie müssen insbesondere bereit sein zu lernen, angemessen auf allfälliges Toben zu reagieren. Denn wenn Eltern einfach mit Gewalt versuchen, den Willen zu des Kindes zu brechen, können die Folgen für das Leben des Kindes äusserst fatal sein!

Angemessene Reaktion auf den Willen des Kindes

Der frisch erwachte Wille des Kindes ist eine derart starke Kraft, dass sie im Kind geradezu Allmachtsphantasien auslösen kann. Und wenn das Kind etwas will, will es alles oder nichts, es kennt anfangs weder Kompromisse noch Relativierungen. Es macht denn auch keinen Sinn, von ihm Dinge wie Rücksicht oder Respekt zu verlangen: Weder kann es solche abstrakten Begriffe verstehen, noch könnte es danach handeln. Es muss vielmehr Ihren Widerstand spüren. Ihr Widerstand kann grundsätzlich zwei Formen haben:

  • Herausforderungen: Kinder in diesem Alter lieben und brauchen Herausforderungen. Sie wollen ihre körperlichen und geistigen Kräfte ausprobieren und erfahren, was sie alles damit erreichen können. Das sollten Sie unbedingt nutzen, indem Sie mit ihnen zum Beispiel in die freie Natur gehen, wo sie sich austoben können, Bäume hochklettern können und mutige Sprünge über Bäche üben können. Nehmen Sie ruhig die eine oder andere Blessur in Kauf, so kann das Kind selbst erfahren, wo seine Grenzen liegen. Wohl sollen Sie es vor wirklichen Gefahren warnen, doch muss es unbedingt auch selbst erleben können, was es sich zumuten kann. Bedenken Sie zudem, dass die meisten Gefahren in der Natur blosse Bagatellgefahren sind, also Missgeschicke und Fehltritte, die zwar schmerzhaft sein können, aber kaum je zu Verletzungen führen können, jedenfalls zu keinen ernsthaften. Ein schöner Nebeneffekt solcher Abenteuer ist schliesslich, dass Kinder davon müde werden und abends leicht und zufrieden einschlafen können.
  • Grenzen: Wenn das Kind zu weit geht, also Ihre Grenzen überschreitet, müssen Sie lernen, laut und deutlich "Nein!" zu sagen und konsequent dabei zu bleiben. Schauen Sie dabei dem Kind in die Augen und bleiben Sie bestimmt, aber ruhig. Gut möglich, dass das Kind nicht einfach nachgibt, sondern zu toben beginnt. Dann müssen Sie lernen, angemessen auf das Toben zu reagieren, das heisst ruhig bleiben, beim Kind bleiben und warten, bis sich das Kind ausgetobt hat und schliesslich bereit zur Versöhnung zu sein. Ihr Widerstand muss dabei immer passiv sein, Sie dürfen das Kind also nicht festhalten, wegsperren oder gar schlagen. Sie können sich aber ihm in den Weg stellen oder, wenn es Sie zu schlagen beginnt, ihm Ihren Arm oder Ihr Bein entgegenhalten (einige Kinder müssen den Widerstand tatsächlich körperlich erfahren). Es bringt auch nichts, einem tobenden Kind irgendetwas erklären und es so "zur Vernunft bringen" zu wollen, das wäre völlig kontraproduktiv. Denn es geht ja gerade nicht um irgendeine rationale Diskussion, sondern einzig darum, dass das Kind seine neue Kraft, also seinen Willen, ausprobieren will. Das ist vergleichbar mit dem Prozess, wenn Sie zum Beispiel das Pfeilbogenschiessen lernen wollen: Anfangs werden Sie die Saite des Bogens möglichst stark spannen und den Pfeil mit voller Wucht, aber noch nicht wirklich kontrolliert, ins Ziel schiessen wollen (und meistens daneben schiessen). Erst mit viel Übung und nach einigen Fehlschüssen werden Sie lernen, die Saite richtig dosiert zu spannen und den Pfeil in höchster Konzentration im richtigen Moment loszulassen.

Der Wille des Kindes darf also nicht gebrochen werden, sondern muss gewissermassen kultiviert werden. Dazu dienen die Eltern als eine Art Sparringspartner, indem Sie den nötigen Widerstand leisten. Selbstverständlich dürfen und sollen Sie diesen Widerstand auch variieren und gelegentlich nachgeben. Gehen Sie aber keine Kompromisse aus blosser Bequemlichkeit ein, weil Sie zum Beispiel die Konfrontation oder das "Nein!" scheuen. Ihr Kind braucht die Auseinandersetzung mit Ihnen, um sich gesund entwickeln zu können.

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Kontraproduktive Reaktion

Vom meist plötzlich erwachenden, ungestümen Willen des Kindes werden manche Eltern überrascht und reagieren hilflos oder gar mit Gewalt, in der Regel nicht aus schlechter Absicht, sondern schlicht in Unwissenheit der kindlichen Entwicklung:

  • Festhalten:
  • Wegsperren:
  • Schlagen:
  • Ignorieren:
  • Ironie:

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Mögliche Folgen eines gebrochenen Willens

Die Folgen eines gebrochenen Willens auf das Verhalten des Kindes sind je nach dessen Persönlichkeit ganz unterschiedlich, auf jeden Fall aber gravierend. Es gibt Kinder, die eher resignativ reagieren und andere, die eher übermässig impulsiv, provokativ oder gar aggressiv werden.

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Weiterführende Themen

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Übergeordnetes Thema

Willensbildung (zweite Phase der Erziehung)

Fragen und Feedback

Das "Zweimalzwei der Erziehung" ist zum Teil noch im Aufbau. Allfällige Fragen oder Feedback sind willkommen: Email

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